Als Benjamin Sarrazin 2007 sein Yuba Mundo Lux auf den Markt brachte, war noch nicht abzusehen, wie groß das Angebot des französischen Herstellers werden würde…aber nun konnten wir die neu überarbeiteten Modelle Yuba Boda Boda und Spicy Curry testen. In diesem Artikel geht es um das Spicy Curry.
Hier gehts zur Score-Übersicht.
Und hier zu der Erklärung der Bewertung.
Fahrrad Kategorie
Fahrverhalten: 4/5
Das Spicy Curry ist ein echtes Long Tail Lastenrad. Das heißt, dass der Radstand ziemlich groß ist und der Schwerpunkt ziemlich niedrig. Das resultiert in einem insgesamt sehr stoischen und entspannten Fahrverhalten. Das Spicy Curry will dabei sportlich unterwegs sein. Die Sitzposition erinnert stark an ein Mountainbike, was die Kontrolle in Kurven sehr erleichtert. In der Kurve ist am ehesten der lange Radstand merkbar. Es lenkt zwar willig ein, dann ist es in der Kurve aber recht träge und die Beladung auf dem Gepäckträger ist spürbar weiter hinten. Auch Lastwechsel macht das Spicy Curry nicht ganz so willig mit. Es ist dabei aber jederzeit sehr einfach kontrollierbar, dank des steifen Rahmens und niedrigen Schwerpunkts.
Der Motor hat mit Hilfe der effizienten Kettenschaltung gar kein Problem auch mit dem beladenen Rad. Über Unebenheiten rollt es sanft und komfortabel. Für steile oder lange Anstiege könnte die Bandbreite der Kettenschaltung zu gering sein. Das ist ein Problem, das im wesentlichen durch das kleine Hinterrad hervorgerufen wird.
Innovation/Design: 3/5
Die erste Generation des Spicy Curry war schon einige Zeit auf dem Markt und eine Überarbeitung des Bikes war fällig. Yuba hat es auch nicht bei Kosmetik belassen, sondern das Modell komplett neu designed, dabei aber nichts an der Positionierung und Praktikabilität geändert. Es bietet nun zusätzlich die Federgabel, Steckachsen vorne und hinten, sowie die Bosch Konnektivität. Aber die Zubehörschnittstellen auf der Rückseite des Bikes sind geblieben, was eine gute Möglichkeit ist, so ein Rad lange zu nutzen oder Zubehör von einem zum anderen Rad zu bringen. Verstellbare Ausfallenden und Riemen-Kompatibilität vermisst man allerdings auch in diesem Modell.
Ausstattung: 2/5
Die Anbauteile am Spicy Curry sind eher aus der unteren Mittelklasse, funktionieren aber unauffällig. Die etwas zu kurze Sattelstütze und der Scheinwerfer mit dem schmalen Leuchtbild trüben den Eindruck. Der ziemlich kleine Akku ist ebenfalls auffällig und in dieser Preisklasse ist in der Regel auch das Kiox300 Display verbaut.
Preis: 3/5
Mit dem neuen Design stößt das Spicy Curry auch in neue Preisregionen vor. In der Basis ist es ab 5.350€ zu haben, mit dem Family Zubehörpaket kostet es 5.500€. Das liegt im Preisbereich von Mitbewerbern, die dann eine bessere Ausstattung bieten, in der Belastbarkeit allerdings nicht mithalten können.
Qualität/Wartung: 3/5
Die Rahmen- und Beschichtungsqualität ließen beim Testbike keine Wünsche offen. Alle Verbindungen sehen sauber verarbeitet und auch nach mehreren Fahrten sah das Rad wie neu aus. Das Rad neigte aber zu deutlich hörbaren Klappergeräuschen bei unebener Straße. Die Kettenschaltung mit der sehr langen Kette ist natürlich ein Punkt, an dem regelmäßig Wartungsarbeiten anfallen und auch die Federgabel braucht ab und an etwas Pflege. Das Händlernetz von Yuba ist verhältnismäßig dicht, aber dank der Standardkomponenten sollte jeder Fachbetrieb ohne weiteres an dem Rad schrauben können.
Familienbike Kategorie
Variabilität: 4/5
Das größte Alleinstellungsmerkmal des Yuba Spicy Curry ist wahrscheinlich die Zuladungsfreigabe von 200kg. Anders als bei vielen Lastenrädern, die die Mitnahme eines Erwachsenen bewerben, ist hier Zuladungstechnisch die Möglichkeit auch praktisch gegeben. Und das hat natürlich auch Auswirkungen auf alle anderen Transportbedürfnisse. Denn auch schwere Lasten sind mit dem Spicy Curry kein Problem. Der lange Gepäckträger und der niedrige Schwerpunkt, sowie dediziertes Zubehör für den Transport größerer Gegenstände machen das Spicy Curry zum echten Lademeister. Auf Möglichkeiten, Boxen per MIK HD beispielsweise zu befestigen, verzichtet Yuba jedoch. Und auch die Montage klassischer Packtaschen ist beim Spicy Curry nicht möglich.
Sitze/Bank: 4/5
Hier bietet Yuba verschiedene Konfigurationen für bis zu drei Kinder auf dem hinteren Gepäckträger. In der Family-Version sind die Soft-Spots schon im Preis enthalten, die sowohl robust, als auch ganz gut gepolstert sind. Der Abstand zu den Trittbrettern ist konstruktionsbedingt recht niedrig, was es auch kleinen Kindern ermöglicht, die Füße abzustellen. Mit den Monkey Bars haben sie aber eine bequeme und variable Möglichkeit, sich festzuhalten und anzulehnen. Das Aufsteigen gelingt je nach Monkey Bar Konfiguration ebenfalls recht einfach. Babies lassen sich mit dem Spicy Curry nicht mitnehmen.
Zubehör: 5/5
Die lange Erfahrung im Long Tail Sektor ist bei Yuba deutlich am Zubehör erkennbar. Denn für ihre Lastenräder bieten sie mit das größte Zubehörprogramm an. Egal ob abschließbare Boxen, Regenverdecke oder Möglichkeiten zur Hunde-Mitnahme: Yuba hat ein Produkt dafür. Auch die Taschen für die Yuba Bikes sind allesamt groß und von guter Qualität. Fürs Spicy Curry gibt es zudem die größte Auswahl im Zubehör Lineup.
Parken und Rangieren: 4/5
Das Spicy ist einfach zu rangieren und dank des guten Ständers leicht abzustellen, braucht aber bisweilen recht viel Platz durch das Zubehör. Der breite Ständer lässt es durch den niedrigen Schwerpunkt sehr sicher stehen, auch wenn zwei Kinder hinten drauf zappeln. Beim Auf- und Abstellen genügt es, mit dem Fuß auf den Ständer zu treten und das Rad mit einem beherzten Ruck auf den Ständer oder davon wieder runter zu bringen. Zum Anschließen ist der Pin-Lock vorgesehen, der in der Bedienung aber deutlich fummeliger ist, als klassische Speichenschlösser mit Einsteck-Kette. Allerdings lassen sich auch normale Schlösser leicht und an mehreren Stellen durch den Rahmen ziehen.
Sicherheit: 3/5
Das Spicy Curry verlangt nur wenig Eingewöhnung und kann auch von wenig kundiger Hand leicht bewegt werden. Die Bremsen könnten noch von längeren Hebeln profitieren, sind aber insgesamt kräftig und leicht dosierbar, wenn auch nicht so kräftig wie die Magura MT4/5. Sämtliche STZVO relevante Beleuchtung ist vorhanden, der Scheinwerfer ist aber nicht sonderlich kräftig und hat auch ein schmales Leuchtbild. Auf Fern- und Bremslicht hat Yuba verzichtet. An diversen Zubehören finden sich noch reflektierende Details.
Die kleinen Passagiere sitzen in den Monkey Bars sicher und haben dank der zusätzlichen Streben noch Handschützer, falls das Rad doch mal umkippen sollte.
Gesamtscore: 35/50
Fazit:
Das Spicy Curry ist ein echtes Lastenrad und will das auch gar nicht verstecken. Eine etwas trägere Fahrt als bei anderen, kompakteren Long Tails, großer Platzbedarf und die etwas gewöhnungsbedürftige Optik sind allerdings kaum Hindernisse für ein insgesamt empfehlenswertes E-Bike. Die Möglichkeiten, die das Spicy Curry einem bieten, sind sofort sichtbar!
Ein ideales Rad für den Kita-Run und für alle Long-Tail Fans mit extra Transportbedarf…wenn ihr mit der Kettenschaltung und den 500Wh klar kommt!
* Yuba hat mir das Rad zur Verfügung gestellt und bezahlt mich für die Erstellung der Videos. Auf meine Meinungsäußerung, die Gestaltung meiner Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Ich bin herstellerneutral.