Cube hat mitten im großen Lastenrad Boom sein erstes Long John vorgestellt und nun schon drei Cargobikes im Programm. Das Trike Hybrid ist aber ohne Zweifel das besonderste, nicht nur für Cube, sondern im ganzen Cargobike-Markt. Aber was kann das Dreirad mit der besonderen Neigetechnik?
Wir konnten es nicht nur einmal leer über einen Parkplatz bewegen, sondern tatsächlich im Alltag fahren. Und in diesem Artikel bewerten wir es nach der Radelbande Bewertungsmatrix.
Hier gehts zur Score-Übersicht.
Und hier zu der Erklärung der Bewertung.
Fahrrad Kategorie
Fahrverhalten: 3/5
Erstaunlich beim Cube Trike Hybrid ist, dass es sich völlig intuitiv und eingängig fährt. Bei großen Dreirädern ist meistens eine gewisse Gewöhnungszeit vonnöten, hier fühlt sich alles gleich gewohnt an. Wobei schon ein paar Details darauf hindeuten, dass dies kein gewöhnliches Rad ist. Das Heck wackelt je nach Beladungssituation mal mehr, mal weniger über Unebenheiten und sorgt für ein Gefühl, als sei eine Unwucht im Hinterrad. Je besser der Untergrund, desto weniger stark ist dies ausgeprägt, und es nimmt auch mit zunehmender Beladung ab. Bei stärkeren Kanten rollt der vordere Teil des Rads leicht und gut gedämpft rüber, der hintere Teil rumpelt teilweise ordentlich, da hier eine Federung fehlt und selbst die dicken Reifen das nicht so gut kompensieren können.
Der Effekt aber, den Cube erreichen wollte, ist eindeutig getroffen worden. Das Cube Trike Hybrid neigt sich leicht und zuverlässig in die Kurve und lässt auch nur bei schnell gefahrenen Schlenkern erahnen, dass hinten recht viel Gewicht drauf ist. Dieser grundsätzlich große Fahrspaß wird nur durch das insgesamt große Gewicht etwas getrübt. Das Beschleunigen ist nicht ganz so rasant, wie bei einigen anderen Lastenrädern, gelingt aber dank der kurzen Grundübersetzung sehr einfach. Auch das Anfahren am Berg ist kein Problem. Der zweite Faktor, der für einige relevant sein dürfte, ist die Geräuschentwicklung. Bei unserem Testbikes gab es einige Ticker-, Quietsch- und Knarzgeräusche, die bei normalen Fahrrädern und auch bei den meisten anderen Lastenrädern nicht existieren.
Die Grundidee funktioniert während der Fahrt also wirklich gut, kann an der einen oder anderen Stelle aber noch verfeinert werden.
Innovation/Design: 5/5
Cube hat mit dem Trike Hybrid einen anderen Weg eingeschlagen, als andere Hersteller, wohl wissend, dass ihre Idee nicht jede:n ansprechen wird. Optisch ist es aber ausgesprochen gut gelungen. Sanfte Übergänge zwischen den Rohren, ein Design, dass nicht überfordernd wirkt und eine äußerst einfache Bedienung helfen, die Eintrittschwelle in die Lastenrad-Welt möglichst niedrig zu machen, nicht nur sprichwörtlich! Das Rad ist auch sehr gefällig und hat nur positive Reaktionen hervorgerufen. Die Kabine hinten erinnert natürlich an das klassische Fahrrad+ Anhänger Prinzip. Gestalterisch sicherlich eines der spannendsten Räder aktuell und ein Gradmesser, wie Cube Lastenräder zukünftig aussehen werden.
Konstruktiv ist die Kombination aus dem festen Hinterbau und dem sich neigenden Vorderteil nicht ganz neu, aber in diesem Rad das erste Mal in einem Familienbike eingesetzt. Diese Konstruktion erhöht natürlich die Komplexität und den Einsatz von speziellen Teilen, diese sind aber insgesamt sehr massiv ausgeführt, was allerdings auch das sehr hohe Gewicht von 75kg zur Folge hat.
In Sachen Konnektivität bietet das Trike Hybrid alle Vorteile des smarten Systems und der Bosch Software-Umgebung, die nach und nach ausgebaut wird.
Ausstattung: 4/5
Besonders das getestete Trike Dual Hybrid kann mit den 1500Wh Akkukapazität mit einer guten Reichweite punkten, die allerdings mit knapp 40km im Alltag geringer ausfällt, als bei leichteren Rädern mit ähnlicher Kapazität. Hier würden wir den Meisten die Doppelakku-Option empfehlen.
Die weitere Ausstattung ist angemessen. Sattel, griffe und Pedale sind bequem beziehungsweise bieten einen guten Grip. Die Beleuchtung ist ebenfalls gut bis sehr gut. Ein Nachteil der Konstruktion ist der Einsatz einer Kette, die sich auch nicht einfach durch einen Riemen ersetzen lässt.
Preis: 3/5
Der Grundpreis des Cube Trike Hybrid wirkt verhältnismäßig hoch, besonders für Cube. Wenn man sich allerdings das Konkurrenz Umfeld ansieht und die Komplexität des Aufbaus ist der Preis schon erklärbar bis verhältnismäßig günstig. Denn Cube kann sich nicht auf hohe Verkaufszahlen verlassen und hat im Vergleich zu Long John Modellen viele besondere Teile und hohe Werkzeugkosten. Allerdings gibt es gerade für den Einsatzzweck für Familien mit zwei Kindern auch deutlich günstigere Modelle mit ähnlicher Ausstattung, auch von Cube.
Qualität & Wartung: 3/5
Die Verarbeitungsqualität des Testbikes war gut. Die Lackqualität ist sauber und die Verbindungen zwischen den Rahmenteilen sind ebenfalls auch optisch gut verschweißt. Die Halterung des Verdecks ist lediglich eingehängt und wird durch den Dämpfer stabilisiert. Hier sollte beim Öffnen auf die Windstärke und -Richtung geachtet werden. Hier wäre eine festere Verbindung von Vorteil. Bei der Benutzung haben sich ein paar Punkte gezeigt, die etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Auf der einen Seite sind da die zwei Ketten, deren Spannung natürlich regelmäßig geprüft werden muss und die nicht vollständig gekapselt verlaufen können. Auf der anderen Seite sind in dem hinteren Fahrwerk einige bewegliche Teile, die bei Bedarf gereinigt und gegebenenfalls geschmiert werden müssen. In unserem Test hat es hier einige Geräusche gegeben, die durch Wartung in den Griff bekommen werden sollten. Dank des sehr dichten Cube Händlernetzes und einiger Flagship Stores sollte der Service allerdings kein Problem sein.
Definitiv verbesserungsbedürftig und einfach umsetzbar ist das vordere Schutzblech. Das ist zu kurz, um einen effektiven Schutz für Füße und Motorgehäuse zu ermöglichen.
Lastenrad Kategorie
Variabilität: 3/5
Die Box des Cube Trike Hybrid ist recht vielseitig. Mit der leicht entnehmbaren Bank können auch Euroboxen leicht mitgenommen werden und die niedrige Ladekante erleichtert die Beladung. Verzurrösen ermöglichen den sicheren Transport von Dingen und Hunden. Bei montierter Bank ist der Platz sehr beschränkt, mehr als ein paar Jacken bekommt man, neben den Passagier:innen, nicht mehr in die Box. Der vordere Gepäckträger ist definitiv eine Empfehlung, da er mit 20kg Kapazität und 30x40cm Ladefläche kleinere Einkäufe und Kinderrucksäcke gut aufnehmen kann. Recht niedrig wiederum ist die Kapazität der Ladebox mit 60kg. Die Möglichkeit, einen Anhänger zu ziehen, bietet das Cube Trike Hybrid nicht. Insgesamt lässt sich das Rad gut für verschiedene Zwecke nutzen, ist aber sehr auf proprietäres Zubehör angewiesen und könnte in der Box gerne noch etwas mehr Platz bieten, besonders mit montierter Bank.
Kindersitze/ Bank: 3/5
Die Kinder haben das Sitzen im Cube Trike Hybrid geliebt, auch wenn sie etwas weniger Platz nach vorne hatten, als in anderen Rädern. Die Sitzbank bietet eine ausreichende Breite, ist bequem und die Gurte haben einen sehr großen Verstellbereich. Nur für kinder ab ca. 6 Jahren wird es sehr eng und nicht mehr unbedingt für größere Strecken geeignet, da die Kopffreiheit nicht mehr reicht und die Beine recht stark angewinkelt sind.
Hier wäre gut, wenn die Box etwas länger oder nach vorne noch etwas tiefer wäre. Die Trittstufe ist eine tolle Idee, jedoch steht das Vorderteil des Rads nicht 100%ig sicher mittig, sodass unsere Dreijährige trotzdem Hilfe beim Einstieg benötigte.
Zubehör: 4/5
Es gibt zwei Versionen des Trike Hybrid. Einmal für Familien und einmal für den Transport von Waren und Hunden. Hauptsächliches Unterscheidungsmerkmal sind die Verdecke, die jeweils sehr gut konzipiert und gefertigt sind, viele Optionen bieten und für jede Jahreszeit geeignet sind. Besonders die Abschließbarkeit ist ein Bonus, wenn man nicht alles immer mitschleppen will. Aufpassen muss man aber beim Schließen, da der Rahmen sehr eng über dem eigentlichen Rahmen der Box schließt: Quetschgefahr!
Das weitere Zubehör fürs Cube Trike Hybrid ist ebenfalls sinnvoll, wobei die Tasche für das Heck der Box gerne etwas geräumiger ausfallen dürfte, um zum Beispiel Kinderrucksäcke zu verstauen. Der Frontgepäckträger mit dem RiLink System ermöglicht die Montage von Cube Zubehör, das sich dann einfach einklinken lässt. Alle Teile sind gut verarbeitet und fair eingepreist.
Parken und Rangieren: 2/5
Das Rangieren des Cube Trike Hybrid ist etwas ambivalent. Einerseits kann es durch den sehr großen Lenkeinschlag leicht auf der Stelle gedreht werden, andererseits ist es recht schwer und man muss aufpassen, dass die eigenen Füße nicht unter die Hinterräder geraten. Zumindest der erste Punkt lässt sich jedoch leicht mit der Schiebehilfe ausgleichen.
Das Abstellen gelingt mit der Feststellbremse leicht und das Rad kann mit stark geneigtem Vorderbau abgestellt werden. Der kleine Ständer hält es etwas gerader, jedoch würde ich eine „echte“ Arretierung für den Neigemechanismus bevorzugen.
Zum Anschließen lässt sich vorne an der Gabel ein Speichenschloss montieren, viele andere Möglichkeiten bieten sich bei dem Rad aber nicht. Besonders wenn der Frontgepäckträger montiert ist, sollte immer ein recht langes Schloss mitgenommen werden, das um den Hauptrahmen geschlungen werden kann.
Sicherheit: 4/5
Dank des sehr schnellen Eingewöhnens ist das Cube Trike Hybrid super für Neulinge und unsichere Fahrer:innen geeignet. Die Sitzposition kann gut von Aufrecht bis sportlich eingestellt werden und auch an der Ampel braucht nicht das ganze Rad ausbalanciert zu werden, sondern nur der recht leichte Vorderteil. Das macht das Rad im Alltag sehr angenehm und sicher. Die Beleuchtung ist dem Rad angemessen. Der Cube-eigene Scheinwerfer hat ein gutes Leuchtbild, kommt aber ohne Fernlicht. Und Achtung bei montiertem Frontgepäckträger, dass die Ladung nicht den Lichtkegel verdeckt. Die Supernova Rückleuchten sind sehr hell und haben eine tolle Lichtsignatur, kommen aber wiederum ohne Bremslicht. Dies wäre bei den sehr zuverlässigen und starken Bremsen aber gar nicht schlecht. Diese verzögern nämlich schon mit being Druck sehr ordentlich und ohne zu einer Seite zu ziehen.
Ebenfalls sehr gut ist die Sichtbarkeit. Cube hat dem Rad in der Farbe reflektierende Logos spendiert und stattet auch die Verdecke mit großflächigen Reflektoren aus.
Bei der Sicherheit für die Kinder gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Die sitzen sicher in der komplett geschlossenen Box und können auch im schlimmsten Falle auf gute Gurte und einen kompletten Rahmen drumherum setzen.
Gesamtscore: 34/50
Fazit:
Ihr sucht ein Rad mit dem wirklich fast jede:r fahren kann und auch eine komplett geschlossene Kabine bietet? Das Cube Trike Hybrid setzt die Einstiegsschwelle in der Welt großer Cargobikes niedrig, hat jedoch auch noch einiges an Potential für die nächste Generation. Es zeigt, wie Cube Lastenräder zukünftig aussehen und kommt mit einigen tollen Funktionen und Ideen. Für die Meisten würden wir aber dennoch empfehlen, auch den Long John Bruder des Trike Hybrid Probe zu fahren, da dieses noch einmal mehr Variabilität bei einem deutlich günstigeren Preis bietet.
*Cube Bikes hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.