Wir waren skeptisch. Low-Budget E-Bikes sind normalerweise nicht unser Fachgebiet. Aber die Fakten, dass Sushi Bikes in Europa produziert werden und seit einigen Jahren viel Aufmerksamkeit generieren, hat uns neugierig gemacht. Welche Kompromisse präsentieren die Sushi Bikes? Und sind sie in der dritten Generation empfehlenswert?
Wir konnten die Räder ein paar Wochen im Alltag bewegen und somit gibt es hier die Bewertung nach der Radelbande Bewertungsmatrix!
Hier gehts zur Score-Übersicht.
Und hier zu der Erklärung der Bewertung.
Fahrrad Kategorie
Fahrverhalten: 2/5
Die Sushi Bikes kommen mit einem Hecknabenmotor und fester Singlespeed Übersetzung, das heißt, dass es keine Gangschaltung gibt. Bei 25km/h ist die Trittfrequenz bei etwa 75 U/Min, was ein guter Kompromiss ist. Das Anfahren gelingt mit der 46-18 Kombination dank des Motors im Flachen recht gut, am Berg ist es sehr schwierig, da der Motor auch eine kurze Zeit zum Einsetzen braucht. Er kommt ohne Drehmomentsensor aus, sondern misst nur, dass die Kurbel gedreht wird. Erstaunlicherweise ist das Einsetzen aber sanft und die Wartezeit kurz und wir konnten auch keinen nennenswerten Nachlauf feststellen. Steigungen macht der Motor gut mit, unter 10km/h setzt er aber aus, wodurch kurze, knackige Anstiege mit viel Schwung genommen werden sollten. Die 200W Leistung geben das Gefühl eines ständigen Rückenwinds und halten das Gefährt im Flachen gut auf den 25km/h. Wir waren im Endeffekt erstaunt über die Charakteristik und Kraft des Motors, auch wenn er natürlich nicht mit einem Mittelmotor mit Schaltung mithalten kann.
Die Geometrie ist sehr sportlich und direkt ausgelegt. Somit werden Lenkbefehle schnell umgesetzt und Hindernissen kann leicht ausgewichen werden. Bei unebener Strecke werden aber deutliche Komforteinbußen merkbar. Hier bieten weder Rahmen, Gabel und Anbauteile, noch die schmalen Reifen eine gute Dämpfung, was Kopfsteinpflasterpassagen sehr unangenehm werden lässt. Auf guten Strecken fahren sich die Sushi Bikes sanft, aber der Motor vibriert unter Last teilweise unangenehm.
Innovation/Design: 2/5
Das Design der Sushi Bikes ist sehr zurückhaltend und sie sind verhältnismäßig einfach konstruiert, setzen aber auf Lösungen, die eine lange Haltbarkeit und einfache Wartung ermöglichen. Die nach hinten geöffneten horizontalen Ausfallenden unterstreichen den „fixed-gear-style“, es gäbe aber elegantere Lösungen, um die Kette zu spannen. Ebenfalls geben die klassischen Schnellspanner, außen liegenden Lagerschalen und leichtes Kabelwirrwarr am Cockpit Aufschluss über den Low-Cost Ansatz von Sushi. Ebenfalls sucht man Bluetooth Konnektivität vergeblich. Die USB-C Buchse im Akku, um externe Geräte laden zu können ist ein nettes Feature, den Fahrrad-Akku darüber laden zu können wäre aber noch die Kirsche auf der Torte.
Schön sind die deutlichen Unterschiede der beiden Rahmenvarianten, wobei unterschiedliche Rahmengrößen beim California Roll wünschenswert sind.
Ausstattung: 3/5
Sushi ist mit der Version 3.0 einen großen Schritt nach vorne gegangen und hat zwei wichtige Schwachstellen der früheren Versionen beseitigt. Die Kontaktpunkte sind einfach, aber scheinen langlebig zu sein. Besonders positiv aufgefallen sind uns die großen, griffigen Pedale. Auch die Sättel sind passend für die jeweiligen Fahrrad-Geometrien. Die Tektro Bremsen mit den großen Bremsscheiben zeigen eine super Performance und auch die Beleuchtung ist besser, als wir das bei Rädern in diesem Preisbereich erwarten. Leider müssen gerade beim Maki Schutzbleche, Ständer und Gepäckträger dazugekauft werden, um es richtig alltagstauglich zu machen.
Der Akku hat in der höchsten Unterstützungsstufe auf meiner Testrunde durch die Stadt knapp über 30km durchgehalten. Das ist okay und dürfte für die meisten Anwendungszwecke reichen. Auf Radtouren außerhalb von Stop&Go dürfte es aber deutlich mehr sein. Auffällig: nach knapp 27km war die Unterstützung merkbar geringer, die Beleuchtung lief aber auch weiter, nachdem der Motor nicht mehr unterstützte.
Preis: 5/5
Ein E-Bike für 1.399€ ist ein echt guter Deal und die Sushi Bikes geben bei diesem Preis wenig Anlass zur Kritik. Natürlich gibt es auch E-Bikes, die mit einer Schaltung kommen und noch günstiger sind, da sollten dann aber die Produktionsbedingungen hinterfragt werden. Wenn man beachtet, dass Sushi ein Deutsches Unternehmen mit einem guten Kundenservice und einer Produktion in Europa ist, zeigt sich das gute Preis-Leistungsverhältnis. Was Fragen aufwirft, ist die Preispolitik zwischen California Roll und Maki, denn die beiden Räder haben den gleichen Preis, das California Roll hat aber eine deutlich bessere Ausstattung.
Qualität & Wartung: 3/5
Sushi Bikes sind der Einstieg in die Welt der E-Bikes, aber qualitativ gibt es wenig auszusetzen. Gut erkennbare und sauber verarbeitete Schweißnähte werden mit einer widerstandsfähigen Beschichtung gepaart. Durch die Standardmaße lassen sich die Komponenten leicht warten. Das Einzige, um das sich regelmäßig gekümmert werden muss, ist die Kette, was jedoch recht einfach ist. Single-Speed Übersetzung sei dank! Die Kette ist verhältnismäßig dick und sollte so ebenfalls viele Kilometer durchhalten. Die Sushi-eigenen Reifen laufen etwas unrund, selbst bei hohem Druck. Für Aufbau und/oder Wartung gibt es ein Service Netzwerk in Deutschland, das allerdings hier und da noch Lücken aufweist.
Spezial Kategorie
Alltagstauglichkeit: 2/5
Die Sushi Bikes haben einen Alltagsnutzen wie normale 28″ Bio-Bikes, mit dem Vorteil des E-Motors. In der Standardausstattung ist das Maki jedoch kaum Alltagstauglich. Schutzbleche und Ständer, sowie ein Gepäckträger sind alle optional. Das California Roll hat hier den Vorteil, es muss nur der Gepäckträger ergänzt werden. Für Städte mit leichten oder kurzen Steigungen sind die Sushi Bikes gut geeignet, längere oder stärkere Steigungen werden jedoch zum Problem. Mit einer entprechenden Ausstattung sind aber leichte Transportaufgaben oder die Mitnahme von Packtaschen kein Problem. Die 120kg Gesamtgewicht-Angabe dürfte jedoch trotz des geringen Eigengewichts für Einige zu wenig sein.
Coolness Faktor: 4/5
Trotz des zurückhaltenden Designs werden Sushi Bikes sehr oft im Alltag erkannt. Der Fixed-Gear-Style des Maki spricht nach wie vor viele an und die klassische „Damenrad“-Optik des California Roll ist wirklich elegant, ohne aufdringlich oder übertrieben stylisch zu sein. Beide Bikes fallen nicht sofort als E-Bikes auf und sind insgesamt ziemlich cool!
Zubehör: 4/5
Dank des Standard-Designs lässt sich viel Fahrrad-Zubehör an die Sushi Bikes bauen. Sushi Bikes selbst bietet jedoch ein breites Zubehörprogramm an, auch in Kooperation mit anderen Brands. Von Schutzblechen, Gepäckträgern für vorne und hinten, über Taschen bis zu weiteren Gadgets lässt sich das Sushi Bike für den eigenen Gebrauch anpassen. Jedoch sind die Zubehör-Produkte im Online Shop von Sushi oft teurer als anderswo. Die Schutzbleche sind in der getesteten Version klapprig und sitzen nicht gut.
Parken und Rangieren: 3/5
Die Sushi Bikes sind leicht und nur so groß, wie normale Fahrräder. Das macht das Handling leicht. Der Ständer beim California Roll lässt sich verstellen, sodass es auf allen Untergründen einen sicheren Stand findet. Das Maki muss in der Standardversion immer irgendwo angelehnt werden, da der Ständer fehlt. Ein Speichenschloss ist nicht verfügbar, aber am Maki ließe sich leicht ein Faltschloss montieren.
Sicherheit: 4/5
Mit den Sushi Bikes ist das Fahren im Stadtverkehr sehr leicht. Dank der fehlenden Schaltung und dem kräftigen Motor ist es einfach, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Das Bremsen gelingt einfach und sie verzögern kräftig, auch wenn breitere Reifen den Bremsweg und Komfort deutlich verbessern könnten. Die Beleuchtung ist super und auch dunkle Streckenabschnitte werden ausreichend ausgeleuchtet. Das Rücklicht ist hell, könnte aber von Dingen, die auf dem Gepäckträger verzurrt, sind verdeckt werden. Die Sitzposition des California Roll ist aufrecht und auch kleinere Leute haben einen guten Überblick. Beim Maki wird eine sportlichere Sitzposition eingenommen, woran sich Einige gewöhnen müssen.
Gesamtscore: 32/50
Fazit:
Nachdem Sushi Bikes nun einige Jahre auf dem Markt sind, konnten sie ihre Räder noch einmal deutlich verbessern. Ja, die Einschränkungen des Single-Speed Antriebs und Hecknabenmotors bleiben bestehen, allerdings gibt es dennoch einen breiten Einsatzzweck für diese Bikes. Der günstige Preis dürfte Viele motivieren, in die Welt der E-Bikes einzusteigen und das Auto öfter stehen zu lassen, allerdings sollte man auch nicht den Vergleich mit doppelt so teuren Produkten machen, denn diese bieten natürlich mehr Komfort und Möglichkeiten der Nutzung. Aber wenn ihr wisst, dass ein Single-Speed E-Bike für eure Wege und euren Alltag passt, dann bekommt ihr hier ein preiswertes Produkt, das euch lange begleiten dürfte.
* Sushi Bikes hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.