Ca Go wollte als zweites Modell neben dem großen FS Long John nicht Just Another Longtail rausbringen, sondern etwas wirklich neues machen. Ein CUV wollten sie bauen, ein City Utility Vehicle. Herausgekommen ist das spannende Ca Go CS…und das haben wir mehrere Wochen im Alltag getestet.
Hier gehts zur Score-Übersicht.
Und hier zu der Erklärung der Bewertung.
Fahrrad Kategorie
Fahrverhalten: 5/5
Draufsetzen, losfahren, glücklich sein. Das getestete CS200 kommt mit dem stärksten Bosch Motor und macht einfach nur Spaß. Die Lenkung und Straßenlage erinnert in der Grundcharakteristik stark an den großen Bruder, das FS200, was definitiv positiv ist. Auch Unebenheiten, Kanten und Kopfsteinpflaster können das Rad nicht schrecken, sondern es fährt sehr angenehm über alles rüber. Die Bedienkräfte sind beim Lenken etwas höher als bei anderen Rädern, aber du wirst mit einem absolut idiotensicheren Fahrgefühl belohnt. Die Enviolo macht dabei einen guten Job, aber die Kettenschaltung oder die anderen Nabenschaltungen in den günstigeren Modellen stellen den eher sportlichen Charakter des Bikes noch etwas mehr in den Vordergrund und sind auch effizienter. Hier hat uns der 725Wh Akku knapp 55km weit mit einer Akkuladung und Turbomodus im Alltag bewegt. Die Sitzposition ist dabei sportlich gestreckt, allerdings wäre eine etwas kürzere Einstellung wünschenswert gewesen. Das verleidet aber nicht den Spaß an diesem Rad.
Innovation/Design: 4/5
Das Design der Bikes von Ca Go ist ziemlich stark an Automotive Design angelehnt und polarisiert dadurch ziemlich stark. Fahrrad-Feingeister mögen die Nase rümpfen, während die Zielgruppe, die Ca Go ansprechen möchte, sich über den stabilen Auftritt freut. Das Design ist auf jeden Fall kohärent und aus jedem Blickwinkel stimmig. Die Idee der übereinander liegenden Ladeflächen ist zwar nicht neu, aber Ca Go zeigt in der Auswahl der Schnittstellen und der Integration des Lenkungsmechanismus schon seine Expertise im Cargo Bike Design. Durch den Fokus auf die geringe Größe heben sie sich auch von anderen Angeboten im Long Diamond Bereich ab. Trotz der geringen Größe ist das Rad jedoch verhältnismäßig schwer. 46kg habe ich für das CS200 gewogen. Ca Go selbst gibt an, dass die leichteste Version ab 35,5kg wiegt, was auch schon kein Spitzenwert ist.
In Sachen Konnektivität nutzt das Rad die Vorteile des Smart Systems von Bosch und kann so auch individuell angepasst werden.
Ausstattung: 4/5
Dass Ca Go sich selbst im Premium Bereich ansiedelt und gleichzeitig sehr gute Verbindungen zu den TOP-Marken im Fahrrad-Bereich hat, ist an der Ausstattung erkennbar, die durchweg hochwertig ist. Ergon Griffe und Sattel, hochwertige Pedale und eine gute Beleuchtung sind nicht üblich, allerdings könnte im Detail jeweils noch eine Stufe höher gegangen werden, wie zum Beispiel bei der Enviolo, die hier als Trekking Variante kommt.
Preis: 2/5
Der Preisbereich zwischen 4.500€ und 6.500€ ist hart umkämpft und es tummeln sich dort alle möglichen Lastenradarten. Gemessen an der Komplexität des Ca Go CS geht der Preis in Ordnung, es muss sich aber gegen einige deutlich günstigere Alternativen durchsetzen. Das Ca Go CS wird nicht wegen des Preises, sondern trotz des Preises gekauft.
Qualität & Wartung: 4/5
Die Verarbeitungs- und Montagequalität des Testbikes war sehr gut, bis auf ein paar unregelmäßige Schweißnähte im Sichtbereich. Das ganze Bike fühlt sich äußerst solide und hochwertig an und kommt mit einer widerstandsfähigen Beschichtung. In der Version mit Enviolo und Riemen ist es natürlich sehr wartungsarm. Zwar sollte die Federgabel regelmäßig gepflegt werden, aber die Suntour Mobie 34 hat sich als viel langlebiger als ihre Vorgängerin erwiesen, die aber beim CS70 und CS80 verbaut ist. Da wäre der flächendeckende Einsatz der Mobie34 wünschenswert.
Das Ca Go Händlernetz hat schon eine gute Dichte, aber ist noch verhältnismäßig jung. Allerdings kann das CS durch die Auswahl der Komponenten in den meisten Werkstätten gewartet werden, die sich mit Lastenrädern und Bosch Antrieben auseinandersetzen.
Lastenrad Kategorie
Variabilität: 3/5
Durch das Ladekonzept mit den drei Gepäckträgern ist das Ca Go CS ziemlich einzigartig. Jeder der drei Gepäckträger hat besondere Fähigkeiten und kann unterschiedlich viel tragen. Leider ist der potenziell größte Gepäckträger, das Top Rack, auch der, der am wenigsten Last aushält, mit 18kg. Und der Gepäckträger, der am meisten Last aushält, ist durch die seitlichen Begrenzungen am kleinsten. Allerdings haben sich für uns im Alltag dadurch keine Probleme ergeben, denn wirklich große und schwere Lasten sind dann doch eher selten. Selbst Blumenerde passt gut auf das Center Rack. Für regelmäßige Transporter großer und schwerer Beladungen ist das CS nicht geeignet.
Dieser Umstand lässt sich zum Testzeitpunkt auch nicht mit einem Anhänger umgehen, denn Ca Go gibt dafür keine Freigabe. Ebenfalls ist durch das hohe Eigengewicht und das recht geringe Gesamtgewicht die Variabilität eingeschränkt. Das Ca Go CS kann dann glänzen, wenn es um die regelmäßigen Transporte des Alltags geht, bei außergewöhnlichen Lasten kommt es aber schnell an seine Grenzen.
Kindersitze/ Bank: 2/5
Das Ca Go CS ist als reiner Lastentransporter entwickelt worden. Es hat aber dennoch Möglichkeiten, um ein Kind mitzunehmen, die in etwa denen eines normalen Fahrrads entsprechen. Der Gepäckträger wurde auf ein Gewicht von 27kg freigegeben und eignet sich somit für die Montage eines Kindersitzes. Auch Kleinkindsitze lassen sich auf dem CS montieren. Eine Freigabe, einen Anhänger zu montieren, würde auch hier die Bewertung noch einmal verbessern.
Zubehör: 3/5
Ca Go hat mit dem CS große Pläne, um es auf Dauer für alle möglichen Szenarien auszustatten. Zubehör wie das Extended Front Rack, die Tasche oder das Cover sind schon einmal gute Startpunkte und bei einigen Versionen auch schon mit dabei. Auch dass das Ortlieb QL3 System integriert wurde, sowie 2x das MIK HD System erweitert die Möglichkeiten für Zubehör deutlich. Einfach vom Sattel zugängliche Fächer für Flasche, Smartphone oder Schlüssel wären noch sinnvoll.
Parken und Rangieren: 4/5
Dank der Seilzuglenkung und des niedrigen Schwerpunkts lässt sich das CS einfach schieben und rangieren. Der Lenker benötigt zwar etwas Kraft, aber ist gut kontrollierbar, selbst mit voll eingeschlagenem Vorderrad (90°!). Zum Aufbocken kommt der Ursus Jumbo Ständer zum Einsatz, der hier, im Gegensatz zu allen anderen Rädern, tatsächlich gut integriert ist. Die Bedienung gelingt gut, allerdings müssen die Pedale immer in eine waagerechte Stellung gebracht werden, was die Schuhe in Mitleidenschaft ziehen kann. Beim CS200 ist das Gewicht allerdings schon ein Faktor, der die Bedienung etwas erschwert.
Das Speichenschloss, das bei dem Gepäckträger immer mit dabei ist, ist dabei ein sinnvolles Extra, das ich definitiv empfehle, da es sich mit Hilfe einer Einsteckkette super nutzen lässt, um das Rad zu sichern. Jedoch ist auch das anschließen mit einem regulären Schloss dank vieler Rahmenstreben kein Problem. Wenn das Rad steht, hat es einen recht kleinen Fußabdruck und kann sich mit eingeschlagenem Vorderrad und besonders ohne Extended front Rack beinahe überall abstellen lassen.
Sicherheit: 4/5
Auch beim CS kommt das Sicherheitsversprechen von Ca Go nicht zu kurz, denn das Rad ist so gestaltet, dass es sich sicher fahren lässt, es nicht zu Lenkungsflattern kommt und die Sitzposition eine gute Übersicht ermöglicht. Bei der Bremse gibt es nichts zu meckern. Die Magura Bremsen mit den großen Scheiben versprechen auch in den günstigeren Versionen gute Verzögerung und lange Standzeit. Besonders beim getesteten CS200 ist die Verzögerungsleistung hervorragend! Allerdings wäre es noch besser, wenn jeweils vorne und hinten die gleiche Bremse verbaut wäre. Die Beleuchtung ist durchweg hochwertig, könnte aber gerne mit Bremslicht und Fernlicht kommen. Reflektorenseitig kommt das komplette Set mit dem Rad, das der Gesetzgeber fordert. Bei der aktiven und passiven Beleuchtung ist also noch Luft nach oben.
Gesamtscore: 37/50
Fazit:
Das Ca Go CS ist ein Rad für alle, die bei ihrem Alltagsrad einfach mehr Variabilität und Flexibilität brauchen. Schnell was einkaufen, obwohl die große Sporttasche dabei ist? Kein Problem! Einen Kasten Lieblingsgetränk zusätzlich zum Eurobox-füllenden Picknick? Kein Problem! Das ist schon außergewöhnlich bei einem so kleinen Rad. Allerdings gibt es Limitierungen besonders was die Mitnahme von Kindern angeht. Aber wenn ihr aus der Phase raus seid oder noch nicht drin, dann ist das CS ein toller Begleiter für den Alltag. Unser Favorit wäre das CS90 Allroad mit dem Performance Line SX Motor, denn das ist leichter und sportlicher als das schwere CS200 und ist deutlich günstiger. Es ist kein „echtes“ Lastenrad, fährt sich im Gegenzug aber auch besser als die meisten Lastenräder und ist nicht unterfordert, wenn man auch mal nichts transportieren muss.
*Ca Go hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.