Das Tern GSD ist ein GSD ist ein GSD

Mehrere Wochen vor der offiziellen Präsentation des neuen Tern GSD durften wird es schon im Stellt Modus im Alltag bewegen und wir konnten es im Lübecker Restwinter auch gut nutzen. Was die Unterschiede zu den Vorgängermodellen sind und wo das neue GSD richtig scheinen kann, das haben wir geprüft.

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Als Longtail fährt sich das GSD sehr intuitiv und einfach. Es ist keine Eingewöhnungszeit nötig. Der kräftige Motor in Verbindung mit den kleinen Rädern sorgt dafür, dass das Rad sehr gut beschleunigt und sich einfach um die 25km/h bewegen lässt. Beim Testrad fühlte sich die Beschleunigung und die Bergfahrt jedoch etwas weniger stark an, als bei anderen Lastenrädern mit Kettenschaltung.
Während der Fahrt ist es relativ komfortabel. Die Federgabel schluckt vorne Unebenheiten oder Kopfsteinpflaster gut weg und durch den etwas verlängerten Radstand und die dicken Reifen ist es auch hinten ziemlich komfortabel. In beladenem Zustand fährt es sehr satt und ist nur unwesentlich langsamer in der Beschleunigung. Der Motor ist dabei stets präsent und durch die vielen beweglichen Teile, die Kettenschaltung sowie das große Schutzblech ist das neue GSD insgesamt verhältnismäßig laut.

Man hat nicht das Gefühl, auf einem Lastenrad zu sitzen. Die Sitzgeometrie lässt sich sehr einfach einstellen und hat sowohl für mich mit 196 als auch für meine Frau mit 162cm gepasst. Wenn man das Rad beladen fährt, sollte man immer beide Hände am Lenker halten, da sonst der Lenker aufschaukelt, was sich aber leicht einfangen lässt.

Innovation/Design: 4/5
Tern hat das Design des GSD behutsam weiterentwickelt und diverse Punkte angepasst, um das Rad noch praktischer zu machen und dabei weiterhin so kompakt wie möglich zu bleiben. Dabei kamen auch Designdetails des Orox und des Quick Haul Long zum Einsatz, was die Zubehörkompatibilität und Vielseitigkeit erhöht. Auffällig ist auch, dass Tern diverse Abdeckungen, Schutzkappen und Schutzblechverlängerungen integriert hat, die bei anderen Fahrrädern fehlen. Rein konstruktiv hat das GSD auch nach 8 Jahren nichts an seiner Besonderheit und seinem Charme verloren.
Durch das Smart System im S10 stehen alle Möglichkeiten des Bosch Ökosystems zur Verfügung.

Ausstattung: 4/5
Die Ausstattung des Tern GSD S10 ist sehr gut. Die Kettenschaltung ist natürlich nicht für jede:n etwas, passt aber gut zum spritzigen Charakter des Bikes. Hier ist allerdings zu beachten, dass der lange Käfig des Schaltwerks bei niedrigem Reifendruck oder Kantsteine auf dem Boden aufkommen kann und so Schäden verursacht werden können.

Cockpit, Bremsen, Sattel, Beleuchtung: alles fühlt sich hochwertig und verbindlich an. Das 545Wh Powerpack ist ausreichend für den Alltag der Meisten. Im Turbo-Modus sind wir mit wechselnder Beladung knapp 30km weit gekommen. Hier scheint das Testrad einen erhöhten Widerstand irgendwo zu haben, denn normalerweise liegt die Reichweite knapp 10km höher. Die standardmäßige zweite Akkuposition ist gerade dann super, wenn man wirklich viel fährt oder noch einen Anhänger zieht.

Preis: 2/5
Tern positioniert das GSD bewusst im Premium-Segment. Der Preis ist hoch, aber angesichts der hochwertigen Ausstattung, der enormen Vielseitigkeit und der durchdachten Detaillösungen gerechtfertigt. Die dritte Generation des GSD gibt es auch noch in zwei Varianten mit dem alten Bosch System zu reduzierten Preisen und ist damit für die ein oder andere Person interessanter.

Qualität: 4/5
Das GSD ist komplett hochwertig und solide verarbeitet und hat viele kleine, nette Details. Der Rahmen und die Anbauteile sollten einem lange Freude bereiten. Der Wartungsaufwand ist durch die Kettenschaltung nicht zu vernachlässigen, durch den großen Kettenschutz ist aber einer starken Verdreckung der Kette vorgebeugt. Die lange Kette und großen Kräfte, die auf dem Antriebsstrang anliegen, sorgen aber für einen hohen Kettenverschleiß und können die Wartungskosten in die Höhe treiben. Dank eines dichten Händlernetzes und der Bosch Integration sollten auch externe Wartungsarbeiten ohne großen Aufwand durchgeführt werden können. Die USB-C-Buchse ist allerdings an einem unpraktischen Ort montiert, der bisweilen mit aufgepritzten Wasser in Berührung kommt.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 5/5
Das Tern GSD S10 ist ein absoluter Verwandlungskünstler. Egal, ob man Einkäufe, Kinder, Jugendliche, Sportausrüstung, Spielsachen, Waren auf gewerblicher Ebene transportieren muss: Es klappt mit dem GSD! Das Clubhouse eignet sich sowohl für Euroboxen, als auch für 2 Kinder und die optionalen Stow Decks dienen als Basis auch für größeres Ladegut. Genial ist die Möglichkeit, eine Anhängerkupplung und weiteres Zubehör am Heck des GSD zu montieren und somit den Einsatzbereich zu vergrößern. Gerade in Anbetracht der Größe ist das beeindruckend, auch dank der 210kg zulässigem Gesamtgewicht.

Sitze/Bank: 5/5
Kinder sitzen grundsätzlich gut auf dem Tern GSD S10 und man kann auch hier wiederum die Ladefläche so anpassen, dass man entweder kleinere Kinder, mittelgroße oder sogar Jugendliche oder leichte Erwachsene mitnehmen kann.

Die wasserabweisenden Sitzpolster, zusätzliche Gurte und diverse Optionen für die Bank versprechen eine gute Zeit für die kleinen Passagiere. Kindersitze lassen sich ebenfalls leicht montieren, nur für die ganz kleinen bietet das Tern keine Möglichkeit…dafür aber die Anhängerkupplung.

Zubehör: 5/5
Tern bietet eine riesige Auswahl verschiedensten Zubehörs an, um das Rad auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen. Zubehör ist auch nötig, denn ohne ist das Tern GSD S10 nicht praktischer als ein normales Fahrrad. Insofern macht das Zubehör das Rad erst zu dem was es ist. Das Zubehör ist komplett hochwertig und 100%ig passend, allerdings auch relativ teuer. Das einzige, was fehlt, und was mit dem Clubhouse Fort auch tatsächlich sinnvoll nutzbar wäre, ist eine Babyschalenhalterung für den Gepäckträger.

Parken und Rangieren: 5/5
Man kann das Tern GSD S10 auf der Stelle drehen. Der Ständer rastet ganz einfach ein und lässt das Rad in jeder Lebenslage sicher stehen und man findet auch in praktisch jedem Fahrradständer eine Möglichkeit, um das Rad am Rahmen anzuschließen. Hoch- und runterheben funktioniert durch das überraschend hohe Gewicht nur eingeschränkt, aber dafür kann man es praktisch an jedem Ort parken, wo auch ein normales Rad Platz findet. Alternativ stellt man es auf das Heck und dann beansprucht es noch weniger Platz. Der Rahmen des Tern GSD bietet jede Menge Möglichkeiten, um ein Schloss zu befestigen und das Speichenschloss am Vorderrad vereinfacht den Prozess noch einmal.

Sicherheit: 5/5
Im Bereich der Fahrsicherheit ist es wirklich top. Das Tern GSD S10 ist intuitiv zu bewegen, eine aufrechte Sitzposition sorgt für mehr Übersicht und die Sicherheit, um jede Kurve zu kommen. Die Bremsen packen beherzt zu und das ABS ist eine sinnvolle Ergänzung, besonders bei ganzjährigem Einsatz. In Bezug auf die Sichtbarkeit ist das GSD mit vielen Reflektoren ausgestattet, sowohl am Rad, als auch an dem Zubehör. Das Rücklicht hat eine Bremslichtfunktion, ist bauartbedingt sehr niedrig und wird teilweise von dem Aufbau verdeckt, kann aber in der Tiefe verstellt werden. Der Scheinwerfer ist sehr hoch angebracht, bietet ein sehr angenehmes und helles Leuchtbild und Fernlicht.
Hinten ist es für die Kinder ebenfalls sicher, besonders dann, wenn das Clubhouse montiert ist und sie in Kindersitzen sitzen . Sollte das Rad doch mal umfallen, sind sie durch die Bügel und die arretierbaren Stow Decks geschützt.

Gesamtscore: 43/50

Fazit:

Das Tern GSD S10 ist für alle geeignet, die entweder viele Dinge zu schleppen haben oder bis zu zwei Kinder mitnehmen wollen, die aber mindestens schon im Sitz aufrecht sitzen können. Für kleinere Kinder müsste man einen Anhänger mitnehmen, was aber durch die Kupplungsvorbereitung ebenfalls gut funktioniert. Besonders dann, wenn man wenig Platz zum Abstellen hat, ist das Tern super geeignet. 

Der größte Vorteil ist die hohe Variabilität auf so kleiner Grundfläche, bei gleichzeitig einer sehr hohen Stabilität. Die hohen Preise für das Rad und das notwendige Zubehör stehen auf der anderen Seite. Für das Testrad werden deutlich über 7000€ fällig. Schade ist, dass es die dritte Generation des Tern GSD mit dem Smart System zum Marktstart nicht mit einer Nabenschaltung und Riemen gibt. Das dürfte zwar den Preis noch einmal treiben, könnte aber für die ein oder andere Person den Ausschlag gegen das GSD geben.

Das neue Tern GSD S10 reiht sich insgesamt bei den besten Cargobikes ein, die man aktuell kaufen kann.

* Tern hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und unterstützt die Erstellung des Videos. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung des Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Rockrider E-ACTV100 im Test – günstiges Fast-SUV-E-Bike von Decathlon

Wir waren skeptisch. Low-Budget E-Bikes sind normalerweise nicht unser Fachgebiet. Aber die Fakten, dass Sushi Bikes in Europa produziert werden und seit einigen Jahren viel Aufmerksamkeit generieren, hat uns neugierig gemacht. Welche Kompromisse präsentieren die Sushi Bikes? Und sind sie in der dritten Generation empfehlenswert?
Wir konnten die Räder ein paar Wochen im Alltag bewegen und somit gibt es hier die Bewertung nach der Radelbande Bewertungsmatrix!

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 3/5
Das Rockrider E-ACTV100 kommt mit einem Hecknabenmotor und einer ziemlich schmal übersetzten 6-Gang Schaltung. Das Anfahren gelingt mit der 44-28 Kombination im kleinsten Gang dank des Motors im Flachen recht gut, am Berg ist aber recht viel Kraft auf den Pedalen nötig. Das Bike kommt ohne Drehmomentsensor aus, sondern misst nur, dass die Kurbel gedreht wird. Erstaunlicherweise ist das Warten aufs Einsetzen kurz und es war auch kein nennenswerter Nachlauf feststellbar. Wenn allerdings die Kurbel auch ohne Druck aufs Pedal gedreht wird, geht der Motor in Aktion. Die 250W Leistung und 45Nm Drehmoment drücken das Gefährt im höchsten Modus ziemlich vehement nach vorne, in den kleineren Modi ist die Unterstützung ziemlich natürlich. Die Charakteristik und Kraft des Motors ist ziemlich gut für ein Drehzahlbasiertes System.
Die Geometrie ist klassisch Trekkingrad-mäßig ausgelegt. Somit werden Lenkbefehle schnell umgesetzt und Hindernissen kann leicht ausgewichen werden. Bei unebener Strecke können die recht breiten Reifen und die Federgabel gut arbeiten, nur bei Kopfsteinpflaster kommt das Konzept an seine Grenzen.

Innovation/Design: 3/5
Beim Design hat Decathlon sich bei den anderen Rädern der E-ACTV Serie orientiert, wobei es optisch insgesamt recht uninspiriert daherkommt. Dickes Unterrohr, schlankes Oberrohr, niedrig angesetzte Sitzstreben, fertig ist das E-Bike. Was Decathlon aber nicht wegrationalisiert hat, sind Anschraubpunkte, selbst für solche Details wie ein Speichenschloss. Ebenfalls gut ist, dass der interne Akku sich per Schlüsseldreh entfernen lässt.
Ebenfalls nicht selbstverständlich ist die Möglichkeit, das Bike per App auf dem neusten Stand zu halten, Fahrten zu tracken und einen Tacho zu haben.

Ausstattung: 2/5
Die Kontaktpunkte beim E-ACTV100 sind einfach, aber scheinen langlebig zu sein. Der Sattel ist verhältnismäßig hart, hat aber eine gute Passform für die Sitzposition. Ebenso sind die Griffe ergonomisch geformt. Die Anbauteile bei Antrieb, Schaltung und Bremse sind sämtlich sehr einfach gehalten und sowohl in der Haptik, Optik als auch Funktion gibt es mittlerweile bessere Komponenten für ähnlich schlanken Taler.

Preis: 5/5
Bei einem E-Bike für 1000€ kann man kaum den Preis kritisieren. Ja, es gibt andere E-Bikes für teilweise noch weniger Geld, als etablierter Hersteller mit vielen Geschäften und Service-Centers in Deutschland kann Decathlon aber hier einen echten Trumpf ausspielen.

Qualität & Wartung: 3/5
Bei der Verarbeitungsqualität und Qualität des Aufbaus zeigt sich die durchoptimierte Fertigung von Decathlon. Beschichtung und Schweißnähte sind gleichmäßig und robust, die Räder und Reifen laufen ohne Schlag, auch bei niedrigeren Luftdrücken. Alle Anbauteile lassen sich leicht warten und/oder austauschen, sollte es nötig sein, da es sich um Standardkomponenten handelt, vom Akku ausgenommen. Falls das Rad zur Wartung muss oder ein Problem auftritt muss auch kein Online-Chatbot gefragt werden, sondern dies kann von Person zu Person im Decathlon Store durchgeführt werden, was in diesem Segment fast einzigartig ist.
Einzig die Langlebigkeit der Komponenten, wie Federgabel oder Lager, sind kritisch zu hinterfragen.

Spezial Kategorie 

Alltagstauglichkeit: 4/5
Das E-ACTV100 hat einen Alltagsnutzen wie normale 28″ Bio-Bikes, mit dem Vorteil des E-Motors. In der Standardausstattung muss sämtliches Gepäck allerdings auf dem Rücken getragen werden, immerhin bleibt man durch die Schutzbleche aber trocken. Mit einer entprechenden Ausstattung sind aber leichte Transportaufgaben, Kindersitzmontage oder die Mitnahme von Packtaschen kein Problem. Auch manche Anhänger darf das E-ACTV100 ziehen. Das maximal zulässige Gesamtgewicht von 120kg ist aber zu gering für Viele. 

Coolness Faktor: 2/5
Das E-ACTV100 ist in etwa so cool wie Graubrot. Ja, es macht satt, Genießer greifen aber zu etwas anderem. Auch das Grau verbessert diesen Eindruck nicht unbedingt. Immerhin sieht es auf den ersten Blick aber teurer aus, als es ist.

Zubehör: 4/5
Dank des Standard-Designs lässt sich viel Fahrrad-Zubehör ans E-ACTV100 bauen, aber es gibt auch spezielle Anbauteile dafür. Die SP-Connect Schnittstelle ist ein netter Touch für alle, die eine entsprechende Hülle nutzen. Decathlon selbst bietet ein breites Zubehörprogramm im Fahrrad-Bereich an, das auch recht niedrig eingepreist ist.

Parken und Rangieren: 3/5
Das E-ACTV100 ist nur so groß, wie ein normales Fahrrad. Das macht das Handling leicht. Es muss in der Standardversion jedoch immer irgendwo angelehnt werden, da der Ständer nur optional ist. Der Decathlon Ständer an meinem Testrad lässt es aber sicher stehen, auch mit montierten Taschen. Die Schnittstelle für ein ebenfalls optionales Speichenschloss ist lobenswert und auch ein Faltschloss ließe sich an den Flaha-Ösen montieren.

Sicherheit: 2/5
Die Sitzposition, sowie Auf- und Abstieg sind insgesamt angenehm. Dass es eine Version mit tiefem Einstieg gibt, ermöglicht die Nutzung auch für alle, die ihr Bein nicht (mehr) über den Sattel schwingen können. Die Bremsen verzögern kräftig, brauchen aber viel Handkraft und müssen regelmäßig nachgestellt werden. Die Rückleuchte ist gut sichtbar, aber der Frontscheinwerfer eignet sich ebenfalls lediglich zum gesehen werden. Das ist in urbaner Umgebung in Ordnung, außerhalb beleuchteter Gegenden ist er aber zu schwach. Bei meinem Testrad fehlten Speichenreflektoren (die im Lieferumfang aber enthalten sind). Hier würde ich Reflexstreifen an den Reifen bevorzugen.

Gesamtscore: 31/50

Fazit:

Decathlon hat sich bei der Entwicklung und Ausgestaltung des E-ACTV100 stark an der magischen 1000€ Grenze orientiert. Das merkt man besonders in Details. Für 100€ mehr wären bessere Bremsen und Scheinwerfer möglich gewesen und eventuell auch eine Schaltung mit mehr Gängen und größerer Bandbreite. Aber für 999,99€ müssen einfach gewisse Kompromisse eingegangen werden…ich hätte allerdings wahrscheinlich eher auf die Federgabel verzichtet…

Das Rockrider E-ACTV100 ist ein solider Einstieg in die Welt der E-Bikes. Es eignet sich besonders für Pendler und Freizeitfahrer, die ein günstiges und zuverlässiges Bike suchen. Wer in flachen bis leicht hügeligen Gebieten fährt, wird mit dem Bike zufrieden sein. Für bergige Regionen oder schwere Fahrer könnte die Gangschaltung und das zulässige Gesamtgewicht jedoch einschränkend sein.

* Decahlon hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

IUMENTUM baut schöne, leichte, schnelle Lastenräder

Clemens Kircher hat mit seiner Firma Kircher Solutions schon das ein oder andere Fahrrad-Entwicklungsprojekt begleitet. Mit der Marke IUMENTUM bietet er nun komplett individualisiertere Long John Lastenräder an, die Fahrrad-Fans begeistern!

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 5/5
Mit der sportlichen Sitzposition, auf die Sowohl das 1890 als auch das 1990 ausgelegt sind, lässt sich das Lastenrad sehr behände bewegen. Jeder Pedaltritt wird in Vortrieb umgesetzt und der Rahmen ist komplett verwendungssteif. Gleichzeitig ist aber ein wenig vertikale Flexibilität spürbar, die die Fahrt vergleichsweise komfortabel macht. Und das trotz fehlender Federelemente. Die 2.15″ breiten Reifen tun in diesem Falle ebenfalls ihr übriges, die IUMENTUM Fahrräder sind aber längst nicht so bocksteif, wie andere Räder in dem Segment. Bei ungünstiger Pedalstellung kann es durch das niedrige Tretlager in Kurvenfahrten zu Pedalstrike kommen, besonders bei der Verwendung längerer Kurbeln und breiter Pedale. Dafür lässt dieses Detail einen sehr gut auf dem Rad sitzen und auch an der Ampel ist der Boden nicht weit weg.
Wird das IUMENTUM mit einem Motor geordert, kommt der vorzügliche Neodrives Z20 oder der Z20S zum Einsatz. Die sind sehr leise und bieten mehr als ausreichend Unterstützung, um auch das beladene Rad schnell zu beschleunigen, allerdings ohne unnatürlich druckvoll vorzugehen. Eine angenehmes und natürliches Gefühl. Bei steilen und längeren Anstiegen geht dem Direktläufer allerdings schnell die Puste aus.
Sowohl bei langsamer, als auch bei schneller Fahrt reagiert die Lenkung sehr natürlich. Durch die Züge hat sie einen angenehmen Widerstand, sodass Schläge vom Boden nicht direkt an den Lenker durchschlagen. Auch bleibt das Vorderrad beim schnellen Fahren komplett ruhig.
Insgesamt ein außergewöhnlich gutes Fahrverhalten, wenn man eine sportliche Sitzposition bevorzugt.

Innovation/Design: 4/5
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, aber IUMENTUM Bikes sind unter den Lastenrädern sicherlich eine Ausnahmeerscheinung. Das grundlegende Rahmenkonzept ist nicht neu, aber die IUMENTUM Rahmen sind mit schön geschwungenen Rohren und der hervorragend gefertigten Seilzuglenkung ein echter Hingucker. Vertikale, nicht verstellbare Ausfallenden, BSA Innenlager und IS2000 Bremsaufnahmen sind zwar jahrzehntelang erprobt und super für alle, die ihr Bike selbst aufbauen wollen, wirken dennoch etwas aus der Zeit gefallen. Besonders wenn es mit, wie in unserem Falle, einer Sram Eagle AXS Gruppe kombiniert wird. Leider ist es nicht möglich, einen Riemen zu verbauen, da es keine entsprechende Öffnung gibt.
Das verwendete Neodrives System kann per Bluetooth mit einer App gesteuert und aktualisiert werden.

Ausstattung: 3/5
Da sich die IUMENTUM Räder individuell konfigurieren lassen, ist die Ausstattung natürlich sehr unterschiedlich und steht und fällt mit dem eingeplanten Budget. Die Teile in den auswählbaren Paketen sind aus dem mittleren Regal ohne besondere Highlights. Gerade im Bereich der Beleuchtung wäre mehr Auswahl schön. Im Bereich der Schaltung und Bremsen sind hingegen viele Optionen, je nach persönlichem Bedarf.

Preis: 4/5
Ein Lastenrad( -rahmen) ab 1.500€! Das ist ja der absolute Wahnsinn…um allerdings ein fahrbares Rad zu bekommen müssen mindestens 2.300€ investiert werden. Das ist verhältnismäßig günstig, ließe sich aber mit Selbstbau und eigenen Teilen noch günstiger gestalten. Denn du kannst zum Beispiel auch ein komplettes Rad ohne Schaltung oder Bremse bestellen, falls du diese Teile noch hast. Mein Testrad mit dem Neodrives Motor kommt auf einen Preis von knapp 6.000€, was dann wieder in einer anderen Kategorie spielt und wo die Auswahl an Long John Lastenrädern schon recht groß ist.

Qualität & Wartung: 4/5
Clemens Kircher hat eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinem Rahmenbauer in China und das ist anhand der Rahmenverarbeitung sichtbar. Alle Schweißnähte und Verbindungen sind hochwertig und gleichmäßig. Auch die Beschichtung, die in Deutschland durchgeführt wird, ist gleichmäßig und hochwertig. Durch die Auslegung ist man auf eine Kette angewiesen, was mit dem Nachteil einhergeht, dass man sich regelmäßig darum kümmern darf. Immerhin ist die Kette durch die Nutzung des Hecknabenmotors nicht einem höheren Verschleiß ausgesetzt im Vergleich zu einem Mittelmotor.
Dank der Auslegung wiederum gestalten sich die Wartung und Ersatzteilsuche sehr einfach. Sollte doch etwas spezifisches defekt sein, ist das Händlernetz von IUMENTUM zwar nicht super engmaschig, aber in vielen größeren Städten gibt es Ansprechpartner und IUMENTUM selbst ist ebenfalls ein gut erreichbares, überschaubares Team.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 3/5
Durch das Design mit dem an den Seiten hochgezogenen „Korb“ ist die Ladefläche besonders zu den Seiten beschränkt. 464mm Ladeflächenbreite passt jedoch für die allermeisten Kisten und hat besonders beim 60x40cm Eurobox-Format noch Luft. Diese können theoretisch auch unbegrenzt hoch geladen werden, wenn da nicht der Lenker irgendwann in die Quere käme. Durch die Rahmenform und die Schlitze in dem Ladeboden ist es sehr einfach, Ladegut fachgerecht zu verzurren. Das zulässige Gesamtgewicht ist mit 185kg etwas eingeschränkt, besonders wenn die elektrifizierte Version mit einem 100kg-Fahrer besetzt wird. Dann bleiben knapp 40-45kg auf der Ladefläche übrig. Für die allermeisten ist das jedoch wahrscheinlich ausreichend, besonders da die Basis-Räder verhältnismäßig leicht sind.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Das IUMENTUM ist mit der KiTraTa (siehe Zubehör) auch für den Transport von Nachwuchs bereit. Der Sitz ist aus dem Automobilbereich entnommen und außergewöhnlich gemütlich, ergonomisch geformt und sehr hoch. Dadurch, dass das Kind entgegen der Fahrtrichtung sitzt, ist die Kommunikation sehr einfach und im Falle einer Kollision ist der Nacken geschützt. Der Sitz eignet sich auch für größere Kinder bis etwa 6 Jahre. Allerdings könnte die rückwärtige Luke dann etwas zu klein sein. Für kleinere Kinder ist das aber eine echte Gaudi!

Zubehör: 4/5
Mit KuTraTa, KöTraTa und KiTraTa bietet IUMENTUM stark konfigurierbare Lösungen für alle drei größeren Nutzungszenarien an. Diese Taschen haben viele kleine Details und sind sehr gut verarbeitet. Durch den weichen Ladeboden wird Ladegut gedämpft und kleinere Dinge lassen sich in den zusätzlichen kleinen Taschen verstauen. Wenn sie mal nicht benötigt werden, lassen sie sich ebenfalls sehr leicht und werkzeuglos abnehmen. Durch die diversen Anschraubbpunkte am Rahmen ist es auch möglich, Schlosshalterungen und andere Kleinigkeiten einfach anzubringen. Nur eine Tasche an der Rückseite der TraTas wäre noch praktisch fürs Smartphone zum Beispiel.

Parken und Rangieren: 3/5
Schieben wir gleich den Elefanten aus dem Raum: Der Ursus Jumbo Doppelständer macht auch hier keine gute Figur. Zum Glück ist das Rad nicht so schwer, wie einige andere Räder in der Größe, sodass der Einsatz verschmerzbar ist. Ein einfaches Auf- und Abrollen ist hiermit aber nicht möglich. Wenn ihr regelmäßig nur mit verhältnismäßig leichter Last unterwegs seid, bietet IUMENTUM aber auch einen Einbeinständer an.
Durch die Rahmenform bieten IUMENTUM Bikes viele Möglichkeiten, ein Schloss durchzuziehen, sowohl im hinteren Bereich, als auch im Bereich der Ladefläche. Die Montage eines Speichenschlosses ist möglich, allerdings gibt es keine Anschraubpunkte hierfür. Durch den niedrigen Schwerpunkt, das niedrige Gewicht und den starken Lenkeinschlag ist das Rad hervorragend zu rangieren, nimmt aber, Long John typisch, viel Platz weg.

Sicherheit: 4/5
IUMENTUM Bikes lassen sich sehr angenehm und sicher bewegen. In der Lenkung ist keinerlei Lenkungsflattern verspürbar, durch die ausgewogene Gewichtsverteilung ist auch mit leerem Rad recht viel Gewicht auf dem Vorderrad, was den Grip und die Bremshaftung verbessert. Die 180mm großen Scheiben haben in beiden getesteten Konfigurationen einen guten Job gemacht, aber besonders beeindruckt war ich mal wieder von der Magura MT5 am elektrifizierten 1990. Bei der Beleuchtung ist Luft nach oben. Der Frontscheinwerfer hat ein für urbane Umgebungen ausreichendes Leuchtbild, wenn es öfter über Land im Dunklen geht, wäre aber ein Scheinwerfer mit Fernlicht gut. Das Standard Rücklicht muss ohne Bremslicht auskommen.
Die Sicherheit für kleine Passagiere ist sehr gut. Sowohl die Sitzposition als auch die Sitzschale an sich, sowie die Rahmenteile rundherum machen es sehr sicher.

Gesamtscore: 37/50

Fazit:

Was für Räder! In den Jahren zuvor bin ich mehrmals auf Messen kurz IUMENTUM Räder gefahren und hatte einen positiven Eindruck. In der Nutzung im Alltag hat sich aber gezeigt, wie angenehm sich diese Räder wirklich fahren. Sowohl auf Gravel-Strecken als auch in der Stadt spielt alles so zusammen, dass man gar nicht wieder absteigen möchte! Und gleichzeitig sehen diese Räder einfach richtig gut aus…ja, sie bieten nicht die gleiche Variabilität oder Schwerlasttauglichkeit wie andere Räder in dieser Long-John-Klasse, aber für alle, die ein schnelles, leichtes Lastenrad suchen, sind die IUMENTUM Bikes eine gute und bezahlbare Wahl!

*IUMENTUM hat uns das Rad ausgeliehen und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Das Vello SUB ist die Ameise unter den Longtail-Lastenrädern

Vello ist für seine Falträder weit und breit bekannt, aber nun hat der Wiener Hersteller sein erstes Lastenrad auf den Markt gebracht. Mit starken Details und kleinem Footprint an die Spitze? Wir konnten das Bike mehrere Wochen testen!

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Long Tail Lastenräder, und hier besonders kompakte Long Tails, sind bekannt dafür, keinerlei Rätsel aufzugeben. Und auch das Vello SUB erfüllt dieses Versprechen. Einfach aufsteigen, losfahren, glücklich sein. Das Rad ist sehr agil abgestimmt, bis zu dem Punkt, dass es leicht nervös wirkt und allzu gerne sich in jede kleine Kurve hineinwirft. Was gerade in engen Gassen durchaus Spaß macht, ist auf längeren Touren oder Überland-Strecken gewöhnungsbedürftig. Dank der sehr variablen Sitz- und Lenkerposition kann dieser Effekt allerdings gut in den Griff bekommen werden. Das SUB kann sowohl eine sportlichere, als auch eine sehr aufrechte Sitzposition bereithalten. Der Motor hat mit dem leichten Rad und kleinen Hinterrad keine Probleme und hält sich auch dank der schmalen Rahmenrohre akustisch zurück. Da passt dann auch die Enviolo, wobei sportlichere Naturen oder gewerbliche Nutzer:innen auch die empfehlenswerte 3×3 Nine bekommen können.
Da das Vello SUB ohne Federgabel auskommen muss, ist das Rad weniger bequem, dank der guten und breiten Reifen ist es aber dennoch überraschend komfortabel. Auch Grip und Bremsweg profitieren von den Schwalbe Pickup Reifen. Mit dem 400Wh Akku konnten wir Reichweiten von ca. 35km in unserem städtischen Alltag im Winter erreichen.

Innovation/Design: 5/5
Das Vello SUB hebt sich mit seinen schlanken Rohren und dem X-Rahmendesign, sowie der starren Gabel wohltuend von den Martkbegleitern ab. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist die Auswahl des Rahmenmaterials, denn das SUB lässt sich mit einem Stahl oder einem Titan Rahmen bestellen. Steckachsen, Riemenintegration und die vielen Falt-Details sind komplett auf der Höhe der Zeit und dürften bei der Zielgruppe großen Anklang finden. Darüber hinaus ist das SUB eines der kürzesten und leichtesten vollwertigen Long Tail E-Lastenräder. Beim Motor setzt Vello auf das Smart System von Bosch, womit sie ebenfalls zukunftsfähig aufgestellt sind. Vello kombiniert hier gekonnt klassischen Look mit intelligenten Details.

Ausstattung: 3/5
Vello gibt dem SUB ein paar Ausstattungs-Highlights, aber auch ein paar schwächere Punkte mit. Die Kontaktpunkte Griffe, Sattel und Pedale sind alle recht einfach und von den Pedalen bin ich bei nassem Wetter mehrfach abgerutscht. Dafür kann das Rad bei Beleuchtung und Bremsen punkten, wobei ich gerade für längere Abfahrten auf größere Bremsscheiben ginge. Der 400Wh Akku der Standardausstattung ist für die meisten Tagestrips mehr als ausreichend, muss jedoch recht oft an die Steckdose. Dafür ist beim SUB standardmäßig die Doppelakku-Funktion integriert.

Preis: 3/5
Nicht außergewöhnlich teuer, aber auch kein Preiskracher. Mit einem Basispreis von 5.600€ positioniert Vello das SUB einige hundert Euro unterhalb der teuersten Anbieter, rechnet das Bike aber schon dem Premium Segment zu. Das gilt natürlich insbesondere für die Titan Modelle. Gerade im Long Tail Bereich ist der Wettbewerb jedoch recht stark und Bikes mit vergleichbarer Ausstattung gibt es auch schon für unter 5.000€.

Qualität & Wartung: 5/5
Zuverlässige Komponenten, gut verarbeiteter und beschichteter Rahmen, sowie ein Verzicht auf Teile, die regelmäßige Wartung benötigen: Das Vello SUB hat das Zeug, dich lange und zuverlässig zu begleiten. Nur die Schutzbleche sollten verlängert werden, um vorzeitigen Verschleiß bei Motor und Riemen zu verhindern. Vello hat über die Jahre des Faltrad-Angebots ein recht dichtes Händlernetz aufgebaut, über das auch die SUB gewartet werden können. Jedoch handelt es sich dass komplett um Standard-Teile, sodass auch der Besuch beim Vello Händler nicht zwingend ist. Insgesamt bin ich mit dem Qualitätsanspruch sehr zufrieden.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 5/5
Der größte Vorteil des SUB ist sein geringes Eigengewicht in Verbindung mit der hohen Freigabe. Das SUB darf maximal das 7-fache des eigenen Gewichts wiegen. So etwas schaffen eigentlich nur Lasten-Anhänger. Darüber hinaus hat es aber auch noch clevere Details, um Transporte so einfach wie möglich zu gestalten, wie zum Beispiel die mehrfachen MIK-HD Schnittstellen auf dem Gepäckträger oder die Öse, um eine Anhängerkupplung zu montieren. Ebenso passt eine Eurobox hinten in die Reling und eine halbe Eurobox vorne auf den Gepäckträger, der mit 20kg ebenfalls viel tragen kann. Nur die Streben für Packtaschen könnten noch etwas weiter herausstehen, um mehr Möglichkeiten zu haben, Packtaschen von Drittherstellern zu montieren.

Kindersitze/ Bank: 5/5
Die Polster des SUB sind sehr gemütlich, leicht abwischbar und sitzen fest in den MIK HD Aufnahmen. Dadurch lassen sie sich für Transporte auch leicht entnehmen oder neu Anordnen, falls ein Kind zum Beispiel in einem großen Kindersitz Platz nehmen möchte. Die Sitzbank ist angenehm niedrig und auch die hintere Rückenlehne ist gelungen, ebenso wie die Trittbretter. Die Kinder haben mehrere Möglichkeiten, sich festzuhalten und dank der großen Gewichtsfreigabe können sogar zwei Erwachsene zusammen auf dem SUB fahren.

Zubehör: 4/5
Vello hat viel Zeit und Kapazität in die Entwicklung des Zubehörs gesteckt. Es reicht von der Auswahl und Kompatibilität allerdings nicht ganz an den Brachenprimus heran. So sind die reflektierenden Taschen ein echtes Sicherheitsplus und schön groß, aber fallen in sich zusammen oder nach außen, wenn sie nicht an der Reling befestig werden. Dann werden allerdings auch die Seiten der Tasche nach oben gezogen, was die Beinfreiheit der Kinder einschränkt.
Der Cocoon ist eine mega Idee und toll umgesetzt, bietet aber keinen Sonnenschutz und sollte bei warmen, windigen Tagen doch lieber abgebaut werden. Leider ist die Kompatibilität mit der Cool Kids Reling nicht ganz durchdacht. Diese ermöglicht mit dem hochklappbaren Bügel, dass Kinder einfach einsteigen können. Die ist ebenfalls toll, würde aber von einem besseren Verschlussmechanismus profitieren.

Parken und Rangieren: 5/5
Hier macht sich das geringe Gewicht des Vello SUB besonders bezahlt. Das Handling, Rangieren, Abstellen auf dem Ständer sind allesamt einfach und auch für kleinere Personen leicht umsetzbar. Es hat viele Streben, um Schlösser durch den Rahmen zu ziehen und auch ein Speichenschloss ließe sich an der Gabel montieren. Ein Aufstellen auf das Heck ist nicht möglich, aber dafür lässt sich der Lenker eindrehen und die Pedale, sowie hintere Fußstützen einklappen, sodass das Rad auf eine Breite von nur 30cm kommen kann.

Sicherheit: 3/5
Dank der steilen Lernkurve bei der Fahrt und die Sicherheitsausstattung kann das SUB hier punkten. Das gelegentliche Lenkerzittern sorgt dann aber für einen Punktabzug. Rücklicht mit Bremslicht als Standardausstattung und ein guter Mittelklassescheinwerfer bieten auch im Winter Sicherheit. Nur ein Fernlicht fehlt. Die Bremsen sind kräftig und bieten mit den Reifen zusammen ein hohes Maß an Vertrauen, allerdings sind die Scheiben klein dimensioniert. Vorsicht bei langen Abfahrten!
Für die kleinen Passagiere wurde mit der Reling ebenfalls für eine höhere Sicherheit gesorgt. Jedoch sind beide Relings jeweils nur mit einer Strebe pro Seite ausgestattet und die Fußstützen lassen sich nicht in der unteren Position arretieren, das könnte zu Klemmungen führen.

Gesamtscore: 41/50

Fazit:

Das Vello SUB hat uns wirklich überrascht! Fahrt, Zubehör, Verarbeitung, all das ist auf einem sehr hohen Niveau und das Rad eignet sich für sehr viele, auch sehr unterschiedliche Einsatzzwecke. Hätten wir nicht 2024 schon ein Long Tail gekauft, würden wir jetzt bei dem SUB definitiv zuschlagen!

*Vello hat uns das Rad ausgeliehen und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Rüttelt das Riese & Müller Packster2 70 am Thron des Load?

Lange war das Riese & Müller Packster sowohl preislich, als auch funktional unterhalb des Load angesiedelt. Spätestens, als das Packster 70 die Vollfederung bekommen hat, war es ebenbürtig mit dem Klassiker aus dem Riese & Müller Programm. Kann es mit der neuen Buggy Kabine endlich auch bei der Beliebtheit nachziehen?

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Mit knapp über 60kg ist das getestete Bike natürlich nicht unbedingt leichtfüßig unterwegs. Dafür ist aber erstaunlich, wie stoisch es über Wurzelwerk und Kantsteine fährt. Dank der Vollfederung bleibt das Rad stets beherrschbar und fühlt sich auch bei Waldwegen pudelwohl. Nur zu eng oder technisch darf es nicht werden, da sollte man sich aber überlegen, ob ein Long John Lastenrad überhaupt das richtige Bike für den Einsatzweck ist. Die Lenkung hat eine gewisse Schwergängigkeit an sich, die dazu führt, dass Schläge vom Untergrund nicht durchgetreten werden. Sowohl die Federgabel als auch das Federbein arbeiten feinfühlig, sollten aber auf das Gewicht des Bikes + Beladung eingestellt werden. Die Enviolo Schaltung mag nicht so ganz zu den Fahreigenschaften passen. In einer eher ruhigen Gangart arbeitet sie zwar sauber, aber gerade bei stärkeren Steigungen bleibt sie hinter dem Anspruch des Bikes zurück.
Die Sitzposition ist dabei durchaus sportlich bei einem gleichzeitig recht hohem Lenker. Für Leute, die eher aufrecht sitzen wollen, ist das Rad weniger geeignet und kleinere Menschen müssen ihre Arme während der Fahrt weit strecken. Der Abstand vom Sattel zum Lenker beträgt zwischen etwa 65 und 73 cm, was in etwa den Werten bei Mountainbikes in großen Rahmenhöhen entspricht.
Die getestete GX Version mit den Stollenreifen kommt sowohl auf Asphalt, als auch abseits befestigter Wege super zurecht und bietet ein hohes Grip-Niveau. 1500 Wh Akkukapazität sorgt für eine prognostizierte Reichweite von 100km im Turbo Modus. In unserem Nutzungsszenario mussten wir allerdings nach knapp 60km an die Steckdose.
Insgesamt hat das Packster die besten Fahreigenschaften in der Klasse der großen Long Johns, krankt in gewissen Nutzungsszenarien aber an der Schaltung und der Sitzposition.

Innovation/Design: 4/5
Trotz der optisch leichteren Buggy-Option ist und bleibt das Packster designtechnisch ein ziemlicher Brocken, besonders in der getesteten Farbe Urban Grey Matt. Dennoch ist es ansprechend und entspricht dem Zeitgeist. Es gibt nicht viele vollgefederte Long John Lastenräder und Riese & Müller hat mit der Control Technology echte Pionierarbeit geleistet. Design und Konstruktion des Hinterbaus wurden über die Jahre behutsam angepasst, sind aber keine Augenweide. Das Packster2 70 ist kein schönes Rad, aber dafür ein sinnvoll konstruiertes. Das Platzangebot in der Box, der flache Unterboden und die Integration des Handschuhfachs bei einer geringen Gesamtlänge sind solche Details. Auch die Funktionsweise und Integration der Lenkung sind beeindrucken.
Die Integration des Smarten Systems hat dem Rad ebenfalls noch einmal gut getan, da jetzt Details wie das Smart ABS oder gewisse Sicherungsfunktionen möglich sind. Mit ihrem RX Chip bieten Riese und Müller in dem Packster auch standardmäßig ein Tracking und Versicherungsmöglichkeiten an.

Ausstattung: 5/5
Gerade das getestete Riese & Müller Packster kommt natürlich mit allem, außer der Enviolo Automatiq. Sattel, Griffe und Pedale sind hochwertig und auch alle anderen Anbauteile sind aus den oberen Regalfächern.

Preis: 1/5
Ab knapp 8.000€ für das vollgefederte Packster ist eine Kröte, die sich nicht leicht verdauen lässt. Damit ist das Rad auch teurer als die Hauseigene Konkurrenz und die (wenigen) Mitbewerber.

Qualität & Wartung: 4/5
Das Rad war out of the Box hervorragend montiert und ist sowohl in Sachen Beschichtung als auch in der Verarbeitung der Schweißnähte sehr gut aufgestellt. Bei der Fahrt sind keine Klappergeräusche hörbar, nur das vordere Schutzblech musste hin und wieder neu ausgerichtet werden. Die Konstruktion mit der gekapselten Lenkung und dem flachen Unterboden verringert Verschleiß. Allerdings sammelt sich im Kotflügel hinter dem Vorderrad sehr viel Dreck, was das Rad oft unansehnlich erscheinen lässt. In den 4 Wochen und knapp 200km der Nutzung musste ich einmal die Federelemente auf mich einstellen und den Reifendruck anpassen. Gerade die Federelemente benötigen laut Bedienungsanleitung nach gewissen Einsatzstunden bzw. im Jahres-Zyklus größere Wartungen. Mit der vormals oft gescholtenen Federgabel gibt es allerdings seit der Umstellung auf die SR-Suntour 34 keine Probleme mehr. Hier wünschte ich mir dennoch eine hochwertige Alternativen.
Riese und Müller unterhält ein recht dichtes Händler- und Werkstatt-Netz, was den Service vereinfacht, denn das Packster hat schon einige spezielle Teile.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 3/5
Gerade mit der Buggy Option ist das Packster2 70 stark auf den Familien-Einsatz ausgerichtet. Allerdings kann auch die Buggy Option auch mit dem Cargo-Carry-System ausgestattet werden. Nicht kombinieren lässt sie sich allerdings mit Doppel-Kindersitz und Gepäckablage vorne, was die Nutzbarkeit der Box mit Kindern etwas einschränkt. Das Packster hat, unabhängig von der gewählten Ausstattung immer eine EPP Box und ein Umbau auf eine flache Ladefläche ist nicht möglich. Somit ist der verfügbare Platz auf die Innenmaße der Box beschränkt, von herausragenden Teilen abgesehen, die aber großzügig bemessen ist. Auch gibt es einige Konfigurationsmöglichkeiten für die Mitnahme von Gütern. Auch die Belastbarkeit der Box reicht für die allermeisten Einsatzzwecke aus. Die zulässige Gesamtlast könnte aber gern höher sein. Mit 200kg ist es doch schneller überladen, als einem lieb ist. Besonders wenn, wie in Tilmans Fall, der Fahrer an der 100kg Marke kratzt.
Gut für die Variabilität ist allerdings die Anhängerfreigabe. Der Gepäckträger ist mit einer Belastungskapazität von 15kg ausreichend belastbar, ich vermisse dort aber ein Interface für die Montage eines Korbs zum Beispiel.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Die Standard Sitzbank des Packster2 70 ist eine der besten Sitzbänke im Lastenrad-Bereich. Sie ist breit, hoch, hat gute Gurte, lässt sich verschieben und flacher stellen und ist gut gepolstert. Der Einstieg ist mit der Buggy Box angenehm niedrig, allerdings ist die Trittstufe an der Seite der Box nach wie vor viel zu klein.
Für die Mitnahme von Babys gibt es keine Option (mehr), diese müssten mit einer Schale im Anhänger vorlieb nehmen, allerdings können kleine Kinder auch auf der flach gestellten Bank recht früh Platz finden.
Einschränkend wirkt hier der recht kleine Fußraum. Das wird aber erst mit einem dritten Kinder auf dem vorderen Sitz zum Problem, der höchstens für kurze Strecken oder kleine Kinder funktioniert.

Zubehör: 4/5
Dank des umfangreichen Konfigurators lässt sich das Packster2 70 gut auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Die Buggy-Option ist eine Einheit aus Box und Verdeck und ist eine sehr gute Ergänzung für das Packster-Konzept. Die Schutzwirkung vor Kälte, Nässe und Sonne ist hervorragend und dennoch wirkt das Rad optisch mit dieser Option deutlich leichter als mit der Standard-Box. Ein paar Dinge empfinde ich aber als Verbesserungswürdig. Die Rückwärtige Abdeckung über den Sitzen könnte eine Scheibe vertragen, um auch bei geschlossenem Verdeck in die Box schauen zu können. Und eine Art Spoiler vor dem Lenker würde einerseits die Hände der Person auf dem Sattel, als auch die Kinder in der Box vor Regen während der Fahrt schützen, wenn die hintere Abdeckung geöffnet ist.
Das Packster bietet keine Möglichkeit, einen Flaschenhalter oder ein zusätzliches Schloss zu montieren. Dafür gibt es ein kleines Handschuhfach auf der Rückseite der Box. Laderaumtrenner in Kombination mit Sitzen für die Buggy-Option sind noch wünschenswert.

Parken und Rangieren: 4/5
Riese und Müller hat es beim Packster2 70 geschafft, viel Nutzwert auf verhältnismäßig kleinen Raum zu bringen und das schlägt sich auch beim Parken nieder. Der Wendekreis ist gering und dank des tiefen Schwerpunkts lässt sich das Rad auch gut in Balance halten. Das Rad ist aber ziemlich breit und kann vorne unübersichtlich sein. Der Ständer ist stabil und lässt sich dank seiner L-Form auch gut bedienen, durch das hohe Eigengewicht des Rads muss aber doch recht viel Kraft aufgewandt werden. Zum Anschließen steht ein Speichenschloss bereit, das mit der Einsteckkette intuitiv funktioniert. Auch die neue Tasche für die Kette ist ein echter Gewinn. Auf der Vorderseite lässt sich das Packster nicht anschließen, dafür stehen hinten genug Möglichkeiten bereit.

Sicherheit: 5/5
Sowohl die Laufruhe, als auch Details wie die hervorragenden Bremsen mit (optionalem) ABS, Scheinwerfer mit Fernlicht, Rücklicht mit Bremslicht und nicht zuletzt die Vollfederung machen das Rad zu einem sehr sicheren Begleiter für den Alltag. Aber auch die Passagiere sind gut geschützt. Mit breiten Gurten, hoher Lehne und einem stabilen Box-Konzept sitzen die kleinen Menschen entspannt und sicher vorne drin. Auch, dass sich das Packster2 70 mit Stollenreifen ab Werk ausrüsten lässt, ist super für alle, die regelmäßig über unbefestigte Wege fahren, oder ihr Rad das ganze Jahr über verwenden.

Gesamtscore: 38/50

Fazit:

Das Riese und Müller Packster ist einfach ein hervorragendes Rad, das aber in manchen Details und für manche Szenarien doch ein paar Schwächen hat. Für die Normfamilie mit zwei Kindern gibt es kaum ein Rad, das eine so ausgeklügelte Box mit so guten Fahreigenschaften verbindet. Dabei weiß das Packster aber nicht immer, was es sein will. Sportlicher Flitzer oder Komfortabler Gleiter?
Für ersteres ist das Gewicht zu hoch und es könnte eine Premium Schaltungsnabe a la 3×3 Nine oder Rohloff vertragen. Für letzteres ist die Sitzposition zu sportlich. Und es ist gleichzeitig sehr nah an dem Riese und Müller Load. Dieses ist leichter, gibt es mit den angesprochenen Naben und es bietet in der 75er Version noch mehr Platz für Kinder, die allerdings auf ungleich unkomfortablerem Gestühl sitzen. Und gerade kleinere Personen finden hier eine bessere, weil variablere Sitzposition. Dafür wirkt es eher in die Jahre gekommen und kann in Sachen Wendekreis und Box-Konzept nicht mit dem Packster mithalten.
Es sind nur kleinere Anpassungen nötig, um das Packster2 70 CT zu einem insgesamt besseren Bike als das Load zu machen, aber so bleibt die Qual der Wahl, ob die Box oder die Fahreigenschaften Priorität haben. Die Vollfederung ist jedoch in den allermeisten Fällen nicht notwendig. Und daher fiele meine persönliche Wahl sowieso auf das fair eingepreiste Packster2 70 Family.

*Riese und Müller hat uns das Rad ausgeliehen und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Ist das Velo de Ville Loady das nächste große kleine Ding?

Longtails haben Konjunktur! Kaum ein Fahrradhersteller kommt um die kompakten und praktischen Lastenräder vorbei und auch Velo de Ville hat nun das Loady neben das große Long John FR8 gestellt. Wir konnten es ein paar Wochen testen und bewerten!

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 3/5
Longtail typisch ist das Fahrverhalten des Loady recht unproblematisch. Das Rad wirkt handlich und kompakt, was im wesentlichen an der agilen Lenkung in Verbindung mit der aufrechten Sitzposition liegt. Dadurch kippt das Rad willig in die Kurven, zeigt beim Loslassen des Lenkers aber auch einen Speed Wobble, zumindest unser Testrad. Der Motor beschleunigt das verhältnismäßig leichte Rad graduell und effektiv und zeigt dabei eine sehr reduzierte Geräuschkulisse. Von den verbesserten Sensoren bekommen wir Alltags-Radelnden nicht so viel mit, im Falle des Test-Loady kann der Motor aber die Besonderheiten der Enviolo Automatiq gut ausgleichen. Nur beim Anfahren am Berg reicht die Übersetzung dieser ansonsten sehr komfortablen Schaltung nicht aus und sie ist gerade im Anfangsgang etwas schwankend.
Die Bremsleistung der Shimano Kombination ist gut. Der Komfort ist für ein Long-Tail-Lastenrad außergewöhnlich hoch, was einerseits sicher an der Federsattelstütze liegt, aber auch die „Last“ auf dem Gepäckträger hat weniger Geräusche gemacht, als bei anderen Bikes.

Innovation/Design: 4/5
Bei 20″ Longtails ist es schwierig, das Rad neu zu erfinden. Auch Velo de Ville hat einen recht konservativen Designansatz gewählt und nutzt viele Gleichteile mit seinen Kompakt Bike Modellen KEB. Dieser Weg wurde sicherlich auch aus Kostengründen gewählt, ebenso wie der klassische Schnellspanner an der Gabel oder die etwas zu kurzen Schutzbleche. Das besondere am Design des Loady ist am Ende die Vielseitigkeit der Konfiguration und die Berücksichtigung des Transports auf einem Heckträger am Auto.
Ein starkes Designdetail ist die Möglichkeit, eine besonders nachhaltige Farbe auf den Rahmen des Loady aufzubringen. Bei dem Farbton „Eco Grey“ wird überschüssiges Pulver aus der Beschichtungsanlage gesammelt und neu gesprüht. So vermeiden sie Müll und bieten eine ziemlich coole Farbe an.
Innovativ ist die Nutzung des neuen Bosch Performance Line CX Motors, denn so kann Velo de Ville zwei gute Motorenkonfigurationen anbieten. Auch die eigene App mit Nutzung des optionalen GPS Trackers ist Zukunftsfähig.

Ausstattung: 4/5
Beim Loady ist von einfach bis umfassend alles möglich. Unser Testrad hatte fast alle Häkchen gesetzt und konnte so eine sehr gute Ausstattung aufweisen. Nur der braune Sattel hat innerhalb weniger Fahrten die Farbe der Jeans angenommen und die Griffe in der braunen Ausstattungslinie fühlten sich billig an. Der 525 Wh Akku bot eine Turbo-Reichweite von ca. 40km in unserem städtischen Alltag.

Preis: 4/5
Eines der Ziele von Velo de Ville war ein konkurrenzfähiger Preis und dies haben sie definitiv erreicht. Es ist kein Preiskracher, aber mit unter 4.000€ im Einstieg mit einem Bosch Mittelmotor spielen sie schon recht weit unten mit. Aber dank des Konfigurators lässt sich der Preis auch auf über 6.000€ pushen. Man muss aber auch sagen: da gehen einige Long Tails preislich erst los.

Qualität & Wartung: 5/5
Dank der eigenen Beschichtung und individuellen Fertigung hat Velo de Ville ein besonderes Augenmerk auf die Qualität der Farben und der Verarbeitung. Auch bei unserem Testrad gab es diesbezüglich nichts zu beanstanden. Zusammen mit den hochwertigen Komponenten ergibt sich ein hohes Qualitätsniveau. In der getesteten Kombination ist das Loady auch praktisch wartungsfrei. Und wenn doch etwas passieren sollte oder ein Service ansteht, gibt es viele Velo de Ville Händler und Werkstätten, die sich um das Rad kümmern können.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 3/5
Das Loady gibt es durch verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten mit 180kg oder 200kg maximalem Gesamtgewicht. Für viele dürften die 180kg ausreichen, weil das Rad mit knapp 35kg nicht sonderlich schwer ist. Jedoch gerade wenn Kinder mitgenommen werden sollen oder eine schwere Person auf dem Sattel sitzt, sind die 200kg gerne gesehen. Mit 75kg ist der Gepäckträger auch gut belastbar. Die vorderen Ladeflächen sind allesamt recht klein, dafür lassen sich mit den MIK HD oder Racktime Optionen vorne und hinten jedoch auch eigene Schnellwechsel-Lösungen einsetzen. Die Nutzung eines Anhängers ist grundsätzlich möglich, es fehlt jedoch zum Testzeitpunkt entsprechendes Zubehör zur Befestigung einer Kupplung.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Velo de Ville hat der Rückbank einige gute Ideen spendiert. Die festen und dicken Sitzpolster lassen sich einzeln per MIK HD befestigen und sie haben eine Kunstlederoberfläche, die leicht abwischbar ist und sich nicht mit Wasser vollsaugt. Das breite, fest installierte Rückenpolster ist ebenfalls sehr bequem. Die Sitzbank ist verhältnismäßig niedrig und auch kleinere Kinder kommen einfach auf den Fußstützen an. Kindersitze für kleinere Kinder lassen sich per MIK HD befestigen, bei seitlich klemmenden Sitzen muss die Maulweite der Klemmen recht groß sein, um um die obere Gepäckträgerstrebe herumzugreifen. Der Abstand zwischen der Strebe der Ride Bar und den Sitzpolstern ist recht klein. Dadurch können Kinder behelmt nur schwierig selbst von unten aufs Rad steigen und die Ride Bar Streben sind etwa auf Hüfthöhe, also etwas niedriger als bei den meisten Marktbegleitern.

Zubehör: 2/5
Zum Marktstart lässt sich beim Loady schon einiges konfigurieren, allerdings fehlen doch die ein oder anderen notwendigen Zubehöre. Gerade das Fehlen großer Packtaschen hinten verkleinert die Nutzungsmöglichkeiten des Loady signifikant, auch wenn man die geringe Größe und Belastbarkeit des vorderen Gepäckträgers berücksichtigt. Das verfügbare Zubehör ist aber gut verarbeitet und fair eingepreist. Eigene Accessoires können an mehreren Punkten am Rahmen und der Ride Bar befestigt werden.

Parken und Rangieren: 5/5
Velo de Ville hat dem Loady eines der genialsten Ständerkonzepte gegeben, die ich bei Long Tails bisher gesehen habe. Der Hauptständer ist verriegelbar und lässt sich nur mit einem dedizierten Druck auf die Entsperr-Taste lösen, die einen gewissen Widerstand hat. Damit kann er auch nicht aus versehen gelöst werden, was somit anders herum ist, als bei praktisch allen anderen verriegelbaren Ständern. Zusammen mit dem Seitenständer und der Möglichkeit, es auf dem Heck abzustellen, sollte jedes Szenario abgedeckt sein. Zum Anschließen des Loady bietet der Rahmen genug Öffnungen, um ein Schloss durchzuziehen, egal ob vorne oder in der Mitte des Rads.
Das Rangieren ist dank des geringen Gewichts ebenfalls sehr einfach und auch mit ausgeklapptem Seitenständer möglich. Insgesamt super einfach im Handling!

Sicherheit: 4/5
Das Fahrverhalten des Loady ist insgesamt stimmig und durch die aufrechte Sitzposition kommen auch Lastenradneulinge schnell auf Touren und fühlen sich sicher. Das Aufschaukeln beim Freihändig fahren ist im Alltag nicht relevant, da sich das Rad auch mit einer Hand sehr einfach kontrollieren lässt. Velo de Ville bietet drei verschiedene Bremsen an, die mittlere Ausstattung ist aber mehr als ausreichend für den Alltag, mit konsistenten Bremswegen, leichter Bedienung und angenehmen Hebeln.
Licht-technisch stehen diverse Optionen zur Verfügung, es kommt aber immer mit Bremslicht und kann auch mit Fernlichtscheinwerfer ausgestattet werden, wobei hier auch wieder der Busch + Müller IQ XE eine sehr gute Wahl darstellt.
Die Sicherheit der kleinen Passagiere ist wiederum gut. Die Doppelstreben an der Ride Bar halten im Falle des Umkippens die Hände vom Boden weg und die Trittbretter sind breit genug, damit die Füße festen Halt haben. Nur die Ride Bar könnte etwas höher sein.

Gesamtscore: 38/50

Fazit:

Velo de Ville ist spät zur Long Tail Party gekommen, hat sich aber einiges Überlegt, um Eindruck zu schinden und sich von den vielen anderen Optionen abzuheben. Allein die Möglichlichkeit, die Lieblingsfarbe aufbringen zu lassen ist schon ein echtes Alleinstellungsmerkmal…allerdings ist meine Lieblingsfarbe nicht in der Auswahl…
Sie sind aber noch nicht fertig. Denn für uns war es im Alltag schon nicht ganz einfach, alles zu verstauen, was zwei Kinder einfach so mitschleppen. Daher ist es in der aktuellen Version noch nicht ganz für Familien geeignet, dafür aber umso mehr, falls ihr ein tolles Rad braucht, das euch im Alltag begleiten und einfach mehr transportieren soll, als andere Räder.
Insgesamt ist Velo de Ville mit dem Loady aber ein großer kleiner Wurf gelungen!

*Velo de Ville hat uns das Rad ausgeliehen und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Portus Compact eCargo mit 3×3 Nine Nabe Review

Wenn kleine Hersteller zusammenarbeiten, kommt oft etwas Großes heraus. Wie bei diesem Projekt! Denn der junge Schaltungsnaben-Hersteller 3×3 hat sich mit Portus Cycles zusammengetan, um die perfekte Symbiose aus High-Tech Komponenten und klassischem Rahmenbau zu zeigen. Wir waren ein paar Wochen mit zwei verschiedenen Portus Compact eCargo mit der 3×3 Nine unterwegs.

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Das Portus Cargo ist als Bäckerrad nicht länger als ein normales Fahrrad und kommt ohne Verbindung zwischen Lenker und Vorderrad aus. Dadurch lässt sich das Bike sehr dynamisch und leichtgängig bewegen. Fast schon etwas zu leichtgängig, denn je nach Beladung, Reifendruck und Gabeleinstellung kann es zu einem Speed Wobble kommen, der aber mit einem Lenkungsdämpfer in den Griff zu bekommen ist. Der kräftige Motor hat mit dem relativ leichten E-Bike keine Probleme und besonders die 3×3 Nabe unterstützt durch ihre Effizienz diesen Eindruck. Die 9 Gänge bieten eine riesige Bandbreite und selbst an starken Steigungen geht dem System nicht die Puste aus. Und auch Langsamtretende kommen voll auf ihre Kosten.
Bei der elektronischen Variante ist es allerdings notwendig, dass zwischen dem 3. und dem 4. Gang, sowie zwischen 6. und 7. etwas Druck vom Pedal genommen wird, was besonders bei stärkerer Beschleunigung des Öfteren zu Aussetzern führt, sodass die Nabe im 3. Gang hängen bleibt. Diesen Effekt habe ich bei der manuellen Variante nicht verspürt. Hier muss man klassisch selbst kurz das Treten einstellen, was schnell in Fleisch und Blut übergeht und dann rutscht Gang für Gang konsistent rein.
Die Sitzposition auf dem Portus ist durchaus sportlich. Mit dem breiten Mountainbike Lenker bekommt man viel Kontrolle über das Fahrrad und es fühlt sich sowohl im Gelände als auch in der Stadt pudelwohl.

Innovation/Design: 3/5
Portus verbindet bei dem Compact eCargo klassischen Rahmenbau mit typischen E-Bike Tugenden. Das heißt, Akku und Motor sind deutlich sichtbar am Rahmen und die schmalen Rohre haben etwas Mühe, diesen Komponenten optisch etwas entgegenzusetzen. Sobald der Blick aber etwas länger über den Rahmen schweift, gibt es viele schöne Details zu entdecken. Das komplexe und schön gemachte Ausfallende ist hier optisch und technisch ein Highlight. An der einen oder anderen Stelle ist aber erkennbar, dass Portus ein kleiner Hersteller ist, bei dem auch mal improvisiert wird, um das gewünschte Ergebnis zu bekommen. Ein Beispiel ist die hintere Schutzblechstrebe, deren Aufnahme eigentlich zwei Öffnungen bietet.
Ansonsten bietet das Portus Riemen-Kompatibilität, teilweise innen verlegte Leitungen und drei verschiedene Rahmengrößen, wobei die mittlere durchaus für Menschen zwischen 1,62m und knapp 1,90m ausreicht.
Die Implementierung des Smart Systems von Bosch ermöglicht eine technische Raffinessen, die besonders in der Ausstattung zur Geltung kommen.

Ausstattung: 5/5
Mit dem Konfigurator von Portus lässt sich das Compact eCargo auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Das Testbike ist fast voll ausgestattet und bietet sehr hochwertige und außergewöhnliche Komponenten, wie die SQ-Lab Griffe oder den Brooks Sattel. Auch die Lichtanlage von Busch&Müller, die Fahrwerker Bremse oder die Cargoca Federgabel sind weit oben aus dem Regal gegriffen. Aber selbst in der Standardausstattung ist das Bike schon gut und hochwertig ausgestattet. Das schlägt sich natürlich im Preis nieder.

Preis: 3/5
Handwerkskunst und Made in Germany kostet. Fast alle Komponenten kommen aus Deutschland und gerade der Rahmen ist ein echtes Manufakturprodukt. Das kann nicht günstig sein. Und so gibt es das Rad in der Minimalausstattung mit dem alten Bosch System für knapp unter 5.000€. Das Testrad geht in Richtung 9.000€ und tummelt sich somit im Markt der teuersten Lastenräder. Für das, was es ist und die Aspekte der lokalen Produktion ist der Preis jedoch gerechtfertigt. Das ist eine Anschaffung fürs Leben.

Qualität & Wartung: 5/5
Es gibt in Sachen Qualität nur wenige Produkte im Lastenradbereich, bei denen so viel Wert auf eine hohe Qualität und Langlebigkeit gelegt wurde. Alle Komponenten zeigen das und besonders der Rahmen ist hervorragend verarbeitet und hochwertig beschichtet.
Als Teil der Ekone Gruppe ist Portus natürlich auf den Vertrieb durch deren Shops begrenzt. Für die Wartung müssen alle, die keinen Ekone-Shop in der Nähe haben, eine offene Werkstatt in der Nähe finden. Jedoch ist die Bosch-Technik stark verbreitet und so ziemlich jede Werkstatt und jeder Händler kann entsprechende Komponenten bestellen und an dem Rad arbeiten. Nur sind je nach Händler längere Wartezeiten vonnöten.
Die 3×3 Nabe ist praktisch wartungsfrei und passt somit sehr gut zum Gesamtkonzept des Portus Compact eCargo.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 3/5
Die Hauptladefläche ist der große Frontgepäckträger, der mit 60x40cm eine reguläre Eurobox aufnehmen kann und somit sehr viel Platz bietet. Ein limitierender Faktor könnten allerdings die 20kg sein, für die dieser Träger freigegeben ist. Es gibt aber genug Ösen und Löcher, um Dinge darauf zu verzurren und er lässt sich insgesamt gut nutzen. Bei den kleineren Rahmengrößen ist jedoch die nutzbare Höhe durch den Lenker begrenzt. Ebenfalls kommen Euroboxen während der Fahrt an das Steuerrohr, was zu Verschleiß an dieser Stelle führt.
Der hintere Gepäckträger ist mit seiner Freigabe für 30 Kilogramm und den 56cm Länge ebenfalls gut nutzbar, könnte aber mit einem Interface für MIK HD, AVS oder Racktime noch etwas praktischer sein.

Kindersitze/ Bank: 2/5
Das Portus Compact eCargo ist kein Familienrad im klassischen Sinne. Zwar lassen sich auf dem Gepäckträger Kindersitze auch für größere Kinder montieren, allerdings gibt es von Portus selbst keine Lösung dafür. Hier muss man sich selbst etwas überlegen.

Zubehör: 2/5
Zwar ist der Konfigurator recht umfangreich, spezifisches Zubehör zur Anpassung an die eigenen Transportbedürfnisse gibt es jedoch nicht. Die vielen Flaschenhalterösen können diesen Nachteil zwar zum Teil ausgleichen, aber dieses Bike bietet wahnsinnig viel Potential für tolles, spezifisches Zubehör, wie Sitzpolster für den hinteren Gepäckträger, Organizer für vorne oder entsprechende Taschen.

Parken und Rangieren: 4/5
Dank des kurzen Radstands, dem geringen Gewicht und insgesamt sehr „normalen“ Aufbaus des Portus ist es sehr einfach im Handling. Man findet eigentlich überall einen Parkplatz. „Eigentlich“ deshalb, da die breite Ladefläche doch für etwas Gerangel an dem einen oder anderen Fahrradständerkonstrukt sorgen kann. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Schloss durch den Rahmen zu ziehen und auch die Montage eines Speichenschlosses ist kein Problem. Was aber doch zum Problem werden kann ist das Aufbocken des Bikes, denn der Ständer ist zwar zuverlässig, wenn das Rad steht. Aber um im beladenen Zustand den Ständer zu bewegen, muss doch viel Kraft aufgewandt werden.

Sicherheit: 4/5
Das Portus ist sehr einfach zu bewegen, hat eine angenehme Sitzposition mit viel Kontrolle über das Bike und vermittelt mit den starken und einfach dosierbaren Bremsen ein insgesamt sicheres Fahrgefühl, das nur durch den (vermeidbaren) Speed Wobble gestört wird. Die Beleuchtung ist sehr gut, allerdings fehlen Fernlicht und Bremslicht im Konfigurator. Dafür gibt die konfigurierbare Turntec Blinkeranlage ein echtes Sicherheitsplus, besonders im Stadtverkehr.

Gesamtscore: 35/50

Fazit:

Das Portus Compact eCargo ist ein beeindruckendes Bike. Wunderschön gemacht, hochwertig verarbeitet und mit tollen Komponenten ausgestattet. An dem einen oder anderen Punkt ist erkennbar, dass es sich hier um ein ganz kleines Team handelt, das nicht nur am Bike entwickelt, sondern auch die Rahmen selbst produziert. Dadurch fehlen manche Details und Zubehöre, die wir von größeren Herstellern kennen. Das vermindert allerdings nicht den Charme dieses Bikes und alle, die trotz des Preises weiterhin an dem Rad interessiert sind, wissen auch ganz genau, warum! Ich bin Fan, sowohl vom Portus, als auch von der 3×3!

*Portus und 3×3 haben uns zwei Räder ausgeliehen und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Das Hamburger Dickschiff bekommt einen neuen Laderaum! Bergamont E-Cargoville LJ Review

Das E-Cargoville LJ war 2019 tatsächlich das erste Lastenrad des Hamburger Fahrradspezis Bergamont. Nun wurde es umfassend überarbeitet und hat eine komplett neue, vielseitige Box bekommen. Diese, sowie das ganze Rad, haben wir über mehrere Wochen genauer testen können und daher kommt hier die Bewertung nach der Radelbande Bewertungsmatrix.

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 3/5
In der Elite-Ausstattung kommt das Bergamont E-Cargoville LJ mit der Enviolo Automatik, die das Fahren sehr entspannt und gemütlich macht. Einmal auf die eigenen Wünsche eingestellt, erfüllt sie zuverlässig ihren Dienst, ist aber eher nichts für die sportliche Gangart. Toll ist das straffe Verhalten der Lenkung, mit der sich auch kurze Strecken freihändig fahren lässt und der stoische Geradeauslauf des Bikes. Gleichzeitig lässt es sich zielsicher in Kurven bewegen, egal ob auf Asphalt oder losem Untergrund. Die fehlende Federung macht sich zwar spätestens auf Kopfsteinpflaster oder schlechten Straßen bemerkbar, aber das führt durch die gute Gewichtsverteilung nicht zu unkontrolliertem Hüpfen des Vorderrads.
Durch das niedrige Tretlager kommt ein niedriger Schwerpunkt zustande, dadurch ist aber die Gefahr vorhanden, dass das kurveninnere Pedal aufschlagen kann.
Die Sitzposition ist für Tilman mit 1,96m zu kurz, allerdings sagt Bergamont selbst, dass Menschen bis max. 1,90m gut draufpassen. Lea sitzt mit 1,62m super darauf.
Insgesamt ist es eine gute Fahrerfahrung, die aber gerade über raueren Untergrund und durch den Wald schnell an seine Grenzen kommt.

Innovation/Design: 3/5
Bergamont hat 2019 eine Designlinie etabliert, von der sich im Laufe der letzten Jahre einige andere Hersteller inspirieren ließen. Die Elevated Chain Stay, der Powerdome und die smarte Integration eines zweiten Akkus sind spannende Designmerkmale des LJ. An anderen Stellen ist das Bike wiederum sehr traditionell mit dem Lenkarm und starrer Gabel. Bei der Konnektivität ist das LJ mit dem Smarten System von Bosch vorne mit dabei, eine Lösung fürs GPS-Tracking bietet Bergamont aber nicht von Haus aus an.

Ausstattung: 4/5
Das Bergamont E-Cargoville LJ Elite ist das Topmodell der Reihe und das merkt man der Ausstattung auch an. Die Vario-Stütze ist ein Ausstattung-Highlight, ebenso wie der kräftige Scheinwerfer oder der große 750Wh Akku, der aber bei allen drei Linien Serie ist. Mit dem haben wir eine Reichweite im Alltag von 40-45km erreicht. Enviolo Automatiq und Riemen runden das Bild bei der Ausstattung ab.

Preis: 4/5
Bergamont zeigt auch beim E-Cargoville LJ, dass sie recht preissensibel arbeiten. Das Testrad ist mit knapp unter 8.000€ kein Schnäppchen, ähnlich ausgestattete Räder kosten jedoch meist um oder über 9.000€. Und es gibt diverse Möglichkeiten, auch günstigere Alternativen auszustatten, je nachdem, was man benötigt. Kann man auf die Enviolo verzichten, gibt es ein komplett ausgestattetes Family-Bike für knapp 6.500€ UVP.

Qualität & Wartung: 4/5
Sowohl die Qualität des Rahmens, als auch der Anbauteile ist sehr gut. Die Schweißnähte sehen sauber verarbeitet aus und die Beschichtung ist insgesamt gut und gleichmäßig. Im Rahmen unserer Nutzung kam es nicht zu Abplatzern oder größeren Kratzern. Nur eine Schraube, die das hintere Schutzblech hält, hat unter dem Regen gelitten und zeigt einen Rostansatz.
Ansonsten ist das Bergamont E-Cargoville LJ Elite ein Sorglos-Bike, denn Riemen und Starrgabel verzeihen unregelmäßige Pflege. Nur das vordere Schutzblech darf gerne länger sein, denn Dreck und Wasser spritzt vom Vorderrad direkt auf den Ständer und den Lenkarm. Bergamont hat ein dichtes Händlernetz, sodass Service und Wartung nie weit weg sein sollte. Allerdings sollten auch die meisten Werkstätten mit den verbauten Teilen klarkommen.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 4/5
Das Bergamont E-Cargoville LJ ist eines der variabelsten Long John Lastenräder auf dem Markt. Die Auswahl der Ladeflächenlänge mit 50 oder 70 cm ist 2024 selten geworden, bietet aber die Möglichkeit, das Rad so zu nutzen, wie es für den eigenen Zweck am Besten passt. Zurrösen auf der flachen Ladefläche, ein großer und vielseitig nutzbarer Gepäckträger und weiteres Zubehör erhöhen die Variabilität. Mit 220kg ist das Gesamtgewicht zwar nicht ganz so hoch, wie bei anderen Herstellern, aber die Nutzlast der Ladefläche ist mit 90kg recht groß. Die Ladefläche bietet auch noch das Potential, einen zweiten, tieferen Ladeboden zu installieren, diese Option wird in der aktuellen Version allerdings nicht genutzt.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Anders als bei den meisten anderen Long John Lastenrädern mit EPP Box, sind die Sitzlehnen fester Teil der Box. Diese sind schön hoch gezogen und bieten Kindern bis zu ca. 7 Jahren eine gute Nackenstütze. Auch von der Breite finden zwei Kinder super Platz. Die Fünf-Punkt-Gurte sind ebenfalls einfach in der Bedienung, jedoch fallen die Schnallen des Fidlock System öfter herunter, sodass man sie mühsam unter den Hintern der Kinder herausfriemeln muss. Ansonsten machen die Gurte aber einen guten Eindruck, mit einem sehr großen Verstellbereich und bequemen Polstern, sowie der Möglichkeit, die Höhe der Gurte einzustellen. Die Kinder sitzen dann sehr tief in der Box und strecken die Beine nach vorne heraus. Hier wäre es für die Kinder etwas angenehmer, wenn sie die Beine weiter nach unten anwinkeln könnten. Das Sitzpolster an sich ist aber bequem, auch für längere Strecken.

Zubehör: 4/5
Bergamont mausert sich immer mehr zum Zubehör-Vollanbieter. Auch das LJ profitiert davon. Hier gibt es nur sehr wenige Punkte, die fehlen. Die Taschen hinten an der EPP-Box sind ein sinnvolles und gut gemachtes Zubehör und auch der Gepäckträger sowie die verschiedenen Möglichkeiten, die Box abzudecken, lohnen sich. Das Verdeck ist insgesamt in Ordnung, kann aber noch einen Sonnenschutz gebrauchen und ist insgesamt recht sportlich und eng geschnitten. Ich würde mir noch eine Möglichkeit wünschen, Gepäck in der Box oberhalb der Beine der Kinder platzieren zu können, denn mit Rucksäcken zwischen den Beinen wird es recht eng.

Parken und Rangieren: 2/5
Das Bergamont E-Cargoville LJ ist mit knapp 65cm recht breit und hat ein Gewicht von nachgewogenen 64kg. Das macht es im Handling, gerade in engen Kellern, eher sperrig. Die Lenkung hat dabei einen ausreichenden Einschlag, dennoch muss das 2,70m lange Rad doch öfter hin und her rangiert werden. Um es dann abzustellen funktioniert der Ständer grundsätzlich gut, braucht aber recht viel Kraft, besonders, wenn das Rad beladen ist. Dafür kann aber dank der Hebel auch das Körpergewicht verwendet werden. Zum Anschleißen stehen grundsätzlich genug Möglichkeiten und Rahmenöffnungen bereit, das LJ hat aber keine Möglichkeit, ein Rahmenschloss zu befestigen. Das macht es nötig, immer ein entsprechendes loses Schloss mitzuführen.

Sicherheit: 4/5
Dank des sehr niedrigen Schwerpunkts und der, gerade für kleinere Personen hervorragenden Sitzposition, lässt sich das Bergamont E-Cargoville LJ im Alltag sehr sicher bewegen. Die Bremsen haben breite Hebel für mehr Bremskraft und dementsprechend zuverlässig verzögert auch das ganze Rad. Ich denke aber, eine größere Bremsscheibe hinten würde das noch mal verbessern. Die Beleuchtung ist grundsätzlich hell und hochwertig, lässt allerdings Fernlicht und Bremslicht vermissen. Passive Sicherheit ist durch diverse Reflektoren und reflektierende Elemente an den Verdecken ebenfalls gegeben.
Bezüglich der Sicherheit für die kleinen Passagiere gibt es positives zu berichten. Sowohl von der Sitzposition, als auch der Sitze an sich und der Gurte ist das Rad sehr sicher ausgestaltet.

Gesamtscore: 35/50

Fazit:

Mit der neuen EPP Box hat Bergamont beim E-Cargoville LJ einen großen Schritt nach vorne gemacht und das Rad empfiehlt sich nun auch besonders für Familien mit kleinen Kindern. Allerdings werden auch gerade Gewerbetreibende damit glücklich, sowie alle, die einfach mehr transportieren wollen. Jedoch muss man sich auf den reduzierten Komfort einstellen und sollte Platz haben, um das große Rad zu parken.

*Bergamont hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Sexy Cargo Anhänger von Veolo

Wenn du mit dem aktuellen Angebot in einem Bereich nicht zufrieden bist, was machst du dann?
Johann Schmidt hat einfach angefangen, es selbst zu entwickeln. Und herausgekommen ist ein leichter, schnittiger und schneller Cargo-Anhänger, den wir nun einige Zeit testen konnten: Der Veolo Cargo!

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 5/5
Der Veolo rollt fast unbemerkt hinter dem Zugfahrrad her. Das liegt einerseits an den hochqualitativen Lagern, aber auch an der ganzen Konstruktion. Er schaukelt sich nicht auf, wird durch Kantsteine und Wurzeln nicht aus der Ruhe gebracht und rollt auch über Kopfsteinpflaster sehr angenehm rüber, ohne das Ladegut zu sehr durchzuschütteln. Der Sturz der Reifen und der niedrige Schwerpunkt sorgen für ein sehr sicheres Kurvenverhalten, auch bei höheren Geschwindigkeiten.

Innovation/Design: 4/5
Es gibt nicht viele gefederte Lastenanhänger und erst recht nicht so leichte. Das Team hinter Veolo hat den Anhänger sehr schön gestaltet und er passt somit auch optisch hervorragend hinter ein sportliches Gravelbike. Die Feinheiten in der Konstruktion lassen ihn sehr hochwertig wirken und weniger wie ein „nützliches“ als vielmehr ein „erstrebenswertes“ Produkt, was den Nutzwert allerdings nicht schmälert. Auch die Integration der Handwagenfunktion ist sehr elegant gelöst. Hier hat Veolo einen beeindruckenden Spagat hinbekommen! Mit 780mm ist der Veolo allerdings recht breit und man muss die Räder beim Lagern zusätzlich mit einem Gurt sichern, der nicht im Lieferumfang ist.

Ausstattung: 2/5
In der Standard Ausstattung kommt der Veolo recht „nackt“ daher. Es ist alles, dabei, was für den grundsätzlichen Betrieb notwendig ist, Details wie Rücklicht, Spanngurte oder Wimpel fehlen aber.

Preis: 3/5
Der Veolo Anhänger ist insgesamt fair eingepreist, besonders wenn man die zum größten Teil deutsche Fertigung und die Qualität der Komponenten und der Verarbeitung in Betracht zieht. Im Umfeld anderer Transportanhänger ist er natürlich eher am oberen Ende, ist seinen Preis aber insgesamt wert.

Qualität & Wartung: 4/5
Beim Auspacken hat mich die Verarbeitungsqualität und die Machart des Veolo Anhängers schon beeindruckt und dieser Eindruck wurde in der Nutzung, auch des Zubehörs, nicht geschmälert. Alle Teile sind von hoher Qualität und sollten den Nutzenden lange Freude bereiten. Beim Testanhänger waren ein paar Details allerdings noch nicht 100%ig, wurden aber nach Rücksprache mit Veolo in der Serie bereits geändert. So löste sich ein Kunststoffring, der die Deichsel arretiert und es kam zu Quietschgeräuschen aus der Federung, die ich mit etwas Öl eliminieren konnte. Insgesamt ein sehr hochwertiges Produkt.

Lastenrad Kategorie 

Alltagstauglichkeit: 4/5
Ein Anhänger mit einem flachen Korb, was soll schon schief gehen?
Tatsächlich ist der Veolo für verschiedene Anwendungszwecke gut nutzbar. Das sinnvolle Zubehör erweitert die Möglichkeiten und so ist von Camping-Zubehör bis zum Großeinkauf oder Surfbrett alles auf dem Veolo möglich. Gegen den gewerblichen Einsatz dürfte die nicht normgroße Ladefläche sprechen, bei der unter Nutzung von Euroboxen auf allen vier Seiten noch ein wenig Platz bleibt, der sich aber schwerlich nutzen lässt. Die hohe Zuladung spricht wiederum für den Veolo, der sich dank der Federung auch für empfindlichere Dinge eignet.

Coolness-Faktor: 3/5
Fahrradanhänger haben ein Image-Problem. Tausende klappernde, quietschende, mit Müll gefüllte Anhänger säumen deutsche Fahrrad-Hinterräder. Natürlich ist der Veolo damit nicht zu vergleichen. Der Moment, in dem du den Anhänger vom Rad nimmst und ganz entspannt in den Laden schiebst ist schon genial. Besonders mit der großen, roten Tasche zieht er die Blicke auf sich. Dennoch ist es nur für Kenner ein cooles Produkt.

Zubehör: 4/5
In dem kleinen aber feinen Zubehörprogramm von Veolo finden sich schon einige sehr gut konzipierte Produkte, wie die zusätzlichen speziellen Deichseln, die große Packtasche oder die sehr stabilen Packbügel. Was noch fehlt, ist ein Wimpel und zum Beispiel eine Möglichkeit, die offene Ladefläche zu verschließen, sodass kleine dinge nicht unten herausfallen. Außerdem drohten bei meinem Testanhänger die losen Enden der Strapsen, in die Speichen zu geraten, wenn die Tasche nicht komplett gefüllt war. Auch hier wurde für alle folgenden Anhänger jedoch eine Lösung eingeführt.

Parken und Rangieren: 4/5
Durch die platzsparende Verstaumöglichkeit und das geringe Gewicht lässt sich der Veolo leicht in der Wohnung lagern. Auch der An- und Abbau gelingt leicht und schnell. Wenn er Anhänger abgestellt wird, dient die kleine Alustütze als Schutz für die Kupplung, hindert ihn aber nicht am Wegrollen. Hier fehlt eine entsprechende Bremse. Das Schieben und Rangieren gelingt leicht, egal ob im Schiebebetrieb oder am Fahrrad, da die Deichsel einen starken Lenkeinschlag ermöglicht. Das Anschließen des Anhängers ist dank der großen Öffnungen sehr einfach möglich.

Sicherheit: 2/5
Beim Thema Sicherheit zeigt sich der gewollte Minimalismus des Anhängers als Nachteil, denn es fehlen Details wie Radabweiser, ein Rücklicht als Standardausstattung oder, wie schon erwähnt, ein Wimpel. Die Reflektoren sind großflächig, diese sind aber nicht besonders kräftig und haben kein Prüfzeichen. Die Reflektoren an den Reifen sind in der Dunkelheit aber sehr gut zu erkennen. Das Bremsen bringt den Veolo Anhänger auch mit schwererer Beladung nicht aus der Ruhe und das Rad lässt sich dabei gut kontrollieren und auch schnelle Kurvenfahrten lassen ihn nur in absoluten Extremsituationen kippen. Dass der Anhänger für eine gefährliche Situation sorgt, dürfte äußerst unwahrscheinlich sein.

Gesamtscore: 35/50

Fazit:

Der Veolo ist ein beeindruckendes Produkt. Hier hat sich ein enthusiastisches Team ein hohes Ziel gesteckt und es tatsächlich erreicht. Die Roll-Eigenschaften des Veolo suchen ihresgleichen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Maximal-Bikepacker, Radcamping-Familien und alle, die einen schönen und praktischen Alltags-Anhänger suchen, hier auf ihre Kosten kommen.

*Veolo hat uns die Anhänger zur Verfügung gestellt und das Video unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Krasses Off-Road-Lastenrad: Tern Orox im Test

Kompakte Falträder und Lastenräder sowie ein umfangreiches Zubehörprogramm. Darauf hat sich der Taiwanische Hersteller Tern konzentriert. Und nun haben sie mit dem Tern Orox das unerwartetste Fahrrad 2024 herausgebracht. Aber was kann das Fat-Cargobike? Und für wen ist es geeignet?
Wir konnten es mehrere Wochen testen und sind über 400km damit gefahren um das herauszufinden.

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Das Tern Orox hat in Bezug auf das Fahrverhalten eine Besonderheit, erst einmal geht es darum, was alle Versionen betrifft. Die Sitzposition ist sehr Mountainbike-mäßig. Ein breiter Lenker und die sportliche Sitzposition zeigen gleich, dass das Bike nicht zum Bummeln, sondern zum Ballern gebaut wurde. Das Unterstreicht auch der kräftige Motor, der in Verbindung mit der 12 Gang Kettenschaltung das Orox sehr vehement beschleunigt und dank der sehr großen Übersetzungsbandbreite auch nicht vor steilen Anstiegen zurückschreckt.

Die Geometrie ist dann auch so abgestimmt, dass das Vorderrad trotz des hohen Schwerpunkts kaum steigt und somit auch beim Bergauffahren eine hohe Sicherheit vermittelt. Die Reichweite ist dank der 2 Akkus enorm. Im flachen Stadtbetrieb mit 1600Wh Kapazität kommen wir im Turbo Modus etwa 100km weit. Wie sich das Orox allerdings in Kurven und Offroad verhält, ist von der Wahl der Laufräder abhängig. Einmal gibt es einen 28″ Laufradsatz mit bis zu 65mm breiten Reifen und dann einen 27,5″ Laufradsatz mit 4″ breiten Reifen.

Der 4″ Laufradsatz ist für den Einsatz im Gelände, auf Schotter, Steinen, Trails, gedacht. Und dort kann er und das Rad seine Stärken voll ausspielen. Stoisch rollt das Tern Orox über alles drüber und ist auch beladen leicht kontrollierbar. Auf Asphalt nerven die Reifen irgendwann mit Vibrationen und dem lauten Abrollgeräusch. Ebenfalls erfordern die Reifen recht hohe Bedienkräfte und fangen in schnellen Kurven auf Asphalt an zu schwimmen, bieten dafür aber einen außergewöhnlich hohen Komfort.
Der 28″ Laufradsatz macht das Tern Orox lebendiger und agiler, ohne jedoch etwas im Geradeauslaufen einzubüßen. Dafür sind dort natürlich Kompromisse im Offroad-Grip und Komfort hinzunehmen.
27,5″ für reinen Offroad-Betrieb, 28″ für alles andere.

Innovation/Design: 5/5
Das hat es so noch nicht gegeben. Die Idee eines Offroad Lastenrads ist natürlich schon von diversen Herstellern umgesetzt worden, allerdings noch nie in dieser Konsequenz…und vor allem nicht von einem großen Fahrrad-Hersteller. Und Tern hat alles gegeben, damit das Orox dennoch als Tern zu erkennen ist und wie ein Tern funktioniert. Wobei auf ein paar Details verzichtet wurde, um die Stabilität nicht zu kompromittieren. Das Betrifft auch den Punkt, dass das Orox das, meines Wissens, erste Tern mit zwei unterschiedlichen Rahmenhöhen ist. Das tut aber der Funktion und Innovation keinen Abbruch, denn es ist dafür auch bis 130kg Gewicht auf dem Sattel freigegeben. Und es zieht wirklich die Blicke auf sich. Mit kaum einem anderen Lastenrad hatte ich so viele interessierte Gespräche, wie mit dem Tern Orox. In Sachen Konnektivität nutzt das Rad die Vorteile des Smart Systems von Bosch und kann so auch individuell angepasst werden. 

Ausstattung: 5/5
Dass das Orox das Topmodell von Tern ist, sieht man nicht zuletzt an der Ausstattung. Alle Komponenten sind von hoher Qualität und Stabilität. Besonders hervorzuheben ist das Licht, die standardmäßige zweite Akkuaufnahme, sowie die Ergon Mountainbike Komponenten.

Preis: 2/5
Den Preis eines so spezialisierten Produkts wie dem Orox zu bewerten ist nicht ganz einfach, da es besonders mit dem 27,5″ Laufradsatz einfach keine Konkurrenz hat. Mit dem 28″ Laufradsatz jedoch kommt es in Regionen, die auch andere Long Tail Lastenräder abdecken können, die deutlich günstiger sind. Da werden die vielen Spezialteile wieder zur Herausforderung. So wird das Orox zur G-Klasse der Fahrradwelt. Äußerst fähig und vielseitig, aber auch sehr teuer.

Qualität & Wartung: 4/5
Die Verarbeitungsqualität und Aufbau des Testbikes waren auf einem sehr hohen Niveau und wie schon vorher erwähnt, sind auch alle Anbauteile von hoher Qualität. Das Tern-Händlernetz ist verhältnismäßig dicht und dank des Distributors Hartje im Hintergrund sind auch Ersatzteile schnell beschafft. Allerdings sollte man die Sonderteile immer im Hinterkopf behalten. Sowohl Reifen als auch Schläuche in den passenden Dimensionen zu finden ist nicht ganz leicht und auch Kettenführung und Kurbelarme sind keine Standardteile. Worauf auch besonders beim S12 besonders geachtet werden muss ist der Kettenverschleiß. Die Kette ist recht lang und ziemlich stark Dreck ausgesetzt. Zusammen mit der hohen Motorleistung und besonders schwer beladen halten Ketten an dem Orox nicht lange. Hier kommt auch leider nicht das Linkglide System zum Einsatz, das im E-Bike Bereich für höhere Haltbarkeiten sorgen kann, aber aktuell nicht für 12-fach Systeme angeboten wird.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 4/5
Dass Tern bereits viel Erfahrung mit Lastenrädern sammeln konnte, ist auch beim Orox erkennbar. Mit Platz für Eurobox, Streben für Packtaschen und einem hoch belastbaren Frontgepäckträger hat es alle Punkte aus dem Long Tail Playbook. Damit ist es sowohl für den Lastentransport, als auch für die Mitnahme von Menschen gut geeignet. Ja, nicht nur Kinder, dank der 100kg Freigabe des Gepäckträgers. Ein besonderes Detail, das die Variabilität erhöht ist auch die Anhängerfreigabe und spezielles Zubehör, um nicht nur Anhänger, sondern auch ganze Fahrräder mitzunehmen. Zusätzlich zur großen Gewichtsfreigabe ist das Tern Orox ziemlich variabel, leidet aber voll ausgestattet an einem hohen Eigengewicht.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Wir sprechen bei dem Orox natürlich über ein Long Tail, das dahingehend einige Vorteile hat, besonders was die Mitnahme größerer Kinder angeht. Für den Transport von Babies ist das Rad nicht geeignet, kann diesen Umstand aber durch die einfache Montage einer Anhängerkupplung kompensieren. Alle Kindersitzlösungen von Tern sind durchdacht und gut ausgeführt. Die Sitzpolster sind kombinierbar und leicht wechselbar, die Rückenlehne mit den Reflektoren und der Captains Chair tolle Ideen. Soweit Long Tail Lastenräder für den Kindertransport geeignet sind, spielt das Orox ganz vorne mit, hat aber durch die großen Räder schon einen Nachteil im Vergleich zu den Long Tails mit 20″ Bereifung.

Zubehör: 4/5
Das Zubehör macht das Lastenrad! Das hat Tern erkannt und bietet ein ganzes Ökosystem verschiedenster Zubehöre für deren Lastenräder an, die sich auch größtenteils miteinander kombinieren lassen und auf verschiedene Lastenräder passen. Sei es das Clubhouse, den Frontgepäckträger oder die klappbaren Trittbretter – alles ist durchdacht, super verarbeitet und vielseitig, wenn auch ein bisschen teuer. Auf das Orox passt allerdings nicht unbedingt alles drauf, was auf die kleineren Räder passt.

Parken und Rangieren: 3/5
Das Tern Orox ist ein großer Koffer, der mit den großen Rädern und der großen Gesamtlänge ein paar Nachteile hat, was das Parken und Rangieren angeht. Normalerweise schneiden Long Tail Räder in diesem Punkt sehr gut ab, aber beim Orox musste ich teilweise schon tricksen, wenn es ums Abstellen und Anschnallen ging. Wobei das reine Abstellen dank des sehr guten Ständers leicht von der Hand geht und das Rad auch dank der Extended Lock Stands sicher steht, auch wenn Kinder selbst auf den Gepäckträger aufsteigen. Diese verrutschten in unserem Testzeitraum jedoch regelmäßig.

Durch das besondere Räder-Setup ist ein Speichenschloss nicht möglich, sodass wir im Alltag auf ein Faltschloss zurückgegriffen haben, was dann teilweise etwas zu kurz war. Für größere Schlösser gibt es aber nur im Mittleren Teil des Bikes sinnvolle Optionen, ein Schloss durch den Rahmen zu ziehen. Hier ist die große Rahmentasche im Weg, um das Rad weiter vorne anzuschließen.
Beim Rangieren ist am ehesten der hohe Schwerpunkt erkennbar, den das Rad während der Fahrt gut kompensieren kann. Besonders mit Kindern hinten drauf gerät das Rad durchaus mal ins Wanken.

Sicherheit: 5/5
Eine gut kontrollierbare Fahrt, einfach zu bedienende und zuverlässige Bremsen und hoher Grip der Reifen. Das Tern Orox ist sehr sicher zu bewegen, sowohl auf der Straße, als auch abseits befestigter Wege. Der helle Scheinwerfer mit Fernlicht, Rücklicht mit Bremslicht sowie zusätzliche Reflektoren an den Taschen erhöhen ebenfalls noch einmal die Sicherheit. Und auch die Sicherheit der kleinen Passagiere ist gegeben hinten auf dem Gepäckäträger, auch wenn ich mir hier noch eine zweite Strebe links und rechts am Clubhouse wünschen würde.

Gesamtscore: 40/50

Fazit:

Mit den 27,5″ Laufrädern ist das Orox perfekt für den Einsatz an Orten, wo bisher auf 4×4 und schweres Gerät vertraut wurde. Forst, Jagd und Rettung sind solche Einsatzgebiete. Jedoch ist es dann auch für echte Abenteuer gerüstet für die ganze Familie.
Im Alltag wird für die Meisten jedoch der 28″ Laufradsatz reichen, denn der ist schon fähiger als fast alle anderen Räder, die dann oft noch mit 26″ Laufrädern kommen. Allerdings hat Tern auch starke Konkurrenz zu dem Orox im Haus. Und wenn das Einsatzgebiet im Wesentlichen aus Innenstadt und ab und zu einer Fahrradtour besteht, sind diese Alternativen sicherlich spannender und günstiger.
Aber manchmal muss es ja auch sein, dass ein Produkt die Option auf ein Abenteuer verspricht…und das kann das Orox definitiv!

*Tern/ Hartje hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.