Mehrere Wochen vor der offiziellen Präsentation des neuen Tern GSD durften wird es schon im Stellt Modus im Alltag bewegen und wir konnten es im Lübecker Restwinter auch gut nutzen. Was die Unterschiede zu den Vorgängermodellen sind und wo das neue GSD richtig scheinen kann, das haben wir geprüft.
Hier gehts zur Score-Übersicht.
Und hier zu der Erklärung der Bewertung.
Fahrrad Kategorie
Fahrverhalten: 4/5
Als Longtail fährt sich das GSD sehr intuitiv und einfach. Es ist keine Eingewöhnungszeit nötig. Der kräftige Motor in Verbindung mit den kleinen Rädern sorgt dafür, dass das Rad sehr gut beschleunigt und sich einfach um die 25km/h bewegen lässt. Beim Testrad fühlte sich die Beschleunigung und die Bergfahrt jedoch etwas weniger stark an, als bei anderen Lastenrädern mit Kettenschaltung.
Während der Fahrt ist es relativ komfortabel. Die Federgabel schluckt vorne Unebenheiten oder Kopfsteinpflaster gut weg und durch den etwas verlängerten Radstand und die dicken Reifen ist es auch hinten ziemlich komfortabel. In beladenem Zustand fährt es sehr satt und ist nur unwesentlich langsamer in der Beschleunigung. Der Motor ist dabei stets präsent und durch die vielen beweglichen Teile, die Kettenschaltung sowie das große Schutzblech ist das neue GSD insgesamt verhältnismäßig laut.
Man hat nicht das Gefühl, auf einem Lastenrad zu sitzen. Die Sitzgeometrie lässt sich sehr einfach einstellen und hat sowohl für mich mit 196 als auch für meine Frau mit 162cm gepasst. Wenn man das Rad beladen fährt, sollte man immer beide Hände am Lenker halten, da sonst der Lenker aufschaukelt, was sich aber leicht einfangen lässt.
Innovation/Design: 4/5
Tern hat das Design des GSD behutsam weiterentwickelt und diverse Punkte angepasst, um das Rad noch praktischer zu machen und dabei weiterhin so kompakt wie möglich zu bleiben. Dabei kamen auch Designdetails des Orox und des Quick Haul Long zum Einsatz, was die Zubehörkompatibilität und Vielseitigkeit erhöht. Auffällig ist auch, dass Tern diverse Abdeckungen, Schutzkappen und Schutzblechverlängerungen integriert hat, die bei anderen Fahrrädern fehlen. Rein konstruktiv hat das GSD auch nach 8 Jahren nichts an seiner Besonderheit und seinem Charme verloren.
Durch das Smart System im S10 stehen alle Möglichkeiten des Bosch Ökosystems zur Verfügung.
Ausstattung: 4/5
Die Ausstattung des Tern GSD S10 ist sehr gut. Die Kettenschaltung ist natürlich nicht für jede:n etwas, passt aber gut zum spritzigen Charakter des Bikes. Hier ist allerdings zu beachten, dass der lange Käfig des Schaltwerks bei niedrigem Reifendruck oder Kantsteine auf dem Boden aufkommen kann und so Schäden verursacht werden können.
Cockpit, Bremsen, Sattel, Beleuchtung: alles fühlt sich hochwertig und verbindlich an. Das 545Wh Powerpack ist ausreichend für den Alltag der Meisten. Im Turbo-Modus sind wir mit wechselnder Beladung knapp 30km weit gekommen. Hier scheint das Testrad einen erhöhten Widerstand irgendwo zu haben, denn normalerweise liegt die Reichweite knapp 10km höher. Die standardmäßige zweite Akkuposition ist gerade dann super, wenn man wirklich viel fährt oder noch einen Anhänger zieht.
Preis: 2/5
Tern positioniert das GSD bewusst im Premium-Segment. Der Preis ist hoch, aber angesichts der hochwertigen Ausstattung, der enormen Vielseitigkeit und der durchdachten Detaillösungen gerechtfertigt. Die dritte Generation des GSD gibt es auch noch in zwei Varianten mit dem alten Bosch System zu reduzierten Preisen und ist damit für die ein oder andere Person interessanter.
Qualität: 4/5
Das GSD ist komplett hochwertig und solide verarbeitet und hat viele kleine, nette Details. Der Rahmen und die Anbauteile sollten einem lange Freude bereiten. Der Wartungsaufwand ist durch die Kettenschaltung nicht zu vernachlässigen, durch den großen Kettenschutz ist aber einer starken Verdreckung der Kette vorgebeugt. Die lange Kette und großen Kräfte, die auf dem Antriebsstrang anliegen, sorgen aber für einen hohen Kettenverschleiß und können die Wartungskosten in die Höhe treiben. Dank eines dichten Händlernetzes und der Bosch Integration sollten auch externe Wartungsarbeiten ohne großen Aufwand durchgeführt werden können. Die USB-C-Buchse ist allerdings an einem unpraktischen Ort montiert, der bisweilen mit aufgepritzten Wasser in Berührung kommt.
Lastenrad Kategorie
Variabilität: 5/5
Das Tern GSD S10 ist ein absoluter Verwandlungskünstler. Egal, ob man Einkäufe, Kinder, Jugendliche, Sportausrüstung, Spielsachen, Waren auf gewerblicher Ebene transportieren muss: Es klappt mit dem GSD! Das Clubhouse eignet sich sowohl für Euroboxen, als auch für 2 Kinder und die optionalen Stow Decks dienen als Basis auch für größeres Ladegut. Genial ist die Möglichkeit, eine Anhängerkupplung und weiteres Zubehör am Heck des GSD zu montieren und somit den Einsatzbereich zu vergrößern. Gerade in Anbetracht der Größe ist das beeindruckend, auch dank der 210kg zulässigem Gesamtgewicht.
Sitze/Bank: 5/5
Kinder sitzen grundsätzlich gut auf dem Tern GSD S10 und man kann auch hier wiederum die Ladefläche so anpassen, dass man entweder kleinere Kinder, mittelgroße oder sogar Jugendliche oder leichte Erwachsene mitnehmen kann.
Die wasserabweisenden Sitzpolster, zusätzliche Gurte und diverse Optionen für die Bank versprechen eine gute Zeit für die kleinen Passagiere. Kindersitze lassen sich ebenfalls leicht montieren, nur für die ganz kleinen bietet das Tern keine Möglichkeit…dafür aber die Anhängerkupplung.
Zubehör: 5/5
Tern bietet eine riesige Auswahl verschiedensten Zubehörs an, um das Rad auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen. Zubehör ist auch nötig, denn ohne ist das Tern GSD S10 nicht praktischer als ein normales Fahrrad. Insofern macht das Zubehör das Rad erst zu dem was es ist. Das Zubehör ist komplett hochwertig und 100%ig passend, allerdings auch relativ teuer. Das einzige, was fehlt, und was mit dem Clubhouse Fort auch tatsächlich sinnvoll nutzbar wäre, ist eine Babyschalenhalterung für den Gepäckträger.
Parken und Rangieren: 5/5
Man kann das Tern GSD S10 auf der Stelle drehen. Der Ständer rastet ganz einfach ein und lässt das Rad in jeder Lebenslage sicher stehen und man findet auch in praktisch jedem Fahrradständer eine Möglichkeit, um das Rad am Rahmen anzuschließen. Hoch- und runterheben funktioniert durch das überraschend hohe Gewicht nur eingeschränkt, aber dafür kann man es praktisch an jedem Ort parken, wo auch ein normales Rad Platz findet. Alternativ stellt man es auf das Heck und dann beansprucht es noch weniger Platz. Der Rahmen des Tern GSD bietet jede Menge Möglichkeiten, um ein Schloss zu befestigen und das Speichenschloss am Vorderrad vereinfacht den Prozess noch einmal.
Sicherheit: 5/5
Im Bereich der Fahrsicherheit ist es wirklich top. Das Tern GSD S10 ist intuitiv zu bewegen, eine aufrechte Sitzposition sorgt für mehr Übersicht und die Sicherheit, um jede Kurve zu kommen. Die Bremsen packen beherzt zu und das ABS ist eine sinnvolle Ergänzung, besonders bei ganzjährigem Einsatz. In Bezug auf die Sichtbarkeit ist das GSD mit vielen Reflektoren ausgestattet, sowohl am Rad, als auch an dem Zubehör. Das Rücklicht hat eine Bremslichtfunktion, ist bauartbedingt sehr niedrig und wird teilweise von dem Aufbau verdeckt, kann aber in der Tiefe verstellt werden. Der Scheinwerfer ist sehr hoch angebracht, bietet ein sehr angenehmes und helles Leuchtbild und Fernlicht.
Hinten ist es für die Kinder ebenfalls sicher, besonders dann, wenn das Clubhouse montiert ist und sie in Kindersitzen sitzen . Sollte das Rad doch mal umfallen, sind sie durch die Bügel und die arretierbaren Stow Decks geschützt.
Gesamtscore: 43/50
Fazit:
Das Tern GSD S10 ist für alle geeignet, die entweder viele Dinge zu schleppen haben oder bis zu zwei Kinder mitnehmen wollen, die aber mindestens schon im Sitz aufrecht sitzen können. Für kleinere Kinder müsste man einen Anhänger mitnehmen, was aber durch die Kupplungsvorbereitung ebenfalls gut funktioniert. Besonders dann, wenn man wenig Platz zum Abstellen hat, ist das Tern super geeignet.
Der größte Vorteil ist die hohe Variabilität auf so kleiner Grundfläche, bei gleichzeitig einer sehr hohen Stabilität. Die hohen Preise für das Rad und das notwendige Zubehör stehen auf der anderen Seite. Für das Testrad werden deutlich über 7000€ fällig. Schade ist, dass es die dritte Generation des Tern GSD mit dem Smart System zum Marktstart nicht mit einer Nabenschaltung und Riemen gibt. Das dürfte zwar den Preis noch einmal treiben, könnte aber für die ein oder andere Person den Ausschlag gegen das GSD geben.
Das neue Tern GSD S10 reiht sich insgesamt bei den besten Cargobikes ein, die man aktuell kaufen kann.
* Tern hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und unterstützt die Erstellung des Videos. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung des Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.