Rüttelt das Riese & Müller Packster2 70 am Thron des Load?

Lange war das Riese & Müller Packster sowohl preislich, als auch funktional unterhalb des Load angesiedelt. Spätestens, als das Packster 70 die Vollfederung bekommen hat, war es ebenbürtig mit dem Klassiker aus dem Riese & Müller Programm. Kann es mit der neuen Buggy Kabine endlich auch bei der Beliebtheit nachziehen?

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Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Mit knapp über 60kg ist das getestete Bike natürlich nicht unbedingt leichtfüßig unterwegs. Dafür ist aber erstaunlich, wie stoisch es über Wurzelwerk und Kantsteine fährt. Dank der Vollfederung bleibt das Rad stets beherrschbar und fühlt sich auch bei Waldwegen pudelwohl. Nur zu eng oder technisch darf es nicht werden, da sollte man sich aber überlegen, ob ein Long John Lastenrad überhaupt das richtige Bike für den Einsatzweck ist. Die Lenkung hat eine gewisse Schwergängigkeit an sich, die dazu führt, dass Schläge vom Untergrund nicht durchgetreten werden. Sowohl die Federgabel als auch das Federbein arbeiten feinfühlig, sollten aber auf das Gewicht des Bikes + Beladung eingestellt werden. Die Enviolo Schaltung mag nicht so ganz zu den Fahreigenschaften passen. In einer eher ruhigen Gangart arbeitet sie zwar sauber, aber gerade bei stärkeren Steigungen bleibt sie hinter dem Anspruch des Bikes zurück.
Die Sitzposition ist dabei durchaus sportlich bei einem gleichzeitig recht hohem Lenker. Für Leute, die eher aufrecht sitzen wollen, ist das Rad weniger geeignet und kleinere Menschen müssen ihre Arme während der Fahrt weit strecken. Der Abstand vom Sattel zum Lenker beträgt zwischen etwa 65 und 73 cm, was in etwa den Werten bei Mountainbikes in großen Rahmenhöhen entspricht.
Die getestete GX Version mit den Stollenreifen kommt sowohl auf Asphalt, als auch abseits befestigter Wege super zurecht und bietet ein hohes Grip-Niveau. 1500 Wh Akkukapazität sorgt für eine prognostizierte Reichweite von 100km im Turbo Modus. In unserem Nutzungsszenario mussten wir allerdings nach knapp 60km an die Steckdose.
Insgesamt hat das Packster die besten Fahreigenschaften in der Klasse der großen Long Johns, krankt in gewissen Nutzungsszenarien aber an der Schaltung und der Sitzposition.

Innovation/Design: 4/5
Trotz der optisch leichteren Buggy-Option ist und bleibt das Packster designtechnisch ein ziemlicher Brocken, besonders in der getesteten Farbe Urban Grey Matt. Dennoch ist es ansprechend und entspricht dem Zeitgeist. Es gibt nicht viele vollgefederte Long John Lastenräder und Riese & Müller hat mit der Control Technology echte Pionierarbeit geleistet. Design und Konstruktion des Hinterbaus wurden über die Jahre behutsam angepasst, sind aber keine Augenweide. Das Packster2 70 ist kein schönes Rad, aber dafür ein sinnvoll konstruiertes. Das Platzangebot in der Box, der flache Unterboden und die Integration des Handschuhfachs bei einer geringen Gesamtlänge sind solche Details. Auch die Funktionsweise und Integration der Lenkung sind beeindrucken.
Die Integration des Smarten Systems hat dem Rad ebenfalls noch einmal gut getan, da jetzt Details wie das Smart ABS oder gewisse Sicherungsfunktionen möglich sind. Mit ihrem RX Chip bieten Riese und Müller in dem Packster auch standardmäßig ein Tracking und Versicherungsmöglichkeiten an.

Ausstattung: 5/5
Gerade das getestete Riese & Müller Packster kommt natürlich mit allem, außer der Enviolo Automatiq. Sattel, Griffe und Pedale sind hochwertig und auch alle anderen Anbauteile sind aus den oberen Regalfächern.

Preis: 1/5
Ab knapp 8.000€ für das vollgefederte Packster ist eine Kröte, die sich nicht leicht verdauen lässt. Damit ist das Rad auch teurer als die Hauseigene Konkurrenz und die (wenigen) Mitbewerber.

Qualität & Wartung: 4/5
Das Rad war out of the Box hervorragend montiert und ist sowohl in Sachen Beschichtung als auch in der Verarbeitung der Schweißnähte sehr gut aufgestellt. Bei der Fahrt sind keine Klappergeräusche hörbar, nur das vordere Schutzblech musste hin und wieder neu ausgerichtet werden. Die Konstruktion mit der gekapselten Lenkung und dem flachen Unterboden verringert Verschleiß. Allerdings sammelt sich im Kotflügel hinter dem Vorderrad sehr viel Dreck, was das Rad oft unansehnlich erscheinen lässt. In den 4 Wochen und knapp 200km der Nutzung musste ich einmal die Federelemente auf mich einstellen und den Reifendruck anpassen. Gerade die Federelemente benötigen laut Bedienungsanleitung nach gewissen Einsatzstunden bzw. im Jahres-Zyklus größere Wartungen. Mit der vormals oft gescholtenen Federgabel gibt es allerdings seit der Umstellung auf die SR-Suntour 34 keine Probleme mehr. Hier wünschte ich mir dennoch eine hochwertige Alternativen.
Riese und Müller unterhält ein recht dichtes Händler- und Werkstatt-Netz, was den Service vereinfacht, denn das Packster hat schon einige spezielle Teile.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 3/5
Gerade mit der Buggy Option ist das Packster2 70 stark auf den Familien-Einsatz ausgerichtet. Allerdings kann auch die Buggy Option auch mit dem Cargo-Carry-System ausgestattet werden. Nicht kombinieren lässt sie sich allerdings mit Doppel-Kindersitz und Gepäckablage vorne, was die Nutzbarkeit der Box mit Kindern etwas einschränkt. Das Packster hat, unabhängig von der gewählten Ausstattung immer eine EPP Box und ein Umbau auf eine flache Ladefläche ist nicht möglich. Somit ist der verfügbare Platz auf die Innenmaße der Box beschränkt, von herausragenden Teilen abgesehen, die aber großzügig bemessen ist. Auch gibt es einige Konfigurationsmöglichkeiten für die Mitnahme von Gütern. Auch die Belastbarkeit der Box reicht für die allermeisten Einsatzzwecke aus. Die zulässige Gesamtlast könnte aber gern höher sein. Mit 200kg ist es doch schneller überladen, als einem lieb ist. Besonders wenn, wie in Tilmans Fall, der Fahrer an der 100kg Marke kratzt.
Gut für die Variabilität ist allerdings die Anhängerfreigabe. Der Gepäckträger ist mit einer Belastungskapazität von 15kg ausreichend belastbar, ich vermisse dort aber ein Interface für die Montage eines Korbs zum Beispiel.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Die Standard Sitzbank des Packster2 70 ist eine der besten Sitzbänke im Lastenrad-Bereich. Sie ist breit, hoch, hat gute Gurte, lässt sich verschieben und flacher stellen und ist gut gepolstert. Der Einstieg ist mit der Buggy Box angenehm niedrig, allerdings ist die Trittstufe an der Seite der Box nach wie vor viel zu klein.
Für die Mitnahme von Babys gibt es keine Option (mehr), diese müssten mit einer Schale im Anhänger vorlieb nehmen, allerdings können kleine Kinder auch auf der flach gestellten Bank recht früh Platz finden.
Einschränkend wirkt hier der recht kleine Fußraum. Das wird aber erst mit einem dritten Kinder auf dem vorderen Sitz zum Problem, der höchstens für kurze Strecken oder kleine Kinder funktioniert.

Zubehör: 4/5
Dank des umfangreichen Konfigurators lässt sich das Packster2 70 gut auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Die Buggy-Option ist eine Einheit aus Box und Verdeck und ist eine sehr gute Ergänzung für das Packster-Konzept. Die Schutzwirkung vor Kälte, Nässe und Sonne ist hervorragend und dennoch wirkt das Rad optisch mit dieser Option deutlich leichter als mit der Standard-Box. Ein paar Dinge empfinde ich aber als Verbesserungswürdig. Die Rückwärtige Abdeckung über den Sitzen könnte eine Scheibe vertragen, um auch bei geschlossenem Verdeck in die Box schauen zu können. Und eine Art Spoiler vor dem Lenker würde einerseits die Hände der Person auf dem Sattel, als auch die Kinder in der Box vor Regen während der Fahrt schützen, wenn die hintere Abdeckung geöffnet ist.
Das Packster bietet keine Möglichkeit, einen Flaschenhalter oder ein zusätzliches Schloss zu montieren. Dafür gibt es ein kleines Handschuhfach auf der Rückseite der Box. Laderaumtrenner in Kombination mit Sitzen für die Buggy-Option sind noch wünschenswert.

Parken und Rangieren: 4/5
Riese und Müller hat es beim Packster2 70 geschafft, viel Nutzwert auf verhältnismäßig kleinen Raum zu bringen und das schlägt sich auch beim Parken nieder. Der Wendekreis ist gering und dank des tiefen Schwerpunkts lässt sich das Rad auch gut in Balance halten. Das Rad ist aber ziemlich breit und kann vorne unübersichtlich sein. Der Ständer ist stabil und lässt sich dank seiner L-Form auch gut bedienen, durch das hohe Eigengewicht des Rads muss aber doch recht viel Kraft aufgewandt werden. Zum Anschließen steht ein Speichenschloss bereit, das mit der Einsteckkette intuitiv funktioniert. Auch die neue Tasche für die Kette ist ein echter Gewinn. Auf der Vorderseite lässt sich das Packster nicht anschließen, dafür stehen hinten genug Möglichkeiten bereit.

Sicherheit: 5/5
Sowohl die Laufruhe, als auch Details wie die hervorragenden Bremsen mit (optionalem) ABS, Scheinwerfer mit Fernlicht, Rücklicht mit Bremslicht und nicht zuletzt die Vollfederung machen das Rad zu einem sehr sicheren Begleiter für den Alltag. Aber auch die Passagiere sind gut geschützt. Mit breiten Gurten, hoher Lehne und einem stabilen Box-Konzept sitzen die kleinen Menschen entspannt und sicher vorne drin. Auch, dass sich das Packster2 70 mit Stollenreifen ab Werk ausrüsten lässt, ist super für alle, die regelmäßig über unbefestigte Wege fahren, oder ihr Rad das ganze Jahr über verwenden.

Gesamtscore: 38/50

Fazit:

Das Riese und Müller Packster ist einfach ein hervorragendes Rad, das aber in manchen Details und für manche Szenarien doch ein paar Schwächen hat. Für die Normfamilie mit zwei Kindern gibt es kaum ein Rad, das eine so ausgeklügelte Box mit so guten Fahreigenschaften verbindet. Dabei weiß das Packster aber nicht immer, was es sein will. Sportlicher Flitzer oder Komfortabler Gleiter?
Für ersteres ist das Gewicht zu hoch und es könnte eine Premium Schaltungsnabe a la 3×3 Nine oder Rohloff vertragen. Für letzteres ist die Sitzposition zu sportlich. Und es ist gleichzeitig sehr nah an dem Riese und Müller Load. Dieses ist leichter, gibt es mit den angesprochenen Naben und es bietet in der 75er Version noch mehr Platz für Kinder, die allerdings auf ungleich unkomfortablerem Gestühl sitzen. Und gerade kleinere Personen finden hier eine bessere, weil variablere Sitzposition. Dafür wirkt es eher in die Jahre gekommen und kann in Sachen Wendekreis und Box-Konzept nicht mit dem Packster mithalten.
Es sind nur kleinere Anpassungen nötig, um das Packster2 70 CT zu einem insgesamt besseren Bike als das Load zu machen, aber so bleibt die Qual der Wahl, ob die Box oder die Fahreigenschaften Priorität haben. Die Vollfederung ist jedoch in den allermeisten Fällen nicht notwendig. Und daher fiele meine persönliche Wahl sowieso auf das fair eingepreiste Packster2 70 Family.

*Riese und Müller hat uns das Rad ausgeliehen und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Ist das Velo de Ville Loady das nächste große kleine Ding?

Longtails haben Konjunktur! Kaum ein Fahrradhersteller kommt um die kompakten und praktischen Lastenräder vorbei und auch Velo de Ville hat nun das Loady neben das große Long John FR8 gestellt. Wir konnten es ein paar Wochen testen und bewerten!

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Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 3/5
Longtail typisch ist das Fahrverhalten des Loady recht unproblematisch. Das Rad wirkt handlich und kompakt, was im wesentlichen an der agilen Lenkung in Verbindung mit der aufrechten Sitzposition liegt. Dadurch kippt das Rad willig in die Kurven, zeigt beim Loslassen des Lenkers aber auch einen Speed Wobble, zumindest unser Testrad. Der Motor beschleunigt das verhältnismäßig leichte Rad graduell und effektiv und zeigt dabei eine sehr reduzierte Geräuschkulisse. Von den verbesserten Sensoren bekommen wir Alltags-Radelnden nicht so viel mit, im Falle des Test-Loady kann der Motor aber die Besonderheiten der Enviolo Automatiq gut ausgleichen. Nur beim Anfahren am Berg reicht die Übersetzung dieser ansonsten sehr komfortablen Schaltung nicht aus und sie ist gerade im Anfangsgang etwas schwankend.
Die Bremsleistung der Shimano Kombination ist gut. Der Komfort ist für ein Long-Tail-Lastenrad außergewöhnlich hoch, was einerseits sicher an der Federsattelstütze liegt, aber auch die „Last“ auf dem Gepäckträger hat weniger Geräusche gemacht, als bei anderen Bikes.

Innovation/Design: 4/5
Bei 20″ Longtails ist es schwierig, das Rad neu zu erfinden. Auch Velo de Ville hat einen recht konservativen Designansatz gewählt und nutzt viele Gleichteile mit seinen Kompakt Bike Modellen KEB. Dieser Weg wurde sicherlich auch aus Kostengründen gewählt, ebenso wie der klassische Schnellspanner an der Gabel oder die etwas zu kurzen Schutzbleche. Das besondere am Design des Loady ist am Ende die Vielseitigkeit der Konfiguration und die Berücksichtigung des Transports auf einem Heckträger am Auto.
Ein starkes Designdetail ist die Möglichkeit, eine besonders nachhaltige Farbe auf den Rahmen des Loady aufzubringen. Bei dem Farbton „Eco Grey“ wird überschüssiges Pulver aus der Beschichtungsanlage gesammelt und neu gesprüht. So vermeiden sie Müll und bieten eine ziemlich coole Farbe an.
Innovativ ist die Nutzung des neuen Bosch Performance Line CX Motors, denn so kann Velo de Ville zwei gute Motorenkonfigurationen anbieten. Auch die eigene App mit Nutzung des optionalen GPS Trackers ist Zukunftsfähig.

Ausstattung: 4/5
Beim Loady ist von einfach bis umfassend alles möglich. Unser Testrad hatte fast alle Häkchen gesetzt und konnte so eine sehr gute Ausstattung aufweisen. Nur der braune Sattel hat innerhalb weniger Fahrten die Farbe der Jeans angenommen und die Griffe in der braunen Ausstattungslinie fühlten sich billig an. Der 525 Wh Akku bot eine Turbo-Reichweite von ca. 40km in unserem städtischen Alltag.

Preis: 4/5
Eines der Ziele von Velo de Ville war ein konkurrenzfähiger Preis und dies haben sie definitiv erreicht. Es ist kein Preiskracher, aber mit unter 4.000€ im Einstieg mit einem Bosch Mittelmotor spielen sie schon recht weit unten mit. Aber dank des Konfigurators lässt sich der Preis auch auf über 6.000€ pushen. Man muss aber auch sagen: da gehen einige Long Tails preislich erst los.

Qualität & Wartung: 5/5
Dank der eigenen Beschichtung und individuellen Fertigung hat Velo de Ville ein besonderes Augenmerk auf die Qualität der Farben und der Verarbeitung. Auch bei unserem Testrad gab es diesbezüglich nichts zu beanstanden. Zusammen mit den hochwertigen Komponenten ergibt sich ein hohes Qualitätsniveau. In der getesteten Kombination ist das Loady auch praktisch wartungsfrei. Und wenn doch etwas passieren sollte oder ein Service ansteht, gibt es viele Velo de Ville Händler und Werkstätten, die sich um das Rad kümmern können.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 3/5
Das Loady gibt es durch verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten mit 180kg oder 200kg maximalem Gesamtgewicht. Für viele dürften die 180kg ausreichen, weil das Rad mit knapp 35kg nicht sonderlich schwer ist. Jedoch gerade wenn Kinder mitgenommen werden sollen oder eine schwere Person auf dem Sattel sitzt, sind die 200kg gerne gesehen. Mit 75kg ist der Gepäckträger auch gut belastbar. Die vorderen Ladeflächen sind allesamt recht klein, dafür lassen sich mit den MIK HD oder Racktime Optionen vorne und hinten jedoch auch eigene Schnellwechsel-Lösungen einsetzen. Die Nutzung eines Anhängers ist grundsätzlich möglich, es fehlt jedoch zum Testzeitpunkt entsprechendes Zubehör zur Befestigung einer Kupplung.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Velo de Ville hat der Rückbank einige gute Ideen spendiert. Die festen und dicken Sitzpolster lassen sich einzeln per MIK HD befestigen und sie haben eine Kunstlederoberfläche, die leicht abwischbar ist und sich nicht mit Wasser vollsaugt. Das breite, fest installierte Rückenpolster ist ebenfalls sehr bequem. Die Sitzbank ist verhältnismäßig niedrig und auch kleinere Kinder kommen einfach auf den Fußstützen an. Kindersitze für kleinere Kinder lassen sich per MIK HD befestigen, bei seitlich klemmenden Sitzen muss die Maulweite der Klemmen recht groß sein, um um die obere Gepäckträgerstrebe herumzugreifen. Der Abstand zwischen der Strebe der Ride Bar und den Sitzpolstern ist recht klein. Dadurch können Kinder behelmt nur schwierig selbst von unten aufs Rad steigen und die Ride Bar Streben sind etwa auf Hüfthöhe, also etwas niedriger als bei den meisten Marktbegleitern.

Zubehör: 2/5
Zum Marktstart lässt sich beim Loady schon einiges konfigurieren, allerdings fehlen doch die ein oder anderen notwendigen Zubehöre. Gerade das Fehlen großer Packtaschen hinten verkleinert die Nutzungsmöglichkeiten des Loady signifikant, auch wenn man die geringe Größe und Belastbarkeit des vorderen Gepäckträgers berücksichtigt. Das verfügbare Zubehör ist aber gut verarbeitet und fair eingepreist. Eigene Accessoires können an mehreren Punkten am Rahmen und der Ride Bar befestigt werden.

Parken und Rangieren: 5/5
Velo de Ville hat dem Loady eines der genialsten Ständerkonzepte gegeben, die ich bei Long Tails bisher gesehen habe. Der Hauptständer ist verriegelbar und lässt sich nur mit einem dedizierten Druck auf die Entsperr-Taste lösen, die einen gewissen Widerstand hat. Damit kann er auch nicht aus versehen gelöst werden, was somit anders herum ist, als bei praktisch allen anderen verriegelbaren Ständern. Zusammen mit dem Seitenständer und der Möglichkeit, es auf dem Heck abzustellen, sollte jedes Szenario abgedeckt sein. Zum Anschließen des Loady bietet der Rahmen genug Öffnungen, um ein Schloss durchzuziehen, egal ob vorne oder in der Mitte des Rads.
Das Rangieren ist dank des geringen Gewichts ebenfalls sehr einfach und auch mit ausgeklapptem Seitenständer möglich. Insgesamt super einfach im Handling!

Sicherheit: 4/5
Das Fahrverhalten des Loady ist insgesamt stimmig und durch die aufrechte Sitzposition kommen auch Lastenradneulinge schnell auf Touren und fühlen sich sicher. Das Aufschaukeln beim Freihändig fahren ist im Alltag nicht relevant, da sich das Rad auch mit einer Hand sehr einfach kontrollieren lässt. Velo de Ville bietet drei verschiedene Bremsen an, die mittlere Ausstattung ist aber mehr als ausreichend für den Alltag, mit konsistenten Bremswegen, leichter Bedienung und angenehmen Hebeln.
Licht-technisch stehen diverse Optionen zur Verfügung, es kommt aber immer mit Bremslicht und kann auch mit Fernlichtscheinwerfer ausgestattet werden, wobei hier auch wieder der Busch + Müller IQ XE eine sehr gute Wahl darstellt.
Die Sicherheit der kleinen Passagiere ist wiederum gut. Die Doppelstreben an der Ride Bar halten im Falle des Umkippens die Hände vom Boden weg und die Trittbretter sind breit genug, damit die Füße festen Halt haben. Nur die Ride Bar könnte etwas höher sein.

Gesamtscore: 38/50

Fazit:

Velo de Ville ist spät zur Long Tail Party gekommen, hat sich aber einiges Überlegt, um Eindruck zu schinden und sich von den vielen anderen Optionen abzuheben. Allein die Möglichlichkeit, die Lieblingsfarbe aufbringen zu lassen ist schon ein echtes Alleinstellungsmerkmal…allerdings ist meine Lieblingsfarbe nicht in der Auswahl…
Sie sind aber noch nicht fertig. Denn für uns war es im Alltag schon nicht ganz einfach, alles zu verstauen, was zwei Kinder einfach so mitschleppen. Daher ist es in der aktuellen Version noch nicht ganz für Familien geeignet, dafür aber umso mehr, falls ihr ein tolles Rad braucht, das euch im Alltag begleiten und einfach mehr transportieren soll, als andere Räder.
Insgesamt ist Velo de Ville mit dem Loady aber ein großer kleiner Wurf gelungen!

*Velo de Ville hat uns das Rad ausgeliehen und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Portus Compact eCargo mit 3×3 Nine Nabe Review

Wenn kleine Hersteller zusammenarbeiten, kommt oft etwas Großes heraus. Wie bei diesem Projekt! Denn der junge Schaltungsnaben-Hersteller 3×3 hat sich mit Portus Cycles zusammengetan, um die perfekte Symbiose aus High-Tech Komponenten und klassischem Rahmenbau zu zeigen. Wir waren ein paar Wochen mit zwei verschiedenen Portus Compact eCargo mit der 3×3 Nine unterwegs.

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Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Das Portus Cargo ist als Bäckerrad nicht länger als ein normales Fahrrad und kommt ohne Verbindung zwischen Lenker und Vorderrad aus. Dadurch lässt sich das Bike sehr dynamisch und leichtgängig bewegen. Fast schon etwas zu leichtgängig, denn je nach Beladung, Reifendruck und Gabeleinstellung kann es zu einem Speed Wobble kommen, der aber mit einem Lenkungsdämpfer in den Griff zu bekommen ist. Der kräftige Motor hat mit dem relativ leichten E-Bike keine Probleme und besonders die 3×3 Nabe unterstützt durch ihre Effizienz diesen Eindruck. Die 9 Gänge bieten eine riesige Bandbreite und selbst an starken Steigungen geht dem System nicht die Puste aus. Und auch Langsamtretende kommen voll auf ihre Kosten.
Bei der elektronischen Variante ist es allerdings notwendig, dass zwischen dem 3. und dem 4. Gang, sowie zwischen 6. und 7. etwas Druck vom Pedal genommen wird, was besonders bei stärkerer Beschleunigung des Öfteren zu Aussetzern führt, sodass die Nabe im 3. Gang hängen bleibt. Diesen Effekt habe ich bei der manuellen Variante nicht verspürt. Hier muss man klassisch selbst kurz das Treten einstellen, was schnell in Fleisch und Blut übergeht und dann rutscht Gang für Gang konsistent rein.
Die Sitzposition auf dem Portus ist durchaus sportlich. Mit dem breiten Mountainbike Lenker bekommt man viel Kontrolle über das Fahrrad und es fühlt sich sowohl im Gelände als auch in der Stadt pudelwohl.

Innovation/Design: 3/5
Portus verbindet bei dem Compact eCargo klassischen Rahmenbau mit typischen E-Bike Tugenden. Das heißt, Akku und Motor sind deutlich sichtbar am Rahmen und die schmalen Rohre haben etwas Mühe, diesen Komponenten optisch etwas entgegenzusetzen. Sobald der Blick aber etwas länger über den Rahmen schweift, gibt es viele schöne Details zu entdecken. Das komplexe und schön gemachte Ausfallende ist hier optisch und technisch ein Highlight. An der einen oder anderen Stelle ist aber erkennbar, dass Portus ein kleiner Hersteller ist, bei dem auch mal improvisiert wird, um das gewünschte Ergebnis zu bekommen. Ein Beispiel ist die hintere Schutzblechstrebe, deren Aufnahme eigentlich zwei Öffnungen bietet.
Ansonsten bietet das Portus Riemen-Kompatibilität, teilweise innen verlegte Leitungen und drei verschiedene Rahmengrößen, wobei die mittlere durchaus für Menschen zwischen 1,62m und knapp 1,90m ausreicht.
Die Implementierung des Smart Systems von Bosch ermöglicht eine technische Raffinessen, die besonders in der Ausstattung zur Geltung kommen.

Ausstattung: 5/5
Mit dem Konfigurator von Portus lässt sich das Compact eCargo auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Das Testbike ist fast voll ausgestattet und bietet sehr hochwertige und außergewöhnliche Komponenten, wie die SQ-Lab Griffe oder den Brooks Sattel. Auch die Lichtanlage von Busch&Müller, die Fahrwerker Bremse oder die Cargoca Federgabel sind weit oben aus dem Regal gegriffen. Aber selbst in der Standardausstattung ist das Bike schon gut und hochwertig ausgestattet. Das schlägt sich natürlich im Preis nieder.

Preis: 3/5
Handwerkskunst und Made in Germany kostet. Fast alle Komponenten kommen aus Deutschland und gerade der Rahmen ist ein echtes Manufakturprodukt. Das kann nicht günstig sein. Und so gibt es das Rad in der Minimalausstattung mit dem alten Bosch System für knapp unter 5.000€. Das Testrad geht in Richtung 9.000€ und tummelt sich somit im Markt der teuersten Lastenräder. Für das, was es ist und die Aspekte der lokalen Produktion ist der Preis jedoch gerechtfertigt. Das ist eine Anschaffung fürs Leben.

Qualität & Wartung: 5/5
Es gibt in Sachen Qualität nur wenige Produkte im Lastenradbereich, bei denen so viel Wert auf eine hohe Qualität und Langlebigkeit gelegt wurde. Alle Komponenten zeigen das und besonders der Rahmen ist hervorragend verarbeitet und hochwertig beschichtet.
Als Teil der Ekone Gruppe ist Portus natürlich auf den Vertrieb durch deren Shops begrenzt. Für die Wartung müssen alle, die keinen Ekone-Shop in der Nähe haben, eine offene Werkstatt in der Nähe finden. Jedoch ist die Bosch-Technik stark verbreitet und so ziemlich jede Werkstatt und jeder Händler kann entsprechende Komponenten bestellen und an dem Rad arbeiten. Nur sind je nach Händler längere Wartezeiten vonnöten.
Die 3×3 Nabe ist praktisch wartungsfrei und passt somit sehr gut zum Gesamtkonzept des Portus Compact eCargo.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 3/5
Die Hauptladefläche ist der große Frontgepäckträger, der mit 60x40cm eine reguläre Eurobox aufnehmen kann und somit sehr viel Platz bietet. Ein limitierender Faktor könnten allerdings die 20kg sein, für die dieser Träger freigegeben ist. Es gibt aber genug Ösen und Löcher, um Dinge darauf zu verzurren und er lässt sich insgesamt gut nutzen. Bei den kleineren Rahmengrößen ist jedoch die nutzbare Höhe durch den Lenker begrenzt. Ebenfalls kommen Euroboxen während der Fahrt an das Steuerrohr, was zu Verschleiß an dieser Stelle führt.
Der hintere Gepäckträger ist mit seiner Freigabe für 30 Kilogramm und den 56cm Länge ebenfalls gut nutzbar, könnte aber mit einem Interface für MIK HD, AVS oder Racktime noch etwas praktischer sein.

Kindersitze/ Bank: 2/5
Das Portus Compact eCargo ist kein Familienrad im klassischen Sinne. Zwar lassen sich auf dem Gepäckträger Kindersitze auch für größere Kinder montieren, allerdings gibt es von Portus selbst keine Lösung dafür. Hier muss man sich selbst etwas überlegen.

Zubehör: 2/5
Zwar ist der Konfigurator recht umfangreich, spezifisches Zubehör zur Anpassung an die eigenen Transportbedürfnisse gibt es jedoch nicht. Die vielen Flaschenhalterösen können diesen Nachteil zwar zum Teil ausgleichen, aber dieses Bike bietet wahnsinnig viel Potential für tolles, spezifisches Zubehör, wie Sitzpolster für den hinteren Gepäckträger, Organizer für vorne oder entsprechende Taschen.

Parken und Rangieren: 4/5
Dank des kurzen Radstands, dem geringen Gewicht und insgesamt sehr „normalen“ Aufbaus des Portus ist es sehr einfach im Handling. Man findet eigentlich überall einen Parkplatz. „Eigentlich“ deshalb, da die breite Ladefläche doch für etwas Gerangel an dem einen oder anderen Fahrradständerkonstrukt sorgen kann. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Schloss durch den Rahmen zu ziehen und auch die Montage eines Speichenschlosses ist kein Problem. Was aber doch zum Problem werden kann ist das Aufbocken des Bikes, denn der Ständer ist zwar zuverlässig, wenn das Rad steht. Aber um im beladenen Zustand den Ständer zu bewegen, muss doch viel Kraft aufgewandt werden.

Sicherheit: 4/5
Das Portus ist sehr einfach zu bewegen, hat eine angenehme Sitzposition mit viel Kontrolle über das Bike und vermittelt mit den starken und einfach dosierbaren Bremsen ein insgesamt sicheres Fahrgefühl, das nur durch den (vermeidbaren) Speed Wobble gestört wird. Die Beleuchtung ist sehr gut, allerdings fehlen Fernlicht und Bremslicht im Konfigurator. Dafür gibt die konfigurierbare Turntec Blinkeranlage ein echtes Sicherheitsplus, besonders im Stadtverkehr.

Gesamtscore: 35/50

Fazit:

Das Portus Compact eCargo ist ein beeindruckendes Bike. Wunderschön gemacht, hochwertig verarbeitet und mit tollen Komponenten ausgestattet. An dem einen oder anderen Punkt ist erkennbar, dass es sich hier um ein ganz kleines Team handelt, das nicht nur am Bike entwickelt, sondern auch die Rahmen selbst produziert. Dadurch fehlen manche Details und Zubehöre, die wir von größeren Herstellern kennen. Das vermindert allerdings nicht den Charme dieses Bikes und alle, die trotz des Preises weiterhin an dem Rad interessiert sind, wissen auch ganz genau, warum! Ich bin Fan, sowohl vom Portus, als auch von der 3×3!

*Portus und 3×3 haben uns zwei Räder ausgeliehen und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Das Hamburger Dickschiff bekommt einen neuen Laderaum! Bergamont E-Cargoville LJ Review

Das E-Cargoville LJ war 2019 tatsächlich das erste Lastenrad des Hamburger Fahrradspezis Bergamont. Nun wurde es umfassend überarbeitet und hat eine komplett neue, vielseitige Box bekommen. Diese, sowie das ganze Rad, haben wir über mehrere Wochen genauer testen können und daher kommt hier die Bewertung nach der Radelbande Bewertungsmatrix.

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 3/5
In der Elite-Ausstattung kommt das Bergamont E-Cargoville LJ mit der Enviolo Automatik, die das Fahren sehr entspannt und gemütlich macht. Einmal auf die eigenen Wünsche eingestellt, erfüllt sie zuverlässig ihren Dienst, ist aber eher nichts für die sportliche Gangart. Toll ist das straffe Verhalten der Lenkung, mit der sich auch kurze Strecken freihändig fahren lässt und der stoische Geradeauslauf des Bikes. Gleichzeitig lässt es sich zielsicher in Kurven bewegen, egal ob auf Asphalt oder losem Untergrund. Die fehlende Federung macht sich zwar spätestens auf Kopfsteinpflaster oder schlechten Straßen bemerkbar, aber das führt durch die gute Gewichtsverteilung nicht zu unkontrolliertem Hüpfen des Vorderrads.
Durch das niedrige Tretlager kommt ein niedriger Schwerpunkt zustande, dadurch ist aber die Gefahr vorhanden, dass das kurveninnere Pedal aufschlagen kann.
Die Sitzposition ist für Tilman mit 1,96m zu kurz, allerdings sagt Bergamont selbst, dass Menschen bis max. 1,90m gut draufpassen. Lea sitzt mit 1,62m super darauf.
Insgesamt ist es eine gute Fahrerfahrung, die aber gerade über raueren Untergrund und durch den Wald schnell an seine Grenzen kommt.

Innovation/Design: 3/5
Bergamont hat 2019 eine Designlinie etabliert, von der sich im Laufe der letzten Jahre einige andere Hersteller inspirieren ließen. Die Elevated Chain Stay, der Powerdome und die smarte Integration eines zweiten Akkus sind spannende Designmerkmale des LJ. An anderen Stellen ist das Bike wiederum sehr traditionell mit dem Lenkarm und starrer Gabel. Bei der Konnektivität ist das LJ mit dem Smarten System von Bosch vorne mit dabei, eine Lösung fürs GPS-Tracking bietet Bergamont aber nicht von Haus aus an.

Ausstattung: 4/5
Das Bergamont E-Cargoville LJ Elite ist das Topmodell der Reihe und das merkt man der Ausstattung auch an. Die Vario-Stütze ist ein Ausstattung-Highlight, ebenso wie der kräftige Scheinwerfer oder der große 750Wh Akku, der aber bei allen drei Linien Serie ist. Mit dem haben wir eine Reichweite im Alltag von 40-45km erreicht. Enviolo Automatiq und Riemen runden das Bild bei der Ausstattung ab.

Preis: 4/5
Bergamont zeigt auch beim E-Cargoville LJ, dass sie recht preissensibel arbeiten. Das Testrad ist mit knapp unter 8.000€ kein Schnäppchen, ähnlich ausgestattete Räder kosten jedoch meist um oder über 9.000€. Und es gibt diverse Möglichkeiten, auch günstigere Alternativen auszustatten, je nachdem, was man benötigt. Kann man auf die Enviolo verzichten, gibt es ein komplett ausgestattetes Family-Bike für knapp 6.500€ UVP.

Qualität & Wartung: 4/5
Sowohl die Qualität des Rahmens, als auch der Anbauteile ist sehr gut. Die Schweißnähte sehen sauber verarbeitet aus und die Beschichtung ist insgesamt gut und gleichmäßig. Im Rahmen unserer Nutzung kam es nicht zu Abplatzern oder größeren Kratzern. Nur eine Schraube, die das hintere Schutzblech hält, hat unter dem Regen gelitten und zeigt einen Rostansatz.
Ansonsten ist das Bergamont E-Cargoville LJ Elite ein Sorglos-Bike, denn Riemen und Starrgabel verzeihen unregelmäßige Pflege. Nur das vordere Schutzblech darf gerne länger sein, denn Dreck und Wasser spritzt vom Vorderrad direkt auf den Ständer und den Lenkarm. Bergamont hat ein dichtes Händlernetz, sodass Service und Wartung nie weit weg sein sollte. Allerdings sollten auch die meisten Werkstätten mit den verbauten Teilen klarkommen.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 4/5
Das Bergamont E-Cargoville LJ ist eines der variabelsten Long John Lastenräder auf dem Markt. Die Auswahl der Ladeflächenlänge mit 50 oder 70 cm ist 2024 selten geworden, bietet aber die Möglichkeit, das Rad so zu nutzen, wie es für den eigenen Zweck am Besten passt. Zurrösen auf der flachen Ladefläche, ein großer und vielseitig nutzbarer Gepäckträger und weiteres Zubehör erhöhen die Variabilität. Mit 220kg ist das Gesamtgewicht zwar nicht ganz so hoch, wie bei anderen Herstellern, aber die Nutzlast der Ladefläche ist mit 90kg recht groß. Die Ladefläche bietet auch noch das Potential, einen zweiten, tieferen Ladeboden zu installieren, diese Option wird in der aktuellen Version allerdings nicht genutzt.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Anders als bei den meisten anderen Long John Lastenrädern mit EPP Box, sind die Sitzlehnen fester Teil der Box. Diese sind schön hoch gezogen und bieten Kindern bis zu ca. 7 Jahren eine gute Nackenstütze. Auch von der Breite finden zwei Kinder super Platz. Die Fünf-Punkt-Gurte sind ebenfalls einfach in der Bedienung, jedoch fallen die Schnallen des Fidlock System öfter herunter, sodass man sie mühsam unter den Hintern der Kinder herausfriemeln muss. Ansonsten machen die Gurte aber einen guten Eindruck, mit einem sehr großen Verstellbereich und bequemen Polstern, sowie der Möglichkeit, die Höhe der Gurte einzustellen. Die Kinder sitzen dann sehr tief in der Box und strecken die Beine nach vorne heraus. Hier wäre es für die Kinder etwas angenehmer, wenn sie die Beine weiter nach unten anwinkeln könnten. Das Sitzpolster an sich ist aber bequem, auch für längere Strecken.

Zubehör: 4/5
Bergamont mausert sich immer mehr zum Zubehör-Vollanbieter. Auch das LJ profitiert davon. Hier gibt es nur sehr wenige Punkte, die fehlen. Die Taschen hinten an der EPP-Box sind ein sinnvolles und gut gemachtes Zubehör und auch der Gepäckträger sowie die verschiedenen Möglichkeiten, die Box abzudecken, lohnen sich. Das Verdeck ist insgesamt in Ordnung, kann aber noch einen Sonnenschutz gebrauchen und ist insgesamt recht sportlich und eng geschnitten. Ich würde mir noch eine Möglichkeit wünschen, Gepäck in der Box oberhalb der Beine der Kinder platzieren zu können, denn mit Rucksäcken zwischen den Beinen wird es recht eng.

Parken und Rangieren: 2/5
Das Bergamont E-Cargoville LJ ist mit knapp 65cm recht breit und hat ein Gewicht von nachgewogenen 64kg. Das macht es im Handling, gerade in engen Kellern, eher sperrig. Die Lenkung hat dabei einen ausreichenden Einschlag, dennoch muss das 2,70m lange Rad doch öfter hin und her rangiert werden. Um es dann abzustellen funktioniert der Ständer grundsätzlich gut, braucht aber recht viel Kraft, besonders, wenn das Rad beladen ist. Dafür kann aber dank der Hebel auch das Körpergewicht verwendet werden. Zum Anschleißen stehen grundsätzlich genug Möglichkeiten und Rahmenöffnungen bereit, das LJ hat aber keine Möglichkeit, ein Rahmenschloss zu befestigen. Das macht es nötig, immer ein entsprechendes loses Schloss mitzuführen.

Sicherheit: 4/5
Dank des sehr niedrigen Schwerpunkts und der, gerade für kleinere Personen hervorragenden Sitzposition, lässt sich das Bergamont E-Cargoville LJ im Alltag sehr sicher bewegen. Die Bremsen haben breite Hebel für mehr Bremskraft und dementsprechend zuverlässig verzögert auch das ganze Rad. Ich denke aber, eine größere Bremsscheibe hinten würde das noch mal verbessern. Die Beleuchtung ist grundsätzlich hell und hochwertig, lässt allerdings Fernlicht und Bremslicht vermissen. Passive Sicherheit ist durch diverse Reflektoren und reflektierende Elemente an den Verdecken ebenfalls gegeben.
Bezüglich der Sicherheit für die kleinen Passagiere gibt es positives zu berichten. Sowohl von der Sitzposition, als auch der Sitze an sich und der Gurte ist das Rad sehr sicher ausgestaltet.

Gesamtscore: 35/50

Fazit:

Mit der neuen EPP Box hat Bergamont beim E-Cargoville LJ einen großen Schritt nach vorne gemacht und das Rad empfiehlt sich nun auch besonders für Familien mit kleinen Kindern. Allerdings werden auch gerade Gewerbetreibende damit glücklich, sowie alle, die einfach mehr transportieren wollen. Jedoch muss man sich auf den reduzierten Komfort einstellen und sollte Platz haben, um das große Rad zu parken.

*Bergamont hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Sexy Cargo Anhänger von Veolo

Wenn du mit dem aktuellen Angebot in einem Bereich nicht zufrieden bist, was machst du dann?
Johann Schmidt hat einfach angefangen, es selbst zu entwickeln. Und herausgekommen ist ein leichter, schnittiger und schneller Cargo-Anhänger, den wir nun einige Zeit testen konnten: Der Veolo Cargo!

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 5/5
Der Veolo rollt fast unbemerkt hinter dem Zugfahrrad her. Das liegt einerseits an den hochqualitativen Lagern, aber auch an der ganzen Konstruktion. Er schaukelt sich nicht auf, wird durch Kantsteine und Wurzeln nicht aus der Ruhe gebracht und rollt auch über Kopfsteinpflaster sehr angenehm rüber, ohne das Ladegut zu sehr durchzuschütteln. Der Sturz der Reifen und der niedrige Schwerpunkt sorgen für ein sehr sicheres Kurvenverhalten, auch bei höheren Geschwindigkeiten.

Innovation/Design: 4/5
Es gibt nicht viele gefederte Lastenanhänger und erst recht nicht so leichte. Das Team hinter Veolo hat den Anhänger sehr schön gestaltet und er passt somit auch optisch hervorragend hinter ein sportliches Gravelbike. Die Feinheiten in der Konstruktion lassen ihn sehr hochwertig wirken und weniger wie ein „nützliches“ als vielmehr ein „erstrebenswertes“ Produkt, was den Nutzwert allerdings nicht schmälert. Auch die Integration der Handwagenfunktion ist sehr elegant gelöst. Hier hat Veolo einen beeindruckenden Spagat hinbekommen! Mit 780mm ist der Veolo allerdings recht breit und man muss die Räder beim Lagern zusätzlich mit einem Gurt sichern, der nicht im Lieferumfang ist.

Ausstattung: 2/5
In der Standard Ausstattung kommt der Veolo recht „nackt“ daher. Es ist alles, dabei, was für den grundsätzlichen Betrieb notwendig ist, Details wie Rücklicht, Spanngurte oder Wimpel fehlen aber.

Preis: 3/5
Der Veolo Anhänger ist insgesamt fair eingepreist, besonders wenn man die zum größten Teil deutsche Fertigung und die Qualität der Komponenten und der Verarbeitung in Betracht zieht. Im Umfeld anderer Transportanhänger ist er natürlich eher am oberen Ende, ist seinen Preis aber insgesamt wert.

Qualität & Wartung: 4/5
Beim Auspacken hat mich die Verarbeitungsqualität und die Machart des Veolo Anhängers schon beeindruckt und dieser Eindruck wurde in der Nutzung, auch des Zubehörs, nicht geschmälert. Alle Teile sind von hoher Qualität und sollten den Nutzenden lange Freude bereiten. Beim Testanhänger waren ein paar Details allerdings noch nicht 100%ig, wurden aber nach Rücksprache mit Veolo in der Serie bereits geändert. So löste sich ein Kunststoffring, der die Deichsel arretiert und es kam zu Quietschgeräuschen aus der Federung, die ich mit etwas Öl eliminieren konnte. Insgesamt ein sehr hochwertiges Produkt.

Lastenrad Kategorie 

Alltagstauglichkeit: 4/5
Ein Anhänger mit einem flachen Korb, was soll schon schief gehen?
Tatsächlich ist der Veolo für verschiedene Anwendungszwecke gut nutzbar. Das sinnvolle Zubehör erweitert die Möglichkeiten und so ist von Camping-Zubehör bis zum Großeinkauf oder Surfbrett alles auf dem Veolo möglich. Gegen den gewerblichen Einsatz dürfte die nicht normgroße Ladefläche sprechen, bei der unter Nutzung von Euroboxen auf allen vier Seiten noch ein wenig Platz bleibt, der sich aber schwerlich nutzen lässt. Die hohe Zuladung spricht wiederum für den Veolo, der sich dank der Federung auch für empfindlichere Dinge eignet.

Coolness-Faktor: 3/5
Fahrradanhänger haben ein Image-Problem. Tausende klappernde, quietschende, mit Müll gefüllte Anhänger säumen deutsche Fahrrad-Hinterräder. Natürlich ist der Veolo damit nicht zu vergleichen. Der Moment, in dem du den Anhänger vom Rad nimmst und ganz entspannt in den Laden schiebst ist schon genial. Besonders mit der großen, roten Tasche zieht er die Blicke auf sich. Dennoch ist es nur für Kenner ein cooles Produkt.

Zubehör: 4/5
In dem kleinen aber feinen Zubehörprogramm von Veolo finden sich schon einige sehr gut konzipierte Produkte, wie die zusätzlichen speziellen Deichseln, die große Packtasche oder die sehr stabilen Packbügel. Was noch fehlt, ist ein Wimpel und zum Beispiel eine Möglichkeit, die offene Ladefläche zu verschließen, sodass kleine dinge nicht unten herausfallen. Außerdem drohten bei meinem Testanhänger die losen Enden der Strapsen, in die Speichen zu geraten, wenn die Tasche nicht komplett gefüllt war. Auch hier wurde für alle folgenden Anhänger jedoch eine Lösung eingeführt.

Parken und Rangieren: 4/5
Durch die platzsparende Verstaumöglichkeit und das geringe Gewicht lässt sich der Veolo leicht in der Wohnung lagern. Auch der An- und Abbau gelingt leicht und schnell. Wenn er Anhänger abgestellt wird, dient die kleine Alustütze als Schutz für die Kupplung, hindert ihn aber nicht am Wegrollen. Hier fehlt eine entsprechende Bremse. Das Schieben und Rangieren gelingt leicht, egal ob im Schiebebetrieb oder am Fahrrad, da die Deichsel einen starken Lenkeinschlag ermöglicht. Das Anschließen des Anhängers ist dank der großen Öffnungen sehr einfach möglich.

Sicherheit: 2/5
Beim Thema Sicherheit zeigt sich der gewollte Minimalismus des Anhängers als Nachteil, denn es fehlen Details wie Radabweiser, ein Rücklicht als Standardausstattung oder, wie schon erwähnt, ein Wimpel. Die Reflektoren sind großflächig, diese sind aber nicht besonders kräftig und haben kein Prüfzeichen. Die Reflektoren an den Reifen sind in der Dunkelheit aber sehr gut zu erkennen. Das Bremsen bringt den Veolo Anhänger auch mit schwererer Beladung nicht aus der Ruhe und das Rad lässt sich dabei gut kontrollieren und auch schnelle Kurvenfahrten lassen ihn nur in absoluten Extremsituationen kippen. Dass der Anhänger für eine gefährliche Situation sorgt, dürfte äußerst unwahrscheinlich sein.

Gesamtscore: 35/50

Fazit:

Der Veolo ist ein beeindruckendes Produkt. Hier hat sich ein enthusiastisches Team ein hohes Ziel gesteckt und es tatsächlich erreicht. Die Roll-Eigenschaften des Veolo suchen ihresgleichen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Maximal-Bikepacker, Radcamping-Familien und alle, die einen schönen und praktischen Alltags-Anhänger suchen, hier auf ihre Kosten kommen.

*Veolo hat uns die Anhänger zur Verfügung gestellt und das Video unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Krasses Off-Road-Lastenrad: Tern Orox im Test

Kompakte Falträder und Lastenräder sowie ein umfangreiches Zubehörprogramm. Darauf hat sich der Taiwanische Hersteller Tern konzentriert. Und nun haben sie mit dem Tern Orox das unerwartetste Fahrrad 2024 herausgebracht. Aber was kann das Fat-Cargobike? Und für wen ist es geeignet?
Wir konnten es mehrere Wochen testen und sind über 400km damit gefahren um das herauszufinden.

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Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Das Tern Orox hat in Bezug auf das Fahrverhalten eine Besonderheit, erst einmal geht es darum, was alle Versionen betrifft. Die Sitzposition ist sehr Mountainbike-mäßig. Ein breiter Lenker und die sportliche Sitzposition zeigen gleich, dass das Bike nicht zum Bummeln, sondern zum Ballern gebaut wurde. Das Unterstreicht auch der kräftige Motor, der in Verbindung mit der 12 Gang Kettenschaltung das Orox sehr vehement beschleunigt und dank der sehr großen Übersetzungsbandbreite auch nicht vor steilen Anstiegen zurückschreckt.

Die Geometrie ist dann auch so abgestimmt, dass das Vorderrad trotz des hohen Schwerpunkts kaum steigt und somit auch beim Bergauffahren eine hohe Sicherheit vermittelt. Die Reichweite ist dank der 2 Akkus enorm. Im flachen Stadtbetrieb mit 1600Wh Kapazität kommen wir im Turbo Modus etwa 100km weit. Wie sich das Orox allerdings in Kurven und Offroad verhält, ist von der Wahl der Laufräder abhängig. Einmal gibt es einen 28″ Laufradsatz mit bis zu 65mm breiten Reifen und dann einen 27,5″ Laufradsatz mit 4″ breiten Reifen.

Der 4″ Laufradsatz ist für den Einsatz im Gelände, auf Schotter, Steinen, Trails, gedacht. Und dort kann er und das Rad seine Stärken voll ausspielen. Stoisch rollt das Tern Orox über alles drüber und ist auch beladen leicht kontrollierbar. Auf Asphalt nerven die Reifen irgendwann mit Vibrationen und dem lauten Abrollgeräusch. Ebenfalls erfordern die Reifen recht hohe Bedienkräfte und fangen in schnellen Kurven auf Asphalt an zu schwimmen, bieten dafür aber einen außergewöhnlich hohen Komfort.
Der 28″ Laufradsatz macht das Tern Orox lebendiger und agiler, ohne jedoch etwas im Geradeauslaufen einzubüßen. Dafür sind dort natürlich Kompromisse im Offroad-Grip und Komfort hinzunehmen.
27,5″ für reinen Offroad-Betrieb, 28″ für alles andere.

Innovation/Design: 5/5
Das hat es so noch nicht gegeben. Die Idee eines Offroad Lastenrads ist natürlich schon von diversen Herstellern umgesetzt worden, allerdings noch nie in dieser Konsequenz…und vor allem nicht von einem großen Fahrrad-Hersteller. Und Tern hat alles gegeben, damit das Orox dennoch als Tern zu erkennen ist und wie ein Tern funktioniert. Wobei auf ein paar Details verzichtet wurde, um die Stabilität nicht zu kompromittieren. Das Betrifft auch den Punkt, dass das Orox das, meines Wissens, erste Tern mit zwei unterschiedlichen Rahmenhöhen ist. Das tut aber der Funktion und Innovation keinen Abbruch, denn es ist dafür auch bis 130kg Gewicht auf dem Sattel freigegeben. Und es zieht wirklich die Blicke auf sich. Mit kaum einem anderen Lastenrad hatte ich so viele interessierte Gespräche, wie mit dem Tern Orox. In Sachen Konnektivität nutzt das Rad die Vorteile des Smart Systems von Bosch und kann so auch individuell angepasst werden. 

Ausstattung: 5/5
Dass das Orox das Topmodell von Tern ist, sieht man nicht zuletzt an der Ausstattung. Alle Komponenten sind von hoher Qualität und Stabilität. Besonders hervorzuheben ist das Licht, die standardmäßige zweite Akkuaufnahme, sowie die Ergon Mountainbike Komponenten.

Preis: 2/5
Den Preis eines so spezialisierten Produkts wie dem Orox zu bewerten ist nicht ganz einfach, da es besonders mit dem 27,5″ Laufradsatz einfach keine Konkurrenz hat. Mit dem 28″ Laufradsatz jedoch kommt es in Regionen, die auch andere Long Tail Lastenräder abdecken können, die deutlich günstiger sind. Da werden die vielen Spezialteile wieder zur Herausforderung. So wird das Orox zur G-Klasse der Fahrradwelt. Äußerst fähig und vielseitig, aber auch sehr teuer.

Qualität & Wartung: 4/5
Die Verarbeitungsqualität und Aufbau des Testbikes waren auf einem sehr hohen Niveau und wie schon vorher erwähnt, sind auch alle Anbauteile von hoher Qualität. Das Tern-Händlernetz ist verhältnismäßig dicht und dank des Distributors Hartje im Hintergrund sind auch Ersatzteile schnell beschafft. Allerdings sollte man die Sonderteile immer im Hinterkopf behalten. Sowohl Reifen als auch Schläuche in den passenden Dimensionen zu finden ist nicht ganz leicht und auch Kettenführung und Kurbelarme sind keine Standardteile. Worauf auch besonders beim S12 besonders geachtet werden muss ist der Kettenverschleiß. Die Kette ist recht lang und ziemlich stark Dreck ausgesetzt. Zusammen mit der hohen Motorleistung und besonders schwer beladen halten Ketten an dem Orox nicht lange. Hier kommt auch leider nicht das Linkglide System zum Einsatz, das im E-Bike Bereich für höhere Haltbarkeiten sorgen kann, aber aktuell nicht für 12-fach Systeme angeboten wird.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 4/5
Dass Tern bereits viel Erfahrung mit Lastenrädern sammeln konnte, ist auch beim Orox erkennbar. Mit Platz für Eurobox, Streben für Packtaschen und einem hoch belastbaren Frontgepäckträger hat es alle Punkte aus dem Long Tail Playbook. Damit ist es sowohl für den Lastentransport, als auch für die Mitnahme von Menschen gut geeignet. Ja, nicht nur Kinder, dank der 100kg Freigabe des Gepäckträgers. Ein besonderes Detail, das die Variabilität erhöht ist auch die Anhängerfreigabe und spezielles Zubehör, um nicht nur Anhänger, sondern auch ganze Fahrräder mitzunehmen. Zusätzlich zur großen Gewichtsfreigabe ist das Tern Orox ziemlich variabel, leidet aber voll ausgestattet an einem hohen Eigengewicht.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Wir sprechen bei dem Orox natürlich über ein Long Tail, das dahingehend einige Vorteile hat, besonders was die Mitnahme größerer Kinder angeht. Für den Transport von Babies ist das Rad nicht geeignet, kann diesen Umstand aber durch die einfache Montage einer Anhängerkupplung kompensieren. Alle Kindersitzlösungen von Tern sind durchdacht und gut ausgeführt. Die Sitzpolster sind kombinierbar und leicht wechselbar, die Rückenlehne mit den Reflektoren und der Captains Chair tolle Ideen. Soweit Long Tail Lastenräder für den Kindertransport geeignet sind, spielt das Orox ganz vorne mit, hat aber durch die großen Räder schon einen Nachteil im Vergleich zu den Long Tails mit 20″ Bereifung.

Zubehör: 4/5
Das Zubehör macht das Lastenrad! Das hat Tern erkannt und bietet ein ganzes Ökosystem verschiedenster Zubehöre für deren Lastenräder an, die sich auch größtenteils miteinander kombinieren lassen und auf verschiedene Lastenräder passen. Sei es das Clubhouse, den Frontgepäckträger oder die klappbaren Trittbretter – alles ist durchdacht, super verarbeitet und vielseitig, wenn auch ein bisschen teuer. Auf das Orox passt allerdings nicht unbedingt alles drauf, was auf die kleineren Räder passt.

Parken und Rangieren: 3/5
Das Tern Orox ist ein großer Koffer, der mit den großen Rädern und der großen Gesamtlänge ein paar Nachteile hat, was das Parken und Rangieren angeht. Normalerweise schneiden Long Tail Räder in diesem Punkt sehr gut ab, aber beim Orox musste ich teilweise schon tricksen, wenn es ums Abstellen und Anschnallen ging. Wobei das reine Abstellen dank des sehr guten Ständers leicht von der Hand geht und das Rad auch dank der Extended Lock Stands sicher steht, auch wenn Kinder selbst auf den Gepäckträger aufsteigen. Diese verrutschten in unserem Testzeitraum jedoch regelmäßig.

Durch das besondere Räder-Setup ist ein Speichenschloss nicht möglich, sodass wir im Alltag auf ein Faltschloss zurückgegriffen haben, was dann teilweise etwas zu kurz war. Für größere Schlösser gibt es aber nur im Mittleren Teil des Bikes sinnvolle Optionen, ein Schloss durch den Rahmen zu ziehen. Hier ist die große Rahmentasche im Weg, um das Rad weiter vorne anzuschließen.
Beim Rangieren ist am ehesten der hohe Schwerpunkt erkennbar, den das Rad während der Fahrt gut kompensieren kann. Besonders mit Kindern hinten drauf gerät das Rad durchaus mal ins Wanken.

Sicherheit: 5/5
Eine gut kontrollierbare Fahrt, einfach zu bedienende und zuverlässige Bremsen und hoher Grip der Reifen. Das Tern Orox ist sehr sicher zu bewegen, sowohl auf der Straße, als auch abseits befestigter Wege. Der helle Scheinwerfer mit Fernlicht, Rücklicht mit Bremslicht sowie zusätzliche Reflektoren an den Taschen erhöhen ebenfalls noch einmal die Sicherheit. Und auch die Sicherheit der kleinen Passagiere ist gegeben hinten auf dem Gepäckäträger, auch wenn ich mir hier noch eine zweite Strebe links und rechts am Clubhouse wünschen würde.

Gesamtscore: 40/50

Fazit:

Mit den 27,5″ Laufrädern ist das Orox perfekt für den Einsatz an Orten, wo bisher auf 4×4 und schweres Gerät vertraut wurde. Forst, Jagd und Rettung sind solche Einsatzgebiete. Jedoch ist es dann auch für echte Abenteuer gerüstet für die ganze Familie.
Im Alltag wird für die Meisten jedoch der 28″ Laufradsatz reichen, denn der ist schon fähiger als fast alle anderen Räder, die dann oft noch mit 26″ Laufrädern kommen. Allerdings hat Tern auch starke Konkurrenz zu dem Orox im Haus. Und wenn das Einsatzgebiet im Wesentlichen aus Innenstadt und ab und zu einer Fahrradtour besteht, sind diese Alternativen sicherlich spannender und günstiger.
Aber manchmal muss es ja auch sein, dass ein Produkt die Option auf ein Abenteuer verspricht…und das kann das Orox definitiv!

*Tern/ Hartje hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Warum eine Ladefläche, wenn man drei haben kann? Ca Go CS 200 im Test

Ca Go wollte als zweites Modell neben dem großen FS Long John nicht Just Another Longtail rausbringen, sondern etwas wirklich neues machen. Ein CUV wollten sie bauen, ein City Utility Vehicle. Herausgekommen ist das spannende Ca Go CS…und das haben wir mehrere Wochen im Alltag getestet.

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Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 5/5
Draufsetzen, losfahren, glücklich sein. Das getestete CS200 kommt mit dem stärksten Bosch Motor und macht einfach nur Spaß. Die Lenkung und Straßenlage erinnert in der Grundcharakteristik stark an den großen Bruder, das FS200, was definitiv positiv ist. Auch Unebenheiten, Kanten und Kopfsteinpflaster können das Rad nicht schrecken, sondern es fährt sehr angenehm über alles rüber. Die Bedienkräfte sind beim Lenken etwas höher als bei anderen Rädern, aber du wirst mit einem absolut idiotensicheren Fahrgefühl belohnt. Die Enviolo macht dabei einen guten Job, aber die Kettenschaltung oder die anderen Nabenschaltungen in den günstigeren Modellen stellen den eher sportlichen Charakter des Bikes noch etwas mehr in den Vordergrund und sind auch effizienter. Hier hat uns der 725Wh Akku knapp 55km weit mit einer Akkuladung und Turbomodus im Alltag bewegt. Die Sitzposition ist dabei sportlich gestreckt, allerdings wäre eine etwas kürzere Einstellung wünschenswert gewesen. Das verleidet aber nicht den Spaß an diesem Rad.

Innovation/Design: 4/5
Das Design der Bikes von Ca Go ist ziemlich stark an Automotive Design angelehnt und polarisiert dadurch ziemlich stark. Fahrrad-Feingeister mögen die Nase rümpfen, während die Zielgruppe, die Ca Go ansprechen möchte, sich über den stabilen Auftritt freut. Das Design ist auf jeden Fall kohärent und aus jedem Blickwinkel stimmig. Die Idee der übereinander liegenden Ladeflächen ist zwar nicht neu, aber Ca Go zeigt in der Auswahl der Schnittstellen und der Integration des Lenkungsmechanismus schon seine Expertise im Cargo Bike Design. Durch den Fokus auf die geringe Größe heben sie sich auch von anderen Angeboten im Long Diamond Bereich ab. Trotz der geringen Größe ist das Rad jedoch verhältnismäßig schwer. 46kg habe ich für das CS200 gewogen. Ca Go selbst gibt an, dass die leichteste Version ab 35,5kg wiegt, was auch schon kein Spitzenwert ist.
In Sachen Konnektivität nutzt das Rad die Vorteile des Smart Systems von Bosch und kann so auch individuell angepasst werden.

Ausstattung: 4/5
Dass Ca Go sich selbst im Premium Bereich ansiedelt und gleichzeitig sehr gute Verbindungen zu den TOP-Marken im Fahrrad-Bereich hat, ist an der Ausstattung erkennbar, die durchweg hochwertig ist. Ergon Griffe und Sattel, hochwertige Pedale und eine gute Beleuchtung sind nicht üblich, allerdings könnte im Detail jeweils noch eine Stufe höher gegangen werden, wie zum Beispiel bei der Enviolo, die hier als Trekking Variante kommt.

Preis: 2/5
Der Preisbereich zwischen 4.500€ und 6.500€ ist hart umkämpft und es tummeln sich dort alle möglichen Lastenradarten. Gemessen an der Komplexität des Ca Go CS geht der Preis in Ordnung, es muss sich aber gegen einige deutlich günstigere Alternativen durchsetzen. Das Ca Go CS wird nicht wegen des Preises, sondern trotz des Preises gekauft.

Qualität & Wartung: 4/5
Die Verarbeitungs- und Montagequalität des Testbikes war sehr gut, bis auf ein paar unregelmäßige Schweißnähte im Sichtbereich. Das ganze Bike fühlt sich äußerst solide und hochwertig an und kommt mit einer widerstandsfähigen Beschichtung. In der Version mit Enviolo und Riemen ist es natürlich sehr wartungsarm. Zwar sollte die Federgabel regelmäßig gepflegt werden, aber die Suntour Mobie 34 hat sich als viel langlebiger als ihre Vorgängerin erwiesen, die aber beim CS70 und CS80 verbaut ist. Da wäre der flächendeckende Einsatz der Mobie34 wünschenswert.
Das Ca Go Händlernetz hat schon eine gute Dichte, aber ist noch verhältnismäßig jung. Allerdings kann das CS durch die Auswahl der Komponenten in den meisten Werkstätten gewartet werden, die sich mit Lastenrädern und Bosch Antrieben auseinandersetzen.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 3/5
Durch das Ladekonzept mit den drei Gepäckträgern ist das Ca Go CS ziemlich einzigartig. Jeder der drei Gepäckträger hat besondere Fähigkeiten und kann unterschiedlich viel tragen. Leider ist der potenziell größte Gepäckträger, das Top Rack, auch der, der am wenigsten Last aushält, mit 18kg. Und der Gepäckträger, der am meisten Last aushält, ist durch die seitlichen Begrenzungen am kleinsten. Allerdings haben sich für uns im Alltag dadurch keine Probleme ergeben, denn wirklich große und schwere Lasten sind dann doch eher selten. Selbst Blumenerde passt gut auf das Center Rack. Für regelmäßige Transporter großer und schwerer Beladungen ist das CS nicht geeignet.
Dieser Umstand lässt sich zum Testzeitpunkt auch nicht mit einem Anhänger umgehen, denn Ca Go gibt dafür keine Freigabe. Ebenfalls ist durch das hohe Eigengewicht und das recht geringe Gesamtgewicht die Variabilität eingeschränkt. Das Ca Go CS kann dann glänzen, wenn es um die regelmäßigen Transporte des Alltags geht, bei außergewöhnlichen Lasten kommt es aber schnell an seine Grenzen.

Kindersitze/ Bank: 2/5
Das Ca Go CS ist als reiner Lastentransporter entwickelt worden. Es hat aber dennoch Möglichkeiten, um ein Kind mitzunehmen, die in etwa denen eines normalen Fahrrads entsprechen. Der Gepäckträger wurde auf ein Gewicht von 27kg freigegeben und eignet sich somit für die Montage eines Kindersitzes. Auch Kleinkindsitze lassen sich auf dem CS montieren. Eine Freigabe, einen Anhänger zu montieren, würde auch hier die Bewertung noch einmal verbessern.

Zubehör: 3/5
Ca Go hat mit dem CS große Pläne, um es auf Dauer für alle möglichen Szenarien auszustatten. Zubehör wie das Extended Front Rack, die Tasche oder das Cover sind schon einmal gute Startpunkte und bei einigen Versionen auch schon mit dabei. Auch dass das Ortlieb QL3 System integriert wurde, sowie 2x das MIK HD System erweitert die Möglichkeiten für Zubehör deutlich. Einfach vom Sattel zugängliche Fächer für Flasche, Smartphone oder Schlüssel wären noch sinnvoll.

Parken und Rangieren: 4/5
Dank der Seilzuglenkung und des niedrigen Schwerpunkts lässt sich das CS einfach schieben und rangieren. Der Lenker benötigt zwar etwas Kraft, aber ist gut kontrollierbar, selbst mit voll eingeschlagenem Vorderrad (90°!). Zum Aufbocken kommt der Ursus Jumbo Ständer zum Einsatz, der hier, im Gegensatz zu allen anderen Rädern, tatsächlich gut integriert ist. Die Bedienung gelingt gut, allerdings müssen die Pedale immer in eine waagerechte Stellung gebracht werden, was die Schuhe in Mitleidenschaft ziehen kann. Beim CS200 ist das Gewicht allerdings schon ein Faktor, der die Bedienung etwas erschwert.

Das Speichenschloss, das bei dem Gepäckträger immer mit dabei ist, ist dabei ein sinnvolles Extra, das ich definitiv empfehle, da es sich mit Hilfe einer Einsteckkette super nutzen lässt, um das Rad zu sichern. Jedoch ist auch das anschließen mit einem regulären Schloss dank vieler Rahmenstreben kein Problem. Wenn das Rad steht, hat es einen recht kleinen Fußabdruck und kann sich mit eingeschlagenem Vorderrad und besonders ohne Extended front Rack beinahe überall abstellen lassen.

Sicherheit: 4/5
Auch beim CS kommt das Sicherheitsversprechen von Ca Go nicht zu kurz, denn das Rad ist so gestaltet, dass es sich sicher fahren lässt, es nicht zu Lenkungsflattern kommt und die Sitzposition eine gute Übersicht ermöglicht. Bei der Bremse gibt es nichts zu meckern. Die Magura Bremsen mit den großen Scheiben versprechen auch in den günstigeren Versionen gute Verzögerung und lange Standzeit. Besonders beim getesteten CS200 ist die Verzögerungsleistung hervorragend! Allerdings wäre es noch besser, wenn jeweils vorne und hinten die gleiche Bremse verbaut wäre. Die Beleuchtung ist durchweg hochwertig, könnte aber gerne mit Bremslicht und Fernlicht kommen. Reflektorenseitig kommt das komplette Set mit dem Rad, das der Gesetzgeber fordert. Bei der aktiven und passiven Beleuchtung ist also noch Luft nach oben.

Gesamtscore: 37/50

Fazit:

Das Ca Go CS ist ein Rad für alle, die bei ihrem Alltagsrad einfach mehr Variabilität und Flexibilität brauchen. Schnell was einkaufen, obwohl die große Sporttasche dabei ist? Kein Problem! Einen Kasten Lieblingsgetränk zusätzlich zum Eurobox-füllenden Picknick? Kein Problem! Das ist schon außergewöhnlich bei einem so kleinen Rad. Allerdings gibt es Limitierungen besonders was die Mitnahme von Kindern angeht. Aber wenn ihr aus der Phase raus seid oder noch nicht drin, dann ist das CS ein toller Begleiter für den Alltag. Unser Favorit wäre das CS90 Allroad mit dem Performance Line SX Motor, denn das ist leichter und sportlicher als das schwere CS200 und ist deutlich günstiger. Es ist kein „echtes“ Lastenrad, fährt sich im Gegenzug aber auch besser als die meisten Lastenräder und ist nicht unterfordert, wenn man auch mal nichts transportieren muss.

*Ca Go hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Preiskracher oder Blender? Decathlon Btwin F900E

Seit Decathlon 2022 das R500E Longtail Lastenrad gezeigt hat, zwitscherten die Tauben vom Dach, dass das nicht das letzte Lastenrad von Decathlon sein würde. Und wie recht sie hatten! Denn nun ist das neue Long John Btwin F900E auf dem Markt. Wir konnten das Rad einige Wochen bewegen und in diesem Artikel bewerten wir es nach der Radelbande Bewertungsmatrix.

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Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 3/5
Wie die meisten Long John Lastenräder benötigen Neulinge etwas Gewöhnungszeit, um schnell und sicher mit dem Decathlon Btwin F900E zu fahren. Aber das Rad macht es einem leicht, dank der gut abgestimmten Lenkung und der sehr aufrechten Sitzposition. Der Motor macht dabei eine gute Arbeit, kraftvoll und dabei relativ leise beschleunigt er das Rad auch mit wenig Kraft auf den Pedalen mühelos. Um mit der Nexus 5E Schaltung zusammenzuarbeiten, hat Decathlon sich für eine Zugkraftunterbrechung bei Schaltvorgängen entschieden, die sehr gut funktioniert und Gangwechsel leicht funktionieren. Allerdings kann das bei Anstiegen auch irritieren, da das Moment teilweise deutlich reduziert wird.
Die Grundübersetzung ist so gewählt, dass bei 25km/h zwei sinnvolle Gänge zu Auswahl stehen, je nachdem, ob lieber schneller oder langsamer getreten wird. Auf der anderen Seite ist die Übersetzung im kleinsten Gang für einige Szenarien etwas groß. Hier schlägt sich die geringe Gesamtbandbreite nieder.
Die speziell fürs F900E entwickelten Reifen haben eine geringe Geräuschentwicklung und einen guten Grip auf Asphalt, rutschen aber auf Schotter durch das geringe Profil schneller als andere Reifen.
Die Auslegung des Rahmens sorgt für eine komfortable Fahrt und es kann sowohl beladen als auch unbeladen Unebenheiten gut ausgleichen. Nur in der Box kommt es durch die Tür, Gurte und die nicht ganz feste Frontscheibe zu Klappern, das sich aber gut in den Griff bekommen lassen sollte. Durch den großen Akku und den effizienten Antrieb hatten wir im Alltagsbetrieb eine Reichweite von gut 45km im höchsten Unterstützungsmodus.

Innovation/Design: 4/5
Decathlon hat dem F900E einen klassischen Aufbau spendiert, der aber noch mit ein paar Spezialitäten garniert ist. Dass der Rahmen als zusätzliches Federelement funktioniert, der die Fahrt gerade für die Passagiere angenehmer macht, ist eine gute Idee. Dass er gleichzeitig in allen anderen Richtungen steif genug ist, zeigt sich in den Fahreigenschaften. Eine redundante Seilzuglenkung ist im Alltag sehr angenehm und macht Platz unter der Box frei. Im Detail sind ein paar hemdsärmelige Lösungen erkennbar, zum Beispiel bei der sehr einfachen und klappernden zweiten Sicherung der Tür oder dem kleinen Pinökel, der die Frontscheibe am Rahmen fixiert, sie aber ebenfalls nicht am Klappern hindert. Hier kann aber in etwas Eigenarbeit Ruhe geschaffen werden.
Das Design ist von den anderen Urban-Bikes von Decathlon inspiriert und hat dadurch einen Wiedererkennungswert. Es ist insgesamt schick und unaufgeregt gezeichnet. In Sachen Innovation und Konnektivität integriert Decathlon immer einen GPS Tracker und eine Bluetooth Funktion, mit der sich das Rad managen lässt.

Ausstattung: 2/5
Dass Decathlon an manchen Punkten besonderes Augenmerk auf den Preis richten wollte, ist am ehesten an der Ausstattung merkbar. Hier bedienen sie sich an dem eigenen Teileregal und verbauen durchweg funktionale Komponenten, die aber in der Haptik eher unterdurchschnittlich sind. Das betrifft die Pedale, Griffe und Sattel und leider auch das Frontlicht. Hier empfiehlt sich bei Verschleiß der Wechsel auf hochwertigere Alternativen. Ebenfalls ist durch die Konstruktion die Montage eines Riemens nicht möglich, die Kette ist aber entsprechend des Einsatzgebiets sehr massiv ausgelegt. Auf der anderen Seite ist der Brose S Mag Motor eine gute und hochwertige Wahl.

Preis: 4/5
Das Decathlon Btwin F900E ist eines der günstigsten Full Size E-Long Johns auf dem Markt, zumindest Ausstattungsbereinigt. Denn beim F900E ist alles immer mit dabei, was man eventuell brauchen könnte. Absolut gesehen gibt es in diesem Preisbereich oder für verhältnismäßig geringe Aufschläge schon interessante Alternativen namhafter Hersteller. Hier wäre eine Version wünschenswert, die in einer Basisausstattung einen noch attraktiveren Preis bietet.

Qualität & Wartung: 3/5
Das Testbike, das wir zur Verfügung hatten, hat eine hohe Qualität und war sauber montiert und beschichtet. Nach mehreren Touren konnten auch die Polster und das Verdeck ihre gute Qualität zeigen. Durch die Wahl einer Kette und der Sr Suntour Mobie 32 ist das Rad aber recht Pflegeintensiv. Gerade bei Regenwetter müssen beide Komponenten regelmäßig sauber gehalten und gewartet werden. Der hintere Teller der Seilzuglenkung liegt relativ frei unter der Box und kann durch aufspritzenden Dreck vom Vorderrad leiden.
Auch gilt es zu beachten, dass dieses Rad zum Service oder bei Problemen zu einem Decathlon gebracht werden muss und andere Händler oft deren Räder ablehnen, auch wenn die verbauten Komponenten recht standardmäßig sind. Da dann aber auch nicht alle Decathlon Standorte entsprechende Vorkehrungen haben, um die großen Räder zu warten, muss hierfür teilweise eine gewisse Wartezeit in kauf genommen werden. Dank der offenen Konstruktion ist aber auch eine Wartung in Eigenregie kein Problem.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 4/5
Das Decathlon Btwin F900E ist für Familien ausgelegt und das wird an der Variabilität offenkundig. Denn die Sitzbänke lassen sich nicht einfach herausnehmen und die Box ist ebenfalls nicht dafür gedacht, schnell demontiert zu werden. Dafür hat die Kiste eine sehr hohe Gewichtsfreigabe. Neben den drei Kindern passen nur noch Kleinigkeiten in die Box und auch wenn nur zwei Kinder nebeneinander sitzen, müssen größere Taschen oder Gegenstände hinten am Gepäckträger mitgeführt werden. Der hat wiederum eine hohe Belastbarkeit, ist ansonsten aber ziemlich einfach ausgeführt. Das maximale Gesamtgewicht von 250kg ist hoch genug, um auch regelmäßig größere Lasten zu transportieren.

Kindersitze/ Bank: 4/5
Da wo viele andere Hersteller in diesem Preisbereich Abstriche machen, legt Decathlon noch einen drauf. Die Sitzbänke sich gut gepolstert und besonders die hintere hat eine angenehm hohe Rückenlehne. Sie ist zwar nicht mit integrierter Kopfstütze, aber hoch genug, dass die Köpfe von Kindergartenkindern nicht ganz frei baumeln, wenn die Kinder schlafen. Die Gurte sind einfach in der Verstellung, breit genug und angenehm hoch montiert. Auf dem vorderen Sitz ist der Gurt niedriger und kann bei größeren Kindern von den Schultern rutschen. Die Seitenwände der Box sind sehr hoch gezogen, aber die Kinder können dennoch leicht heraus gucken und haben eine gute Sitzposition, da die Box dank der Seilzuglenkung eine niedrige Bodenplatte hat. Die Tür ist das I-Tüpfelchen in der Kabine. Selbst ganz kleine Kinder kommen leicht herein. Eine Möglichkeit, Babies mitzunehmen, bietet Decathlon zum Testzeitpunkt nicht direkt an, hier dürfte sich aber eine Weber-Schale montieren lassen.

Zubehör: 4/5
Das tolle beim F900E ist: Es ist (fast) alles mit drin, was man als Zubehör brauchen könnte. Der Organizer hinten am Rad ist sehr praktisch und das Regenverdeck verdient das Prädikat „genial“, denn es bietet nicht nur einen super Regenschutz sondern ist auch noch immer mit dabei und man kann auf alle Wetterlagen reagieren. Allerdings sind Kinder in dem Rad komplett ungeschützt vor der Sonne. Da ist also noch Verbesserungspotential. Ansonsten ist sehr viel Zubehör aus dem Decathlon Programm auch passend fürs F900E, wobei gerade in der Box noch Laderaumtrenner gut wären.

Parken und Rangieren: 4/5
Da das Decathlon Btwin F900E mit 66Kg Eigengewicht recht schwer und mit 260cm recht lang ist, muss es mit etwas Vorsicht bewegt werden. Eine Schiebehilfe fürs Schieben über Kanten oder an Steigungen habe ich nicht gefunden. Dank der Seilzuglenkung mit dem großen Lenkeinschlag ist es auch in engen Räumen einfach zu rangieren. Der hervorragende Ständer ist zwar etwas grobschlächtig, aber dafür ist auch das schwer beladene Rad einfach aufzuständern und es steht sehr sicher. Zum Anschließen bietet sich das serienmäßige Speichenschloss an, das mit einer Einsteckkette kombiniert werden und somit einfach irgendwo angeschlossen werden kann.

Sicherheit: 4/5
Auch wenn Long John fahren etwas Übung verlangt, ist die Eingewöhnung beim F900E recht schnell erledigt. Die aufrechte Sitzposition, die gut abgestimmte Lenkung und die guten Bremsen sorgen für viel Sicherheit. Gerade letztere haben mich überrascht, nur der Hebel könnte etwas länger sein. Bei der Beleuchtung gibt es einen Dämpfer, denn die Rückleuchte ist schön hell und mit Bremslicht ausgestattet, das vordere Licht jedoch ist fest montiert, vergleichsweise dunkel und kann nicht eingestellt werden. Somit ist man auf gutes Umgebungslicht angewiesen. Die passive Beleuchtung ist hingegen richtig klasse. Es sind sowohl alle StVZO geforderten Reflektoren vorhanden, als auch viele reflektierende Elemente am Regenverdeck. Und als cooles, sicherheitsrelevantes Feature gibt es noch die kleinen Schlaufen am Verdeck für Positionsleuchten.
Bei der Sicherheit für die kleinen Passagiere können die guten Gurte punkten und der starke Überrollbügel, allerdings muss im Hinterkopf behalten werden, dass die Box aus Holz besteht, was bei einem seitlichen Einschlag splittern kann. Um das zu verhindern ist allerdings der Rahmen außen an der Box entlanggeführt und gibt dem Gesamtrad mehr Stabilität.

Gesamtscore: 36/50

Fazit:

Das Decathlon Btwin F900E ist ein empfehlenswertes Familienrad, dem es an kaum etwas fehlt. Hier und da lässt es den günstigen Preis durchscheinen, ist insgesamt aber toll konstruiert und verarbeitet. Mit ein bisschen Eigenarbeit bekommt man das Klappern in den Griff und auch die Pflege des Rades sollte man nicht vernachlässigen. Aber dann bekommt ihr ein Rad, bei dem sich das Team dahinter echt Gedanken gemacht hat, was bei einem Familien Lastenrad wirklich zählt. Und das zu einem sehr konkurrenzfähigen Preis.

*Decathlon hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Warum dieser Motor? Riese & Müller Carrie Test

Mehrere Jahre hat im Portfolio von Riese & Müller ein kleines Long John Lastenrad gefehlt. Das Packster 40 war einfach zu kompromissbehaftet im Vergleich zu den großen Brüdern. Mit dem (der?) Carrie will Riese & Müller diese Kompromisse ausbügeln und zeigt ein komplett neu entwickeltes E-Bike. Wir konnten das Rad einige Wochen bewegen und in diesem Artikel bewerten wir es nach der Radelbande Bewertungsmatrix.

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 3/5
Das Fahren mit dem Riese & Müller Carrie gelingt auch Ungeübten recht schnell, dank des geringen Radstands und der, zumindest mit zusammengeklappter Box, recht geringen Breite. Lenkbewegungen werden direkt und recht leichtgängig übertragen, sodass auch schnell gefahrene Kurven und enge Passagen viel Spaß machen. Konstruktiv ist der Lenkeinschlag nach links aber stark eingeschränkt und sorgt gerade beim Wenden oder bei engen Kurven für den ein oder anderen Überraschungsmoment, da der Lenkeinschlag nach rechts vergleichsweise groß ist. Daran haben wir uns in den Wochen des Testens tatsächlich nicht gewöhnt.
Die 20″ Räder sind bei alledem kein Nachteil. Erstmal ist diese Laufradgröße bei Long Johns vorne sowieso gang und gäbe, aber man vergisst schnell, dass beide Laufräder so klein sind. Die Federgabel gleicht Vibrationen und Unebenheiten gut aus und der Schwalbe Big Ben Reifen ist für das kompakte Lastenrad eine etwas komfortablere Wahl, als der recht stabile Pick-Up, der hinten verbaut ist. Schaltvorgänge gelingen dank der Kettenschaltung knackig, allerdings müssen in beiden Richtungen die Gänge einzeln geschaltet werden, was gerade beim Runterschalten an der Ampel nervig ist. Die Bandbreite der Kassette ist dafür überaus angenhehm, wobei fürs alpine Gelände ein kleineres Kettenblatt von Vorteil wäre.
Der Performance Line Motor hat unter der Fahrt genug Power und Drehmoment für das recht leichte Carrie und kann gerade in Kombination mit der Kettenschaltung glänzen, auch dank seiner sehr leisen Arbeit. Allerdings hat der Motor auch eine ausgeprägte Anfahrschwäche, die sich darin äußert, dass es bis zu 1 1/2 Kurbelumdrehungen braucht, bis er unterstützt. Besonders schwer wiegt dieser Nachteil natürlich beim beladenen Rad und Anfahren an einer Steigung.
Hier würden wir uns einen sensibler ansprechenden Motor wünschen.

Innovation/Design: 4/5
Natürlich ist das Riese & Müller Carrie nicht das erste kompakte Lastenrad und auch nicht das erste Rad mit einer zusammenklappbaren Box. Allerdings haben Riese & Müller große Anstrengungen unternommen, um Carrie nicht nur optisch, sondern auch funktional abzuheben. Dabei ist das neue Design eine willkommene Abwechslung und steht dem Rad sehr gut. Auch die verschiedenen Möglichkeiten die die Ladefläche mit der Flex-Box und den diversen Konfigurationsmöglichkeiten bieten, kennt man im Kompakt-Lastenrad-Bereich bisher nicht. Ebenfalls klasse ist die Konzentration auf Nachhaltigkeit und die Nutzung von recyceltem Aluminium im Rahmen. Nur das verbesserungswürdige Lenkgestänge passt nicht zu dem ansonsten sehr ambitionierten Ansatz.
In Sachen Konnektivität kommen alle Vorteile des Smart Systems zum Tragen und Riese & Müller haben mit ihrem RX Chip eine mächtige Basis fürs GPS Tracking und weitere Funktionen.

Ausstattung: 3/5
Riese & Müller hat Carrie in der Mittelklasse positioniert. Das zeigt sich auch in der Ausstattung. Griffe und Sattel können nicht ganz mit den Teilen mithalten, die beim Packster beispielsweise verbaut sind, und auch die Beleuchtung ist zwar funktional, aber wirkt sehr einfach. Die Wahl für Microshift bei der Schaltung ist sehr spannend, denn auf der einen Seite ist es zwar eine Schaltung, die günstiger ist, als ein Shimano Pendant, aber funktional steht sie diesem in kaum etwas nach und wirkt sehr robust. Die etwas einfache Ausstattung zieht sich dann auch über die Bremsen, Motor bis hin zum Display, wobei das Purion 200 mein aktueller Favorit ist bei den Bosch Displays.
Der große Akku bietet im effizienten Carrie Touring eine Reichweite von über 50km in unserem Alltag. Den Meisten wird hier wohl der kleine 545Wh Akku reichen.

Preis: 3/5
Ein billiges Rad ist das Riese & Müller Carrie nicht. In der Grundausstattung ist es einige hundert Euro teurer als die direkten Mitbewerber, kann sich aber durch die höhere Konfigurierbarkeit abheben und bietet mit der Federgabel auch zusätzliche Komfort-Extras. In einer sinnvoll gewählten Ausstattung für die Familie kommt es schon sehr nah an die 7.000€ Grenze, in deren Bereich sich dann auch einige ausgewachsene Family-Long-Johns tummeln.

Qualität & Wartung: 4/5
Typisch für die Fahrräder von Riese & Müller ist auch das Carrie sehr gut verarbeitet. Alle Verbindungen und beweglichen Teile sitzen gut und spielfrei aneinander und machen einen langlebigen Eindruck. Der Rahmen ist schön verarbeitet und auch die Beschichtung scheint widerstandsfähig und langlebig zu sein. In der getesteten Version mit der Kettenschaltung braucht diese natürlich regelmäßig Aufmerksamkeit und Pflege. Und auch die empfindliche SR Suntour Mobie 32 Federgabel sollte regelmäßig gepflegt werden, da sie ansonsten bei widrigen Witterungen schnell Rost ansetzt.
Zur Wartung kann das Rad theoretisch zu jedem Fahrradhändler gebracht werden, da die Bosch Komponenten sehr gängig sind. Allerdings hat das Carrie auch einige spezielle Teile, an die nur ein Riese & Müller Händler herankommt. Aber hier gibt es zum Glück eine große Händlerdichte.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 5/5
Für ein so kompaktes Long John Lastenrad ist das Carrie außerordentlich variabel. Dank der Konfigurationsmöglichkeiten lassen sich sowohl 30x40cm, als auch 60x40cm Euroboxen mit einem Gesamtgewicht bis zu 80kg leicht und abgedeckt mitführen…sogar gleichzeitig, ohne den optionalen Gepäckträger zu bemühen. Der ist wiederum ebenfalls sehr stabil und kann auch trotz der kleinen Räder mit Seitentaschen bestückt werden. Auch das Ziehen eines Anhängers ist freigegeben.

Kindersitze/ Bank: 3/5
Mit über 60cm Sitzbankbreite haben zwei Kinder im Riese & Müller Carrie ausreichend Platz, allerdings wird es durch die kurze Box schnell kuschelig mit den Beinen der Kinder. Die Sitzbankhöhe ist angenehm, allerdings ist die Rückenlehne konstruktionsbedingt recht niedrig, wenn man auf die Zusammenklappbarkeit der Box nicht verzichten möchte. Das alleine Ein- und Aussteigen gelingt erst größeren Kindern, da es außen keinen Tritt gibt.
Nicht optimal ist die Führung und Bedienung der Gurte. Einerseits sind sie wiederum konstruktionsbedingt recht niedrig, andererseits waren sie unseren Kindern unangenehm eng am Hals, wenn sie korrekt festgezogen sind. Andererseits rutschen sie über die Schultern, wenn sie gelockert werden. Die Gurtschnalle und Breite der Gurte sind aber wiederum gut gelungen, jedoch müssen alle Bestandteile bei jedem Anschnallvorgang gesucht und entwirrt werden. Das Sitzpolster enspricht dem anderer Riese & Müller Long Johns und ist insgesamt bequem.

Zubehör: 4/5
Dank des recht umfangreichen Konfigurators von Riese & Müller werden die Meisten ein passendes Rad zusammenstellen können. Das Regenverdeck ist kompromissbehaftet, holt aber alles raus, was konstruktionsbedingt geht und ist gut verarbeitet.

Parken und Rangieren: 4/5
Das Riese & Müller Carrie ist verhältnismäßig leicht, hat einen tiefen Schwerpunkt und ist auch von kleineren Personen leicht zu handlen. Der Ständer ist dabei besonders herausragend, da er sich selbst mit voll beladenem Rad und auf unebenen Untergründen sehr einfach bedienen lässt. Das Serienmäßige Speichenschloss erleichtert den Alltag und das Rad lässt sich auch dank der geringen Breite von knapp 40cm quasi überall hinstellen, auch an ende Bügel am Bahnhof. Nur der geringe Lenkeinschlag sorgt im Alltag für den ein oder anderen zusätzlichen Rangierer.

Sicherheit: 3/5
Draufsetzen, losfahren. So einfach ist das beim Carrie, selbst ohne Lastenraderfahrung. Nur die Anfahrschwäche sorgt für den ein oder anderen kippeligen Moment. Die Sitzposition lässt sich dabei voll auf die eigenen Bedürfnisse anpassen und sorgt für eine gute Übersicht. Die Bremsen spielen dabei nicht ganz in der obersten Liga, sind aber leicht in der Bedienung und zuverlässig. Die Beleuchtung kommt ohne Fern- oder Bremslicht aus, aber ist hell genug und der Scheinwerfer hat ein angenehmes Leuchtbild.
Bei der Sicherheit der kleinen Passagiere ist, abgesehen von den etwas niedrigen Gurten, nichts zu bemängeln. Sie sitzen nicht ganz am Rand in der Box und diese ist gut arretiert und sorgt durch das gewählte Material noch für Stoßabsorption.

Gesamtscore: 36/50

Fazit:

Das Carrie ist ein tolles, kompaktes Long John, dessen größter Vorteil die klasse Flex-Box ist, die sich tatsächlich äußerst flexibel nutzen lässt. Riese & Müller hat alles aus der geringen Gesamtlänge und Ladeflächenvolumen herausgeholt und es eignet sich somit für viele Einsatzzwecke, vom Commuter mit Stauraum bis zum Familientransporter für bis zu drei Kinder! Nur der Motor ist der große Nachteil dieses ansonsten tollen Bikes.

*Riese & Müller hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

Chike E-Kids…kompakt, agil, mächtig viel Platz

Wie so oft bei Lastenrädern, wurde das Chike aus persönlichem Bedarf entwickelt. Aber ist das Chike E-Kids so perfekt für alle Anderen geeignet, wie es für die Familie der Gründer ist? Wir konnten das Rad einige Wochen bewegen und in diesem Artikel bewerten wir es nach der Radelbande Bewertungsmatrix.

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Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Die ersten paar Meter mit dem Chike sind etwas ungewohnt, besonders, wenn du zu vorsichtig an die Sache herangehst. Leicht kippelig und etwas nervös ist es am Anfang. Also einfach draufsetzen, volle Unterstützung an und schnell los. Und schon entfaltet das Chike seine vollen Fähigkeiten. Spurtreu und sehr agil rollt es über Kantsteine, Wurzeln und durch Kurven. Die Federung und sehr leichtgängig abgestimmte Lenkung und Neigetechnik bewirken ein sehr natürliches Fahrerlebnis. Die Belastung der Box ist dabei nur dann spürbar, wenn diese einseitig beladen wird und äußert sich im Wesentlichen beim Anfahren.
Der Motor sorgt in Verbindung mit der Shimano Nexus 5 e für eine recht lebendige Beschleunigung. Dem Konzept geht nur bei stärkeren Steigungen die Luft aus, der Motor braucht aber Drehzahl von der Kurbel, um optimal zu unterstützen.
Die kleinen Laufräder funktionieren auch bei Radtouren über Schotterwege passabel, nur bei größeren Kantsteinen sind ab und an größere Laufräder wünschenswert.

Innovation/Design: 4/5
Nach wie vor ist das Chike mit einer außergewöhnlichen Form und Funktion ausgestattet. Optisch erinnert es im hinteren Bereich an Kompakträder, während der vordere Bereich je nach Ausstattung einem Reisebus ähnelt. Dieses grundsätzliche Design wurde in den letzten Jahren auch nur behutsam weiterentwickelt und im Detail verbessert. Aber auch nach über 5 Jahren auf dem Markt sieht das Bike frisch aus, auch wenn es eine leicht Hochbeinige Optik hat. Dafür kann es mit zahlreichen schlauen Konstruktionsdetails und einem recht geringen Eigengewicht punkten.
In Sachen Konnektivität lässt sich das System mit der entsprechenden E-Tube App verbinden, der Funktionsumfang und die Optionen, sowie die Bedienbarkeit sind allerdings etwas altmodisch.

Ausstattung: 3/5
Das E-Kids hat eine solide Ausstattung spendiert bekommen. Die Griffe wirken recht einfach, der Sattel ist sehr gemütlich und die Pedale unauffällig. Der 6100 Cargo Motor ist zwar nicht der Stärkste, dafür arbeitet er aber recht effizient, auch in Verbindung mit Riemen und der Nexus 5E. Mit dem 504Wh Akku kommen wir knapp 45km in der höchsten Unterstützung.
Beleuchtung und Bremsen kommen ebenfalls aus der Mittelklasse.

Preis: 3/5
Das Chike ist ein Lastenrad mit wenig direkter Konkurrenz. Am ehesten lassen sich die Fähigkeiten mit großen Long Johns vergleichen und dort sind Räder mit ähnlicher Ausstattung teils für deutlich weniger Geld zu bekommen. Allerdings sind diese dann deutlich größer, schwerer und im Fahrwerk viel einfacher. Das Chike ist preislich im oberen Mittelfeld angesiedelt, was für dieses Bike kein Preisbrecher ist, aber auch nicht exzessiv teuer.

Qualität & Wartung: 5/5
Dank des Riemens und der wartungsarmen Konstruktion ist das Chike sehr einfach und sorglos im Alltag zu bewegen. Die Fahrwerksteile sind langlebig und das ganze Bike fühlt sich solide an. Selbst die Federung mit dem Elasomer ist wartungs- und Pflegeärmer als Federgabeln und somit heißt es mit dem Rad: Aufsteigen, losfahren, gar nicht drüber nachdenken!
Wenn das Rad zur Wartung muss, gibt es in vielen größeren Städten Händler, aber zumindest an der Motor-Getriebe-Einheit können so gut wie alle Radwerkstätten arbeiten.
Die Verarbeitung des Rahmens, die Beschichtung und die Montage sind beim Testrad makellos und gut gemacht. Ebenso ist die Box mit den Polstern und den Gurten super verarbeitet.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 4/5
Grundsätzlich gibt es vom Chike drei verschiedene Varianten, bei denen sich Kabine durch jeweils andere Lösungen austauschen lässt. Dies passiert jedoch nicht mal eben, sondern wenn die Kinder Kabine montiert ist, dann ist das Chike hauptsächlich für Familien. Jedoch ist auch der Platz in der Kabine sehr gut für Taschen oder Getränkekisten nutzbar, wenn keine Kinder drin sitzen. Und auch die weiteren Boxen, sowie der Gepäckträger erhöhen die Variabilität und den Stauraum. Ein Anhänger lässt sich ebenfalls montieren.

Kindersitze/ Bank: 5/5
Das Chike hat eine der wenigen Sitzbänke, bei denen alles stimmt. Nicht nur, dass die Kinder selbst einsteigen können, sie werden zusätzlich von bequemen, hoch gezogenen Polstern begrüßt und dann mit dem einfach zu verstellenden Gurt System zuverlässig festgeschnallt. Und ebenfalls ist eine Montage einer Babyschalke möglich!

Zubehör: 3/5
Das Chike kommt mit fast allem, was das Herz begehrt. Nur die Trasnportboxen seitlich sind optional, sind aber praktisch und gut verarbeitet. Ein Sonnenschutz für die Passagiere und zusätzliche Verstaumöglichkeiten vorne in der Box wären die Sahne auf der Torte.

Parken und Rangieren: 4/5
Dank des sperrbaren Neigemechanismus und der Dreiradkonfiguration ist das Chike sehr einfach zu rangieren. Erst wenn losgefahren werden soll, muss die Sperre entfernt werden. Der Lenkeinschlag ist groß genug, um auch in engen Garagen gut voranzukommen und auch die geringe Gesamtlänge ist hier förderlich. Das Sperren und Lösen der Feststellbremse braucht zwar etwas Kraft und Geschick, ist aber schnell gelernt. Das Lösen der Neigetechnik ist hingegen recht einfach und könnte somit auch dazu führen, dass dies unfreiwillig geschieht. Hier wäre eine zusätzliche Arretierung sinnvoll.
Um das Rad anzuschließen kann das Speichenschloss mit der Einsteckkette genutzt werden oder man setzt auf ein Schloss, das um eines der wenigen, aber gut zugänglichen Rahmenrohre zu nutzen.

Sicherheit: 4/5
Nach einer kurzen Eingewöhnung lässt sich das Chike sicher bewegen, jedoch sorgen Kinder, die nicht mittig gesetzt sind, immer wieder dafür, dass die Fahrer:in kurz checken muss, in welche Richtung das Rad leichter kippt. Das ist auch bei langsamer Fahrt oft der Fall.
Die Beleuchtung ist hell, aber mein Testrad kommt ohne Fernlicht oder Bremslicht aus, dafür sind die Reflektoren an der Seite der Kabine sehr Auffällig.
Für die Kinder ist die Kabine sehr sicher gestaltet. Die Gurte rutschen nicht von den Schultern, zusätzliche Beckengurte sorgen für ein gewisses Plus in diesem Bereich und die Kabine ist von einem stabilen Rahmen umgeben.

Gesamtscore: 38/50

Fazit:

Das Chike E-Kids ist genau so genial wie schon 2018 und hat nichts von seiner Faszination eingebüßt. Die geräumige Kabine, geringe Größe und Gewicht, sowie vielen Verstaumöglichkeiten machen das Chike zu einem der empfehlenswertesten Lastenräder, die aktuell zs kaufen sind.

*Chike / Harte hat uns das Rad zur Verfügung gestellt und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.