Das Carqon Cruise Family Lastenrad

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Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Der Cargoline Motor von Bosch ist kräftig und unterstützt in allen Lebenslagen, allerdings ist der Schub gefühlt nicht ganz so stark, wie bei anderen Bikes mit dem Motor, was am relativ hohen Eigengewicht und der Kombination aus Riemen und Enviolo liegen kann. Wenn man rollt, merkt man das Gewicht nicht, sondern das Rad lässt sich sehr angenehm und ruhig bewegen. Die Lenkung vermittelt ausreichend Gefühl und ist ein guter Kompromiss zwischen Direktheit und Dämpfung, sodass Schläge nicht direkt zum Lenker durchgetragen werden. Die Sitzposition ist je nach Lenkerposition nicht ganz aufrecht, wie bei einem Hollandrad, sondern vergleichbar mit einem City-Alltagsrad. Damit konnten Lea und ich eine angenehme Sitzposition finden. Auch wenn man sehr langsam fährt, ist das Carqon Cruise durch den tiefen Schwerpunkt einfach zu handlen und dank der Seilzuglenkung kann man auch sehr enge Kurven fahren. Zu weit sollte man sich allerdings nicht in die Kurve legen, da der Abstand des Ständers zum Boden sehr gering ist.

Innovation/Design: 3/5
Grundsätzlich orientiert sich das Design an dem, was man von einem „Premium“-Familybike erwartet, mit den gradlinigen, modernen Formen und der EPP Box. Dazu hat der hintere Rahmen eine eigene Linie, die es mit allen Carqon Rädern teilt und die sehr charakteristisch ist. Dadurch ist der Einstieg nicht ganz so niedrig, sieht aber sehr gut aus. Die Doppel-Sattelstütze hat für Lea und mich gerade so funktioniert: wir haben eine Position der unteren Stütze gefunden, die für mich leicht zu niedrig und für Lea leicht zu hoch war. Bei einem Unterschied von 1,62 zu 1,96 ist das aber auch nicht verwunderlich. Da musste dennoch häufiger der Imbus ran.

Bei der Konstruktion der Box kann man erkennen, dass die Cruise Version ursprünglich wohl nicht geplant war. Denn hier finden sich ein paar Lücken, ungenutzte Schraublöcher und überhaupt außen sichtbare Schrauben. Auch die Dibond platten und der EPP Kragen scheinen einfach so ins EPP reingeschraubt worden zu sein.

Das vordere Schutzblech relativ kurz, was dazu führt, dass der Dreck auf den Rahmen und gegen die Box gesprüht wird. Das ist zwar nicht problematisch, aber dadurch wird das Rad von unten und vorne sehr schmuddelig. 

Und dann ist da noch die Bodenfreiheit. Der Rahmen ist unter der Box relativ breit und tief angesetzt. Das ist zwar an sich kein Problem, aber dadurch hat der Ständer keinen Platz einzuklappen, sondern sitzt noch unter dem Rahmen. Und das führt dazu, dass man regelmäßig mit dem Ständer über den Boden kratzt. Sei es bei schnell gefahrenen Kurven, Bordsteinkanten oder anderen Hindernissen. Irgendwann haben wir uns daran gewöhnt und uns angepasst, aber dennoch passiert es regelmäßig, dass dann einer der Gummifüße des Ständers abgerissen wird.

Ausstattung: 3/5
Hier hat sich Carqon für passende Teile entschieden. Besonderes Highlight ist natürlich die Kong Oi Klingel, die sich optisch richtig schön einfügt und laut genug ist. Auch die Pedale sind gut und bieten guten Grip unter jedem Schuh. Der Sattel ist gemütlich und Sofa-ähnlich, aber die Griffe wirken etwas billig und dünn. Beim Antrieb mit der Enviolo, dem Riemen und dem Bosch Motor kann das Carqon punkten, Display und Scheinwerfer sind aber etwas einfach. 

Insgesamt passt die Ausstattung, bietet aber abgesehen von Klingel und Antrieb keine Highlights.

Preis: 5/5
Auch wenn 5099€ Basispreis viel Geld sind, ist es im Vergleich zu anderen Rädern in dem Bereich recht günstig. Auch weil nicht jeder einen großen Akku oder Riemen mit Enviolo braucht, kann man hier Geld sparen, was bei vielen anderen Anbietern nicht möglich ist. Und für unter 6000€ UVP bekommt man das Carqon Cruise mit EPP Box, Regenverdeck, Polster, und Gepäckträger, inklusive Riemen und Enviolo. Das ist ein sehr kompetitiver Preis! 

Qualität: 4/5
Das Rad ist gut verarbeitet und hat mit der Nabenschaltung und Riemen auch wenig Potential für Verschleißprobleme. Die Federgabel braucht natürlich hin und wieder Aufmerksamkeit, aber das ist ein Bike aus der Kategorie „Raufsetzen, losfahren, nicht weiter drüber nachdenken“. Das Knarzen aus dem EPP ist nicht verschwunden, ist aber irgendwann auch nicht mehr so präsent im Ohr. Der steife Rahmen und die Verarbeitungsqualität, sowie die Oberflächen in der Box gefallen mir ebenfalls gut. Beim Regenverdeck mache ich ein Fragezeichen hinter ein paar der Druckknöpfe, denn gerade der Riemen, der das Verdeck in Form hält, franst an dem Knopf schon aus. Insgesamt bin ich zufrieden mit der Qualität, hier gibt es wenig zu meckern.

Familienbike Kategorie 

Variabilität: 3/5
Das Carqon Cruise ist für Familien gebaut. Für den gewerblichen Einsatz gibt es das Flatbed, aber in dem Cruise sollen Kinder mitgenommen werden. Das heißt, eine Eurobox bekommt man hier vorne nicht herein, wenn man nicht die Bank abbaut. Aber unpraktisch ist es dennoch nicht. Denn Einkaufstüten, kleinere Kisten und auch größere Gegenstände finden in der großen und tiefen Box Platz. Zum Beispiel lässt sich unser Buggy vor die Kinder stellen, auch während der Fahrt. Es gibt auch einen Gepäckträger, der sich schön in das Gesamtbild einfügt und Platz für Packtaschen bietet. Also keine Besonderheiten bei der Variabilität, aber auch nicht schlecht.

Sitze/Bank: 4/5
Das Cruise bietet Platz für 2 Kinder plus Baby, eventuell findet auch eine vordere Bank noch Einzug in die Ausstattungsliste. Auf jeden Fall sind die Sitze breit genug und haben einen guten Abstand zum Boden, sodass man auch darunter Dinge verstauen kann. Auch nach vorne hin ist genug Platz in der Box, auch für größere Gegenstände. Die eigentliche Holzbank unter dem Polster ist meines Erachtens unpassend, aber das optionale Polster ist wirklich gut, lässt sich leicht reinigen und ist hübsch. Die Sitzlehne ist leider nicht besonders hoch und reicht meiner großen Tochter (4j.) gerade mal an die Schulter. Die Kleine, 1,5j., kann immerhin noch ihren Kopf ein bisschen anlehnen. 

Was mich aber gestört hat, ist die Anordnung der Gurte. Die sind sehr tief angebracht. Das führt dazu, dass sie während der Fahrt ständig von der Schulter rutschen, auch schon bei der Kleinen. Meine Lösung war, dass ich die Gurtschnalle so weit wie möglich oben angesetzt habe, damit die Schultergurte zusammenbleiben. Ich würde mir wünschen, dass die Gurte von weiter oben kämen.

Zubehör: 4/5
Das Zubehör, das Carqon für das Cruise anbietet, passt zum Charakter des Rades und alles Wichtige ist abgedeckt. Die Teile sind auch gut verarbeitet und angemessen eingepreist. Ich würde mir aber wünschen, dass es noch Möglichkeiten in der Box gäbe, um Kleinigkeiten zu verstauen oder auch etwas, womit Fahrer/innen Dinge während der Fahrt lagern können.

Parken und Rangieren: 4/5
Mit der Seilzuglenkung lässt sich das Cruise sehr einfach rangieren. Obwohl es so ein großes und schweres Rad ist, fällt es leicht, es zu schieben und auch in Parklücken zu bekommen. Durch das Speichenschloss mit optionaler Einsteckkette kann man es einfach anschließen, oder man nutzt alternativ die großen Öffnungen am Rahmen um ein Schloss durchzuziehen. Vorne am Rad gibt es allerdings keine Möglichkeit, ein Schloss durchzuziehen.

Wenn man dann einen Parkplatz gefunden hat, muss man natürlich den Ständer verwenden und das Bike ist beladen doch recht schwer auf den Ständer zu bekommen. Ebenso ist nur auf der linken Seite eine Tritthilfe vorhanden, was es manchmal schwieriger macht, das Rad aufzustellen, als es sein müsste. Wenn das Carqon Cruise erst einmal steht, steht es auch sicher, wackelt aber ein bisschen, wenn es beladen ist. Es gibt zwar keine Gefahr, dass es umkippt oder wegklappt, aber es fühlt sich nicht rock solid an.

Sicherheit: 3/5
Sowohl bei der passiven, als auch der aktiven Sicherheit ist das Carqon Cruise solide, ohne Highlights zu setzen. Die EPP Box und der Umlaufende Rahmen erhöhen die Stabilität bei Unfällen, die Bremsen sind gut und die Sitzposition und die Fahreigenschaften vermitteln viel Vertrauen. Die Kindersitzlehnen könnten etwas höher sein und mit einer besseren Gurtkonstruktion aufwarten. Vielleicht könnte man auch die Sitzbank etwas niedriger machen, um die beschriebenen Probleme auszuräumen. Die Beleuchtung ist vorne eher mager, dafür ist das hintere Licht auffällig. Es gibt auf der Box keine weiteren Reflektoren, dafür sind die Paspelierungen auf dem Regencover reflektierend. 

Gesamtscore: 37/50

Fazit:

Das Carqon Cruise ist ein grundsolides Family Bike, das aber keine wirklich neuen Akzente setzt. Es fährt sich sehr angenehm, es bietet viel Platz, es ist komfortabel und es kostet vergleichsweise wenig. An die paar kleineren Makel kann man sich aber einfach gewöhnen oder mit ein paar Tricks aus dem Weg räumen. Das Carqon Classic oder einige andere Kontrahenten wirken etwas mehr aus einem Guss, sind aber teilweise deutlich teurer. Das Cruise hat ein wirklich gutes Preis Leistungsverhältnis. Es eignet sich im Grunde für alle Familien mit zwei Kindern, die hauptsächlich im Urbanen Umfeld damit unterwegs sein wollen. Wenn man in einer bergigen Gegend wohnt mit einigen Anstiegen, würde ich die Version mit Kettenschaltung bevorzugen, da sie einen besseren Wirkungsgrad hat und nochmal eine Ecke leichter ist, vom Preis abgesehen.

Als hauptsächliche Kontrahenten würde ich das Gazelle Makki und das Lovens Explorer sehen, wobei das Carqon im Vergleich zu den beiden auch den stärkeren Motor hat und von den Features eher in der Klasse mitspielt, die 1000€ teurer ist. Also insgesamt ein gutes Bike, das viele Familien anspricht.

* Carqon hat mir das Rad zur Verfügung gestellt und unterstützte mich für die Erstellung des ersten Videos. Auf meine Meinungsäußerung, die Gestaltung meiner Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Ich bin herstellerneutral.

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