2020 Ca Go FS200 – Premium Cargobike im Test

Ich konnte das neue Ca Go FS200 6 Wochen lang im Alltag testen und sehen, ob Ca Go die großen Versprechungen einlösen kann. Vielen Dank an Ca Go für die Bereitstellung des Rades und die Unterstützung.

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Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 10/10
Initial fühlt sich das Ca Go sehr schwer und satt an. Der Effekt ist gewollt und kommt durch das hohe Eigengewicht, die Gewichtsverteilung und die gefühlt etwas schwergängige Kabelzuglenkung. Nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt und das Fahrrad vermittelt sehr viel Sicherheit und ist trotzdem agil. Genial an der Lenkung ist natürlich der große Lenkeinschlag mit dem man auch um engste Kehren kommt.

Der Cargoline Motor in Verbindung mit der Enviolo macht einen super Job. Die Schaltung funktioniert mittlerweile komplett zuverlässig und in Verbindung mit dem kräftigen Motor kommt man auch beladen überall hoch. Auch akustisch hält er sich zurück. Was mich erstaunt ist, dass auch meine 1,62m Frau sich nach kurzer Eingewöhnung pudelwohl auf dem Rad gefühlt hat. Und das trotz des nicht verstellbaren Lenkers.

Insgesamt vermittelt das Ca Go FS200 ein sattes „Premium“ Fahrgefühl und ist durch die elektronischen Helfer sehr einfach zu bewegen.

Innovation/Design: 8/10
Auf den ersten Blick würde man das CaGo nicht in den Bereich „Lastenfahrrad“ zuordnen. Sie haben sich in vielen Details an anderen erfolgreichen Konzepten orientiert und die besten Details in dieses Fahrrad gebaut, ohne aber irgend etwas zu kopieren. Die große EPP Box mit den weiteren Design Elementen und die Positionierung der Akkus sind Alleinstellungsmerkmale.

Die Position der Akkus ist wohl einer der diskussionswürdigsten Punkte bei dem Bike. Auf der einen Seite haben wir den Battery Safe, an den Diebe nicht leicht heran kommen und die perfekt austarierte Gewichtsverteilung. Auf der anderen Seite reduziert die Position den Platz in der Box recht deutlich und zum Laden muss man tief in die Box rein, diese entleeren und mehrere Teile abnehmen. Wenn man eine Abstellmöglichkeit mit Strom hat, ist dies kein Problem, da sich die Akkus von außen laden lassen. Wenn man das nicht hat, würde ich auf jeden Fall den zweiten Akku mitbestellen, denn so sind Reichweiten im Turbo Modus bis zu 100km drin. 90km im gemischten Betrieb habe ich hinbekommen.

Insgesamt hat das CaGo ein sehr modernes, maskulines Design, das wirklich heraussticht und die Konstruktion ist durchdacht.

Ausstattung: 9/10
Das Ca Go ist von Haus aus sehr gut ausgestattet. Hier wurden nur wenige Massnahmen ergriffen, um die Kosten zu drücken. Klingel und Rücklicht wollen nicht zum Gesamtpaket passen, aber ansonsten sind nur passend hochwertige Komponenten verbaut worden. Das Kiox Display passt zum modernen Charakter des Rades, ist intuitiv bedienbar und hat viele Funktionen. Die Griffe, Sattel und Stütze sind Zusatzaustattung, die Grundausstattung ist aber auch schon gut. Und der M50 Mini Scheinwerfer von Supernova wird die meisten ebenfalls mehr als zufrieden stellen. Die Ausstattung lässt also kaum Wünsche offen.

Preis: 4/10
6435€ mit 16% Mehrwertsteuer in der Grundausstattung ist viel Geld. Wahrscheinlich mehr, als die Meisten bereit sind, auszugeben. Wenn man den Preis aber gegen die Ausstattung spiegelt, ergibt sich ein Bild, dass der Preis irgendwo gerechtfertigt ist, natürlich soweit man die Ausstattung braucht und haben möchte. Hier ist das „Problem“, dass es keine Einstiegsversion gibt, sondern das Ca Go immer mit Automatik, Kiox Display, Cargoline Motor und einem großen Akku ausgestattet ist. Bei dem Grundpreis bleibt es natürlich nicht, aber auch die zusätzlichen Extras sind in Preisrahmen der Konkurrenz. Im Bereich der Premiumbikes liegt es insgesamt im oberen Mittelfeld.

Qualität: 8/10
Das Ca Go FS200 ist mit dem klaren Ziel entwickelt worden, hochwertig auszusehen, hochwertig zu fahren und hochwertig zu sein. Dieses Ziel ist mit dem ersten Serienrad noch nicht ganz erreicht. Die Schweißnähte sehen an der ein oder anderen Stelle etwas grob aus und ich habe festgestellt, dass die EPP Box immer ein bisschen irgendwo quietscht. Das liegt natürlich auch am Material, aber dennoch reiben irgendwo Teile an einander. Ich bin aber auch sehr empfindlich was das angeht, vielen wird es wahrscheinlich nicht auffallen.
Grundsätzlich ist der Rahmen massiv gearbeitet. Die Struktur ist für große Lasten ausgelegt und er fühlt sich jederzeit sehr stabil an. Auch die Anbauteile können da mithalten, das sollte alles sehr langlebig sein.
Durch das lange Schutzblech kommt verhältnismäßig wenig Dreck an die Unterseite und die Batteriebox. Trotz der teilweise sehr schlechten, matschigen Wege, die ich zuletzt gefahren bin, ist auch nichts in die Batteriebox gekommen.

Familienbike Kategorie 

Variabilität: 6/10
Das Ca Go kommt zunächst nur mit dieser Box. 200 Liter fasst sie nominell und ist innen ausgeformt für weiteres Zubehör und die Sitze. Die Grundfläche ist etwas größer als eine Eurobox und somit dafür gut nutzbar. Wenn man allerdings größere oder breitere Gegenstände transportieren muss, ist sie etwas im Weg. Die Aluminiumleisten schützen die Box, wenn man Dinge darauf legt oder verzurrt. Die Box lässt sich nicht einfach demontieren, falls man mehr Platz benötigt und durch das Batteriefach im Unterboden ist die Tiefe der Box begrenzt.

Auf dem Boxendeckel lässt sich noch ein zusätzlicher Gepäckträger für leichte Lasten befestigen. Der Deckel ist abschließbar und schützt die Güter, die in der Box sind sowohl vor Wetter, vor Blicken und Zugriff. Allerdings lässt er sich nicht montieren, wenn die Kindersitze montiert sind und das Wasser vom Deckel fließt in die Box, wenn man sie nach einer Regenfahrt öffnet. Das ist also wirklich ein reiner „Cargo“ Deckel.
Zusätzlich lassen sich noch Packtaschen an den Streben am Hinterrad montieren, ein proprietärer Gepäckträger fürs Ca Go ist Ende 2020 noch in der Entwicklung.

Sitze/Bank: 8/10
Mit den Sitzen war mein großes Kind zufrieden. Der 5-Punkt Gurtmechanismus ist etwas gewöhnungsbedürftig und gerade mit dicken Winterklamotten frickelig. Die gefederte Sitzfläche ist nah am Boden, was dazu führt, dass Kinder L-förmig sitzen. Dafür finde ich auch die Lehne etwas steil. Je nachdem, wie lang die Beine sind, wird die Nutzbarkeit der Box stark eingeschränkt, da ist dann dieser Zwischenboden hilfreich. Der Vorteil der tiefen Sitzposition ist, dass die Kinder schön von der Box eingerahmt werden und die verstellbaren Kopfstützen sind ebenfalls super.
Das Obermaterial und Polster der Sitze fühlt sich sehr komfortabel an, zieht leider Wasser, sodass sie mit den standardmäßig mitgelieferten Rucksackcovern abgedeckt werden sollten, wenn man ohne Passagiere durch den Regen fährt oder wenn das Rad draußen steht. Da fehlt aktuell noch eine Abdeckung für die Box.

Ca Go bietet IsoFix Adapter an, um eine Basisstation in der Box zu montieren. Dafür müssen aber die Sitze ausgebaut werden. Es ist also offiziell aktuell nicht möglich ein Kind und ein Baby mitzunehmen. ABER, man kann relativ einfach eine Weber Schale in der Box montieren. Die Federung und der Komfort ist auch fürs Baby dann außergewöhnlich gut und ein Kind passt auch daneben. Die Box ist dann allerdings voll und gerade bei kalten Temperaturen fehlt ein Regenverdeck.
Für zwei Kinder ab dem Kleinkindalter ist es sehr komfortabel und sicher, aber für Babys oder mehr als zwei Kinder gibt es (noch) keine gute Lösung.

Zubehör: 3/10
Wie wichtig Zubehör für die Nutzbarkeit eines Cargobikes sind, wird hier zum aktuellen Zeitpunkt deutlich. Ca Go hat sehr viel in der Entwicklung und aktuelle Render-Bilder sehen vielversprechend aus, aber aktuell fehlen einige essentielle Teile, wie Plane, Faltgarage, Gepäckträger, Babyschale und ganz wichtig: Regenverdeck. Der Boxendeckel ist bereits verfügbar und ich habe einen Prototypen dieses Zwischenbodens, der sehr praktisch ist.
Das fehlende Zubehör schränkt die Nutzung gerade im Winter etwas ein. Hier müsste man tatsächlich einmal Mitte 2021 sehen, was dann verfügbar ist, und wie man sich dann das CaGo ausstatten kann.

Parken und Rangieren: 8/10
Durch die Seilzuglenkung hat das Ca Go FS200 einen sehr kleinen Wendekreis und lässt sich zielsicher in Parklücken und in Fahrradständer zirkeln. Der Ständer ist einfach zu bedienen, wenn man das Rad beim Aufstellen nach hinten und gleichzeitig nach oben zieht. Hierfür ist der Griff sinnvoll. Meine Frau hatte allerdings mit dem leicht beladenen Ca Go diesbezüglich kleine Probleme und hat immer 1-2 zusätzliche Anläufe gebraucht. Auf dem Ständer steht es satt, kann nicht einfach so wegklappen und ist auch einfach wieder auf die Räder zu bringen.
Im hinteren Teil des Rades gibt es genügend Punkte, um ein Schloss durchzuziehen. Gerade auch im oberen Bereich durch den Griff, was sehr praktisch ist. Im vorderen Bereich gibt es jedoch keine Möglichkeit. Was ebenfalls fehlt, ist ein Speichenschloss.

Sicherheit: 9/10
Hier soll das Ca Go punkten, hier haben sie besonders viel Wert drauf gelegt und es ist ihnen meiner Meinung nach gelungen. Es gibt kein anderes Long John, das bezüglich der Sicherheit so viele Aspekte berücksichtigt. Geometrie, Bremsen, Sitze, Box, Reflektoren: dieses Safety-Pro-Tech Konzept scheint zu funktionieren und ich hatte stets das Gefühl, mich und meine Kinder sicher und komfortabel durch die Gegend zu kutschieren. Der Scheinwerfer mit dem Fernlicht ist super für dunklere Wege, eine Bremslichtfunktion hätte Ca Go dem Rad aber noch spendieren können.

Gesamtscore: 73/100

Fazit:

Das Ca Go FS200 ist ein großartiger erster Wurf für den jungen Hersteller aus Koblenz. Die Firma RTI ist schon lange im Fahrradteile Vertrieb aktiv, ein komplett eigenes Fahrrad -und dann noch ein so komplexes Lastenrad- ist aber noch ein anderer Schnack. Die Entwicklung hat eine ganze Ecke länger gedauert als geplant und die Tatsache, dass zu Marktstart essentielles Zuebhör noch nicht verfügbar ist, ist schade.

Die Positionierung ist ebenfalls gewagt, da nicht viele bereit sind, 6-9.000€ für ein Lastenrad auszugeben. Ca Go gleicht das aus, indem sie ihr Angebot um die bestehenden Förderprogramme und Leasingangebote stricken, aber wenn das nicht verfügbar ist, ist der Preis ein dickes Brett. Dennoch denke ich, dass sie Erfolg haben werden. Sie haben große Dinge versprochen und das Rad, dass ich hier habe, kann diese Versprechen fast vollumfänglich erfüllen. Bei ein paar Details kann man erkennen, dass gerade dieses Rad mit heißer Nadel gestrickt wurde, aber alle nachfolgenden Räder und besonders die, die an die Kunden gehen, dürften noch einmal einen höheren Reifegrad haben. Wenn man also bereit ist, einen gewissen Vertrauensvorschuss zu geben oder auf gewisses Zubehör zu warten, bekommt man ein hervorragendes Cargobike!

* Ca Go hat mir das Rad zur Verfügung gestellt und bezahlt mich für die Erstellung der Videos. Auf meine Meinungsäußerung, die Gestaltung meiner Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Ich bin herstellerneutral.

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2 Kommentare

  1. Hi Tilmann,

    danke für deinen großartigen Bericht wie auch Video.
    Weißt du, ob man die Kindersitze auch einzeln erwerben kann?

    Danke.
    Grüße Thomas

    1. Hi Tilmann,

      ich habe mittlerweile Antwort von Ca Go bekommen. Nein, die Sitze können nicht einzeln erworben werden. Alle Sicherheitsfreigaben würden erlöschen, wenn die Sitze außerhalb eines Ca Gos verwendet werden.

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