Das Vello SUB ist die Ameise unter den Longtail-Lastenrädern

Vello ist für seine Falträder weit und breit bekannt, aber nun hat der Wiener Hersteller sein erstes Lastenrad auf den Markt gebracht. Mit starken Details und kleinem Footprint an die Spitze? Wir konnten das Bike mehrere Wochen testen!

Hier gehts zur Score-Übersicht.

Und hier zu der Erklärung der Bewertung.

Fahrrad Kategorie

Fahrverhalten: 4/5
Long Tail Lastenräder, und hier besonders kompakte Long Tails, sind bekannt dafür, keinerlei Rätsel aufzugeben. Und auch das Vello SUB erfüllt dieses Versprechen. Einfach aufsteigen, losfahren, glücklich sein. Das Rad ist sehr agil abgestimmt, bis zu dem Punkt, dass es leicht nervös wirkt und allzu gerne sich in jede kleine Kurve hineinwirft. Was gerade in engen Gassen durchaus Spaß macht, ist auf längeren Touren oder Überland-Strecken gewöhnungsbedürftig. Dank der sehr variablen Sitz- und Lenkerposition kann dieser Effekt allerdings gut in den Griff bekommen werden. Das SUB kann sowohl eine sportlichere, als auch eine sehr aufrechte Sitzposition bereithalten. Der Motor hat mit dem leichten Rad und kleinen Hinterrad keine Probleme und hält sich auch dank der schmalen Rahmenrohre akustisch zurück. Da passt dann auch die Enviolo, wobei sportlichere Naturen oder gewerbliche Nutzer:innen auch die empfehlenswerte 3×3 Nine bekommen können.
Da das Vello SUB ohne Federgabel auskommen muss, ist das Rad weniger bequem, dank der guten und breiten Reifen ist es aber dennoch überraschend komfortabel. Auch Grip und Bremsweg profitieren von den Schwalbe Pickup Reifen. Mit dem 400Wh Akku konnten wir Reichweiten von ca. 35km in unserem städtischen Alltag im Winter erreichen.

Innovation/Design: 5/5
Das Vello SUB hebt sich mit seinen schlanken Rohren und dem X-Rahmendesign, sowie der starren Gabel wohltuend von den Martkbegleitern ab. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist die Auswahl des Rahmenmaterials, denn das SUB lässt sich mit einem Stahl oder einem Titan Rahmen bestellen. Steckachsen, Riemenintegration und die vielen Falt-Details sind komplett auf der Höhe der Zeit und dürften bei der Zielgruppe großen Anklang finden. Darüber hinaus ist das SUB eines der kürzesten und leichtesten vollwertigen Long Tail E-Lastenräder. Beim Motor setzt Vello auf das Smart System von Bosch, womit sie ebenfalls zukunftsfähig aufgestellt sind. Vello kombiniert hier gekonnt klassischen Look mit intelligenten Details.

Ausstattung: 3/5
Vello gibt dem SUB ein paar Ausstattungs-Highlights, aber auch ein paar schwächere Punkte mit. Die Kontaktpunkte Griffe, Sattel und Pedale sind alle recht einfach und von den Pedalen bin ich bei nassem Wetter mehrfach abgerutscht. Dafür kann das Rad bei Beleuchtung und Bremsen punkten, wobei ich gerade für längere Abfahrten auf größere Bremsscheiben ginge. Der 400Wh Akku der Standardausstattung ist für die meisten Tagestrips mehr als ausreichend, muss jedoch recht oft an die Steckdose. Dafür ist beim SUB standardmäßig die Doppelakku-Funktion integriert.

Preis: 3/5
Nicht außergewöhnlich teuer, aber auch kein Preiskracher. Mit einem Basispreis von 5.600€ positioniert Vello das SUB einige hundert Euro unterhalb der teuersten Anbieter, rechnet das Bike aber schon dem Premium Segment zu. Das gilt natürlich insbesondere für die Titan Modelle. Gerade im Long Tail Bereich ist der Wettbewerb jedoch recht stark und Bikes mit vergleichbarer Ausstattung gibt es auch schon für unter 5.000€.

Qualität & Wartung: 5/5
Zuverlässige Komponenten, gut verarbeiteter und beschichteter Rahmen, sowie ein Verzicht auf Teile, die regelmäßige Wartung benötigen: Das Vello SUB hat das Zeug, dich lange und zuverlässig zu begleiten. Nur die Schutzbleche sollten verlängert werden, um vorzeitigen Verschleiß bei Motor und Riemen zu verhindern. Vello hat über die Jahre des Faltrad-Angebots ein recht dichtes Händlernetz aufgebaut, über das auch die SUB gewartet werden können. Jedoch handelt es sich dass komplett um Standard-Teile, sodass auch der Besuch beim Vello Händler nicht zwingend ist. Insgesamt bin ich mit dem Qualitätsanspruch sehr zufrieden.

Lastenrad Kategorie 

Variabilität: 5/5
Der größte Vorteil des SUB ist sein geringes Eigengewicht in Verbindung mit der hohen Freigabe. Das SUB darf maximal das 7-fache des eigenen Gewichts wiegen. So etwas schaffen eigentlich nur Lasten-Anhänger. Darüber hinaus hat es aber auch noch clevere Details, um Transporte so einfach wie möglich zu gestalten, wie zum Beispiel die mehrfachen MIK-HD Schnittstellen auf dem Gepäckträger oder die Öse, um eine Anhängerkupplung zu montieren. Ebenso passt eine Eurobox hinten in die Reling und eine halbe Eurobox vorne auf den Gepäckträger, der mit 20kg ebenfalls viel tragen kann. Nur die Streben für Packtaschen könnten noch etwas weiter herausstehen, um mehr Möglichkeiten zu haben, Packtaschen von Drittherstellern zu montieren.

Kindersitze/ Bank: 5/5
Die Polster des SUB sind sehr gemütlich, leicht abwischbar und sitzen fest in den MIK HD Aufnahmen. Dadurch lassen sie sich für Transporte auch leicht entnehmen oder neu Anordnen, falls ein Kind zum Beispiel in einem großen Kindersitz Platz nehmen möchte. Die Sitzbank ist angenehm niedrig und auch die hintere Rückenlehne ist gelungen, ebenso wie die Trittbretter. Die Kinder haben mehrere Möglichkeiten, sich festzuhalten und dank der großen Gewichtsfreigabe können sogar zwei Erwachsene zusammen auf dem SUB fahren.

Zubehör: 4/5
Vello hat viel Zeit und Kapazität in die Entwicklung des Zubehörs gesteckt. Es reicht von der Auswahl und Kompatibilität allerdings nicht ganz an den Brachenprimus heran. So sind die reflektierenden Taschen ein echtes Sicherheitsplus und schön groß, aber fallen in sich zusammen oder nach außen, wenn sie nicht an der Reling befestig werden. Dann werden allerdings auch die Seiten der Tasche nach oben gezogen, was die Beinfreiheit der Kinder einschränkt.
Der Cocoon ist eine mega Idee und toll umgesetzt, bietet aber keinen Sonnenschutz und sollte bei warmen, windigen Tagen doch lieber abgebaut werden. Leider ist die Kompatibilität mit der Cool Kids Reling nicht ganz durchdacht. Diese ermöglicht mit dem hochklappbaren Bügel, dass Kinder einfach einsteigen können. Die ist ebenfalls toll, würde aber von einem besseren Verschlussmechanismus profitieren.

Parken und Rangieren: 5/5
Hier macht sich das geringe Gewicht des Vello SUB besonders bezahlt. Das Handling, Rangieren, Abstellen auf dem Ständer sind allesamt einfach und auch für kleinere Personen leicht umsetzbar. Es hat viele Streben, um Schlösser durch den Rahmen zu ziehen und auch ein Speichenschloss ließe sich an der Gabel montieren. Ein Aufstellen auf das Heck ist nicht möglich, aber dafür lässt sich der Lenker eindrehen und die Pedale, sowie hintere Fußstützen einklappen, sodass das Rad auf eine Breite von nur 30cm kommen kann.

Sicherheit: 3/5
Dank der steilen Lernkurve bei der Fahrt und die Sicherheitsausstattung kann das SUB hier punkten. Das gelegentliche Lenkerzittern sorgt dann aber für einen Punktabzug. Rücklicht mit Bremslicht als Standardausstattung und ein guter Mittelklassescheinwerfer bieten auch im Winter Sicherheit. Nur ein Fernlicht fehlt. Die Bremsen sind kräftig und bieten mit den Reifen zusammen ein hohes Maß an Vertrauen, allerdings sind die Scheiben klein dimensioniert. Vorsicht bei langen Abfahrten!
Für die kleinen Passagiere wurde mit der Reling ebenfalls für eine höhere Sicherheit gesorgt. Jedoch sind beide Relings jeweils nur mit einer Strebe pro Seite ausgestattet und die Fußstützen lassen sich nicht in der unteren Position arretieren, das könnte zu Klemmungen führen.

Gesamtscore: 41/50

Fazit:

Das Vello SUB hat uns wirklich überrascht! Fahrt, Zubehör, Verarbeitung, all das ist auf einem sehr hohen Niveau und das Rad eignet sich für sehr viele, auch sehr unterschiedliche Einsatzzwecke. Hätten wir nicht 2024 schon ein Long Tail gekauft, würden wir jetzt bei dem SUB definitiv zuschlagen!

*Vello hat uns das Rad ausgeliehen und das Video finanziell unterstützt. Auf unsere Meinungsäußerung, die Gestaltung der Videos und die Erstellung dieser Bewertung hat dies keinen Einfluss. Wir sind herstellerneutral.

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